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Abhängig beschäftigt

                                       von Uwe Bartholl
Nachdenken über Sklaverei führt mitten hinein in unsere modernen Abhängigkeiten, die im Übermaß selbst bestimmtes Leben zur Farce verkommen lassen. Einigen Spuren dieser modernen Ausbeutung von Arbeitskraft bin ich nachgegangen.

Arbeit macht krank
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Kein Durchblick mehr; Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO

Die weltweit agierende Unternehmung für Mitarbeiterberatung, ICAS, schätzt die Kosten für stressbedingte Ausfälle am Arbeitsplatz in der Eurozone auf 20 Milliarden Euro jährlich. Burnout und Depression sind die häufigsten Ursachen. Dass vielfach Arbeit krank macht, ist kein Geheimnis. Es ist ebenso kein Geheimnis, dass Arbeitsverhältnisse gestaltet werden, die nicht diesem Zwang unterliegen. ICAS bietet den Unternehmen ein umfassendes Paket zur Beratung der Mitarbeiter an, das zur Senkung des Stressniveaus führt und damit Arbeitsausfälle reduziert. Wo diese Hilfe bei zu hoher Belastung nicht erfolgt, da bleibt der Mensch Opfer der Verhältnisse. Was sind Kennzeichen dieser Verhältnisse? Oder ist es nur eine mentale Frage, die sich den Stressgeplagten stellt?

Multitasking
Dass man nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kann, sagt ein altes Sprichwort. Das war gestern. Heute ist Gleichzeitigkeit auf vielen Hochzeiten angesagt. Allen bekannt das Bild der jungen Mutter oder manchmal auch des jungen Vaters: Halbtagsjob, gerade zu Hause, Handy am Ohr, Laptop eingeschaltet und mit der anderen Hand die Tochter versorgen. Talente, die das können, die sind am Arbeitsmarkt gefragt und angesehen. Ein hoher Stressfaktor ist vorprogrammiert. Wissenschaftler weisen nach, der Mensch macht bei dieser Arbeitsweise haufenweise Fehler, da das Gehirn der Dauerbelastung nicht gewachsen ist. Das gilt auch beim Autofahren und gleichzeitigem Telefonieren bei Freisprechanlage. Das Unfallrisiko ist viermal so hoch wie bei der nur auf das Fahren konzentrierten Fahrweise.

Kommunikationsfolter
So benennt ein Arbeitnehmer seine Beanspruchung am Arbeitsplatz. Die Folterapparate: Telefon, Handy, E-Mail. Dazu noch das BlackBerry, damit man  unterwegs ständig auf dem Laufenden ist per E-Mail, Telefon, GPS-Navigation, Organizer, Internet. Der Arbeitsplatz ist häufig längst kein fester Ort mehr. Er ist überall und jederzeit. Und Besprechungen im persönlichen Gegenüber, wann kommt es dazu? Immer weniger, war die Antwort eines so Geplagten. Die Rückzugsmöglichkeiten zum konzentrierten Arbeiten in längerem Zusammenhang sind rar. Häufig wird dies erst möglich, wenn andere nach Hause gehen.

Feierabend
Am Ende des Arbeitstages, laut Statistik bei 48 Prozent der Erwerbstätigen nach 8 Stunden, ist dann wirklich Feierabend? Häufig nicht, oder nicht richtig. Denn vielfach läuft die Arbeit über die beschriebenen Kommunikationswege weiter. Oder aber, es ist üblich, vielleicht auch notwendig, dass das Licht erst später am Abend ausgeknipst wird. Allerdings keine Garantie, dass das Handy stumm bleibt. Mit der privaten Zeit wird es eng. Im Zug, im Restaurant, auf der Straße, überall lässt sich diese Arbeitswirklichkeit erleben, zu fast allen Tages- und Nachtzeiten. Der Feierabend wird undeutlich, bis er ganz verschwindet.

Fluchtwege
Im Gegensatz zur klassischen Sklaverei macht es in den hier beschriebenen Abhängigkeitsmustern Sinn, nach Chancen für eine Änderung der Arbeitsbedingungen zu suchen. Was sind die ganz persönlichen Anteile, die das Festhalten an diesem Arbeitsplatz, dieser Arbeitsweise bestimmen? Motive gibt es viele, von Statussymbol über Wohlstandssicherung bis hin zur Furcht vor Arbeitslosigkeit. Lässt sich da was ändern, lassen sich Abstriche machen, ist über Zeitmanagement nachzudenken? Das Radikalste wäre ein Arbeitsplatzwechsel. Bei einer Neuorientierung bieten Spezialisten das Coaching an. Sie begleiten mit fachlicher Kompetenz die zu klärenden Fragen aus dem gesamten Spektrum von Persönlichkeit und Arbeitsfeld. Kein Wunder, Coaching ist eine Wachstumsbranche

Weiterführende Links
Mitarbeiterberatung

Multitasking

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