von Erna Subklew
1915 musste über eine Million Armenier, die im Osten des Osmanischen Reiches wohnten, per Dekret des Sultans ihre Heimat verlassen. In einem langen Zug zogen sie nach Westen.
Seit ungefähr 2700 Jahren bewohnten die Armenier das Gebiet zwischen dem Hochland von Anatolien und dem Kaukasus um Ararat und Van-See.
Schon im 4. Jahrhundert n. Chr. hatte das damalige Königreich Armenien den christlichen Glauben angenommen und zur Staatsreligion gemacht. Die religiöse Kultur erlebte eine Blütezeit, überall in den Städten wurden Kirchen errichtet. Eine davon stand auch auf der Insel Akdamar im Van-See, nicht weit von der Stadt Van entfernt.
Eine wechselvolle Geschichte machte die Armenier im Laufe der Zeit zu Bürgern des Osmanischen Reiches. Sie waren eines der Millets, wie die anderen nicht muslimischen Völker in diesem Reich. Das war so bis zu dem Tage, an dem im Ersten Weltkrieg die Hohe Pforte sie des Verrats am Osmanischen Reich bezichtigte und ihre Deportation verordnete. Kaum ein Armenier blieb in seiner Heimat. Über eine Million Menschen wurden deportiert. Hunderttausende verloren dabei ihr Leben. Seitdem wird diese Gegend vorwiegend von Kurden bewohnt.
Ein Wunder
Kirche auf der Insel Akdamar
Die Kirchen wurden nicht mehr gebraucht, man ließ sie verkommen, bis der Tourismus auch in diese Gegend gelangte. Jetzt wurden die Kirchen wenigstens nicht mehr zerstört und die kleine Kirche auf der Insel Akdamar wurde sogar zum Museum.
Ich weiß nicht, was den Bürgermeister der Stadt Van dazu bewogen hat, aber er soll eines Tages gesagt haben. “Die Moslems in den christlichen Ländern dürfen Moscheen bauen und Gottesdienst halten. Wir sollten es den Christen hier auch erlauben.“
Am 19.09.2010 durften die Armenier nach 95 Jahren in der Heilig Kreuz-Kirche auf der Insel Akdamar wieder Gottesdienst feiern. Obwohl rund um den Van-See kaum ein Armenier lebt, waren es 4000, die diesen Gottesdienst besuchten. Sie kamen aus der ganzen Welt!
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Videoaufnahmen von der Heiligkreuzkirche auf Akdamar
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