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Sklaverei in der Bibel
                                 von Roswitha Ludwig
Der Mensch als Geschöpf Gottes erfährt durch dieses Verhältnis eine besondere Wertschätzung. Sklaverei und Gotteskindschaft stehen in krassem Gegensatz zueinander. Wie wird in der Bibel Sklaverei und  Knechtschaft dargestellt?

Gottes Befreiungstat

Wie andere Wüstenvölker lebten die Israeliten als unterworfener Stamm in Ägypten. Diese Fremdvölker mussten Zwangsarbeit leisten und wurden unterdrückt. (siehe 2. Mose 1ff).
Ein Fundament des jüdischen Glaubens und der Beginn der Geschichte mit Gott ist die Befreiung von der Knechtschaft in Ägypten. Doch zur Freiheit gehört Bindung, Bindung an Jahwe. Jahwe ist der Gott, der sich Mose am brennenden Dornbusch offenbarte als Gott der Väter Israels. Und Mose sollte das Volk in die Freiheit führen. So geführt gelang den Israeliten der Auszug aus Ägypten. Mit der Vision der Verheißung des Gelobten Landes konnten sie die Wüstenzeit mit extremen Herausforderungen bestehen.
Die 10 Gebote wurden bei dieser Wüstenwanderung als lebenserhaltende Ordnungen durch Mose übermittelt. Die Freigewordenen überlebten als Jahwes berufenes Volk und siedelten in Kanaan.

Sklavengesetze im Alten Testament
Zum sesshaft gewordenen Volk Israel gehörte die Sklaverei wie zu allen antiken Reichen. Wie gerieten Menschen in diese Gesellschaftsschicht?
Fremde wurden Sklaven als Unterworfene oder Besiegte.
In die Schuldsklaverei geriet man, wenn man Forderungen eines Gläubigers nicht bezahlen konnte.
Auch ein Familienvater konnte ein Familienmitglied, zum Beispiel eine Tochter, in die Sklaverei geben.
Sklave war zunächst auch ein Kind von Sklaven.
Ein Mensch konnte es wünschen, für immer Sklave eines Herrn zu bleiben. Mit einem Pfriem wurde ihm als Zeichen dafür das Ohr durchstochen.

Schutzrechte und Befreiungsmöglichkeiten

Vor Willkür der Besitzenden schützten jedoch Rechtsvorschriften zugunsten der Sklaven und Verheißungen für großzügige Herren (5. Mose 15,1 ff.) Im siebenten Jahr seines Dienstes, dem sogenannten Sabbatjahr, sollte ein hebräischer Sklave freigelassen werden. Dem Herrn des Sklaven wird empfohlen, ihn nicht mit leeren Händen gehen zu lassen. Wer großzügig gibt, dem wird Segen verheißen. Wenn ein Knecht oder eine Magd nicht frei werden wollten, konnten sie sich öffentlich ihrem Herrn für alle Zeit übergeben.
Besondere Schutzrechte wurden den Frauen zugesprochen. Da war zum Beispiel die Fremde, die von einem Israeliten zur Frau genommen oder als Tochter an einen Mann verkauft wurde. Wenn sie ehelich gelebt hatten, besaß sie einen Versorgungsanspruch. Dieser galt auch dann, wenn sich der Mann von ihr abwandte. Sie konnte aber auch ihre Freiheit fordern und weggehen. Eine Israelitin durfte nicht in die Fremde verkauft werden (5. Mose 15,7 ff. und 5. Mose 21,10 ff.)

Jahwe-Glaube macht frei

Das gilt grundsätzlich, weil er unvereinbar ist mit Unterdrückung, denn der Glaube wurzelt in der Befreiungstat Gottes. Immer wieder wird den Israeliten gesagt: „Vergiss nicht, „... dass du auch Knecht warst in Ägyptenland und der Herr, dein Gott, dich erlöst hat." (5. Mose 15,15). Wie einzelne Menschen, so entfernten sich auch das Volk oder seine Könige von den Geboten Gottes. Die Propheten des Alten Testamentes kritisierten solche Zustände, sagten Gottes Bestrafung voraus und mahnten zur Umkehr. Vor allem Amos prangerte soziale Missstände an. Jesus verurteilte die Praxis der Scheidebriefe, die einem Mann erlaubte, seine Frau aus der Ehe zu entlassen.

Solidarität Jesu mit Unterdrückten

In vielen überlieferten Begegnungen wandte sich Jesus den Ausgegrenzten und Ärmsten zu und solidarisierte sich vorbehaltlos mit ihnen. Ein berühmtes Jesuswort steht dafür: „Was ihr getan habt, einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." (Matth. 25,40). Ohne auf religiöse Vorschriften zu achten, die Schranken aufrichteten, half, heilte, rettete er und pflegte Tischgemeinschaft. Rein - unrein, Sabbatgebote und zahlreiche pharisäische Glaubensvorschriften hinterfragte er nach ihrem Nutzen für die bedürftigen und leidenden Menschen. „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen" (Mark. 2,27). An seinen Worten und seinem Handeln erkannten viele Zeichen, die sie von dem verheißenen Messias erwarteten.
Das war für die Mächtigen des Judentums Irrglaube, Gotteslästerung, Provokation und Angriff auf überlieferte Glaubenswahrheiten.  So wurde Jesus wegen Gotteslästerung verurteilt. Wie viele Sklaven erlitt er den Tod am Kreuz.

Sklaverei im Umfeld der Urgemeinde
Spätgotische Kreuzigungsgruppe Weil der Stadt
Spätgotische Kreuzigungsgruppe Weil der Stadt

Die Briefe der Apostel sind die ersten und ältesten Schriften des Neuen Testaments. Vor allem Paulus, gebildet in jüdischer und hellenistischer Tradition, reiste und missionierte. Er schrieb an die jungen Gemeinden. Bezug nehmend auf ihre Situation, vermittelte er in diesen Briefen theologische Grundlagen.
In den urchristlichen Gemeinden trafen die verschiedenen Gesellschaftsschichten aufeinander. Die Schicht der Sklaven und Armen stellte einen hohen Anteil. Doch innerhalb der Gemeinden zählten die Unterschiede nicht. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn Ihr seid allesamt einer in Christus Jesus", schreibt Paulus in Galater 3, 28.
Gegen die gesellschaftliche soziale Wirklichkeit gab es keine Auflehnung. Wer die christliche Botschaft richtig verstand, unterdrückte seinen Nächsten nicht. Außerdem lebte die Urgemeinde in der Naherwartung der Wiederkehr Christi und richtete sich auf dieses Glaubensziel aus.

Vom Sklaven zum Bruder
Der Brief des Paulus an Philemon zeigt sehr wohl einen Veränderungsimpuls der gesellschaftlichen Wirklichkeit aus dem Glauben heraus. Der wahrscheinlich entflohene Sklave Onesimus wurde mit einem Brief des Apostels Paulus zu seinem Herrn zurückgeschickt. Paulus empfiehlt dem Gemeindemitglied Philemon, diesen Onesimus wieder aufzunehmen - nicht mehr als einen Sklaven sondern als einen Bruder. Der Apostel befiehlt nicht kraft seines Amtes, sondern er bittet für den Rückkehrer, der durch seinen Glauben ein anderer geworden sei. Philemon soll aus seiner Glaubenshaltung heraus seinen einstigen Sklaven freilassen. Wenn Onesimus zurückkehrt, zeugt das von einer großen Glaubenskraft. Juristisch gesehen muss er mit einer harten Bestrafung rechen.

Freiheit - Befreiung
Durch 2000 Jahre Kirchengeschichte werden Überlegungen angestellt, ob nicht die „Freiheit des Christenmenschen" (Martin Luther) auch Befreiungstaten fordere. Wer befreit ist, sollte die Fesseln seiner gesellschaftlichen Wirklichkeit sprengen, sprengen dürfen, bzw. dem Bruder dazu verhelfen.
Der Apostel Paulus sagt jedoch der Gewalt eindeutig ab, Eph. 6,5-9: „Ihr Sklaven seid gehorsam euren irdischen Herren..." Gleichermaßen ruft er die Herren in die Pflicht:„..lasst das Drohen, denn ihr wisst, dass euer und ihr Herr im Himmel ist...".
Wer existenziell die Freiheit im Glauben erfährt, fühlt sich in der Verantwortung gegenüber Gott. Er muss heute wie gestern entscheiden, wie er diese lebt und in der Wirklichkeit seines Lebens umsetzt.

Links
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Die Festtradition des Judentums hält das Gedenken an die Befreiung lebendig:

Zur Diskussion Sabbatgebot und Sonntag

Kreuzigung:

Bild Kreuzigungsgruppe aus: Schütz Siegfried „Die Weil der Städter Kreuzigungsgruppe" in Heimatverein Weil der Stadt, Berichte und Mitteilungen, 47. Jahrgang 1998

 

 
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