von Horst Glameyer
Keine andere religiöse Minderheit durchlebte und
durchlitt in Deutschland eine derartig wechselvolle Geschichte in den
vergangenen 1700 Jahren wie die Juden
Jüdische
Gemeinden in der Antike
In den seinerzeit unter römischer Herrschaft stehenden Gebieten des heutigen
Deutschlands entstanden schon frühzeitig jüdische Gemeinden. So geht aus einem
Dekret Kaiser Konstantins aus dem Jahre 321 an die Stadträte Kölns hervor, dass
Juden öffentliche Ämter übernehmen konnten. Das war ihnen ungeachtet ihres
Ansehens und Besitzes vorher nicht erlaubt. Aber während der römischen
Regierungszeit besaßen sie das Bürgerrecht. Ob es in jener Zeit auch schon im
germanischen Teil Deutschlands jüdische Siedlungen gab, ist nicht bekannt.
Juden und Christen im Mittelalter
Während sich seit dem 11. Jahrhundert immer mehr jüdische Kaufleute mit ihren
Familien aus Italien und Frankreich in Deutschland niederließen, war das
Verhältnis zwischen ihnen und den Christen sehr wechselvoll. Es gab sogar
jüdische Bauern und Handwerker. Einerseits war das Zusammenleben von Toleranz
geprägt, und es entstanden Synagogen und Schulen, andererseits kam es seit
Beginn der Kreuzzüge, aufgeputscht durch christliche Fanatiker, zu grauenvollen
Pogromen. Auch aus Missgunst und Neid wurden Vorurteile in der christlichen
Bevölkerung gegen ihre jüdischen
Mitbürger geschürt. Da es den Christen kirchlicherseits lange Zeit nicht
erlaubt war, Zinsen für Kredite zu nehmen, überließ man jüdischen
Geldverleihern dieses Geschäft. So beklagten sich Schuldner gern über
Wucherzinsen, sobald die Schuldentilgung anstand.
Das Judenprivileg Kaiser Karl V.
Im Jahre 1544 erließ Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Speyer das „Große
Speyerer Judenprivileg“ zu ihrem Schutz und zur Bestätigung ihrer Rechte. Zur
Klage der Juden vor dem Kaiser gegen die Missachtung ihrer Rechte hatten auch
die gegen sie gerichteten Schriften des Reformators Martin Luther geführt.
Luther hatte sie im Jahr 1543 veröffentlicht.
In der Neuzeit blieb das Verhältnis zwischen Juden und Christen auch nach dem
Dreißigjährigen Krieg bald angespannt, bald tolerant.
Die Französische Revolution führte zur Emanzipation der Juden, und Napoleon I.
brachte sie mit dem Code civil nach Westfalen. Doch schon wenige Jahre später
schränkte er die Freizügigkeit und Gewerbetätigkeit der Juden wieder ein.
Vom 19. bis ins 20. Jahrhundert
Diese Zeit wurde einerseits von vielen berühmten jüdischen Frauen und Männern
geprägt, die als Philosophen, Dichter, Musiker, Künstler und nicht zuletzt als
Ärzte und andere Wissenschaftler zum Ansehen Deutschlands in der Welt
maßgeblich beitrugen, andererseits aber sorgten fanatische Judenhasser für das
grauenvollste Verbrechen, den Holocaust, an den jüdischen Mitbürgern in der
deutschen Geschichte, das unauslöschlich mit Deutschland verbunden bleibt.
Juden in der Bundesrepublik
Trotz ihrer furchtbaren Erfahrungen sind Juden in Deutschland geblieben oder
hierher zurückgekehrt und haben einen Neuanfang in der Bundesrepublik versucht
und sich dafür eingesetzt. Inzwischen ist die jüdische Gemeinschaft zu einem
festen Bestandteil dieses Staates geworden.
Links:
Die Geschichte der Juden
Judenprivileg
Leben statt mahnen
Zentralrat der Juden in Deutschland
Geschichte der Juden in Deutschland
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