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Ermländer in der Eifel

                                     von Marlis Föhr

Vor dem zweiten Weltkrieg wurden Eifeler Familien von ihrem Grund und Boden vertrieben, weil die damalige Regierung dort ein Luftwaffenübungsgebiet errichtete

Neue Siedler
Nach dem letzten Krieg wollten nur wenige ehemalige Bewohner in die verwaisten Dörfer der Eifel zurück, und so bot man Ermländischen Bauern das Gelände an. Sie waren nach ihrer Vertreibung aus Ostpreußen in Schleswig-Holstein untergekommen und lebten dort auf engstem Raum, ohne Aussicht wieder landwirtschaftlich tätig werden zu können. 1950 trafen 65 Familien auf dem Bahnhof Brück ein mit Pferden, altem landwirtschaftlichem Gerät und wenigem Hausrat, um 8000 Hektar in der Eifel wieder urbar zu machen.

Der Beginn

Es war nicht einfach, mit dem Eifelboden und dem Eifelklima fertig zu werden. Wälder mussten gerodet werden, Straßen und Häuser gebaut werden. Da die Landwirtschaft von den Ermländern anders betrieben wurde als von den Bauern aus der Eifel, auch die Mentalitäten verschieden waren, bauten die Ermländer eigene Schulen und Kirchen und lebten ganz nach ihren alten Traditionen. Die einheimische Bevölkerung beobachtete die Tätigkeiten der „Neuen“ mit einigem Argwohn.

Leben in der Gemeinschaft
Es dauerte lange bis sich das Verhältnis normalisierte Es entstanden Freundschaften durch die Arbeit und den Zuzug neuer Familien. Von den vielen Betrieben von einst gibt es nur noch wenige, dafür aber große Milchviehbetriebe. Das Vereinsleben war von Beginn an sehr rege: Musikvereine, Freiwillige Feuerwehr, Frauentreffs und vieles mehr waren der Rückhalt der Ermlandgemeinschaft.

Brauchtum
Kulturelle und religiöse Traditionen aus der früheren Heimat wurden aufrecht erhalten. Was 1950 als „Ermländische Siedlergemeinschaft Ahrbrück“ begann, ist seit 2000 ein eingetragener Verein, der auf sein Brauchtum Wert legt. Es gibt eine Wallfahrt im Mai und als Höhepunkt das Erntedankfest im Oktober. Aus Hafer, Weizen, Gerste und Roggen wird eine „Erntekrone“ gebunden, die später an eine verdiente Persönlichkeit übergeben wird.

Das Jubiläumsfest

60 Jahre Ermlandgemeinschaft in Heckenbach, ein Grund zum Feiern. Höhepunkt ist das „Strohfest“. Durch Schätzwettbewerbe werden Strohkönig und –königin gewählt. Es gibt Gespräche mit Zeitzeugen und ein ermländisches Mittagessen aus Graupen, Gemüse, Rindfleisch und andere Zutaten, die in die „Bettelmannssuppe“ gehören.
Die Ermländer in der Eifel – eine Minderheit, die sich bewährt hat.

 
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