Schönwald
                                     von Erna Subklew
Die Oberschlesier haben als Grenzvolk zwischen den Slawen und den Deutschen immer auch etwas zwischen den beiden Kulturen gestanden. Ihre Identität und ihr Dialekt, das Wasserpolnische, ist ein Gemisch aus beiden Kulturen.

Entstehung des Dorfes
Ungefähr 4 km von der Stadt Gleiwitz (Gliwice) entfernt, liegt das Dorf Schönwald. Es ist ein Reihendorf in einer Länge von 7 km und erstreckt sich von Westen nach Osten.
Als Zisterzienser Mönche das Kloster Rauden gründeten, holten sie sich auch Bauern und Handwerker aus ihrer Heimat, um sie anzusiedeln. Manchen Orts wird gesagt, die Siedler kamen aus Hessen und Franken, anderen Orts aus Sachsen und Thüringen.
Es wurden mehrere Dörfer gegründet, eines davon war Schönwald. Man nimmt an, dass die dortige Gegend in den Jahren zwischen 1220 - 1230 besiedelt wurde. Das Dorf Schönwald wurde bereits 1252 urkundlich unter der Bezeichnung „sewaude“ erwähnt. Die Einwohner nannten sich „Schwelder“.
Die Ansiedler wurden von den Lasten des polnischen Rechts befreit und hatten nach den ersten Freijahren einen Zehnten an das Kloster Rauden zu zahlen.
Die Siedler sprachen natürlich Deutsch, während die Umgebung das zu dieser Zeit gängige Polnisch gebrauchte.

Wie es weiterging
Im Laufe der Jahrhunderte gehörte Oberschlesien zunächst zum Habsburgischen Reich, ehe es nach dem Siebenjährigen Krieg preußisch wurde. Während sich die Sprache der dort lebenden Menschen zu einem Gemisch aus Deutsch und Polnisch entwickelte, dem so genannten Wasserpolnisch, sprachen die Schönwälder ihren alten Dialekt weiter.
Es war in meiner Kindheit ein geflügeltes Wort, wenn einer sich eigenartig ausdrückte, zu sagen: „Ihr und euch sagt man in Schönwald“. Nach Einführung der Schulpflicht sprachen alle neben Wasserpolnisch auch Hochdeutsch, und da heißt es natürlich Sie und Ihnen.
Man heiratete fast nur untereinander, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Das führte zu einer etwas höheren Anzahl von Behinderten und dies wiederum zu dem Ausspruch „du bist wohl aus Schönwald“ wenn einer nicht gleich etwas verstand.
Ihre Bräuche und Trachten hoben sich ebenfalls stark von denen der anderen Dörfer ab. Man verzierte sie mit einer ganz besonderen Art von Stickerei.
 
Das Ende von Schönwald

Nur die Abgeschlossenheit ermöglichte es, dass das Dorf über 700 Jahre in dieser Umgebung deutschsprachig  blieb. Das Einzige was der polnischen Sprache zugestanden wurde, waren die Nachnamen. Zur Zeit der Ansiedlung gab es noch keine festen Nachnamen, die erhielten die Bauern erst nach ihrer Ansiedlung und es waren meist polnische Nachnamen. Da aber zu einer Sippe eine große Anzahl von Familien gehörte, bekamen sie zur besseren Kennzeichnung noch eine Ortsbezeichnung dazu. Wenn jemand den Nachnamen Sobotta hatte, so hieß der, der beim Brunnen wohnte beispielsweise Brunnensobotta..
Im 19. Jahrhundert hatte das Dorf ungefähr 7000 Einwohner.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete auch das Ende von Schönwald. 120 Einwohner wurden nach der Eroberung getötet, viele kamen auf der Flucht um. Eine große Anzahl Schönwälder lebt heute in Bayern.
Schönwald ist nun ein polnisches Dorf mit Namen Bojkow. Der Name geht auf keine historische Bezeichnung zurück, sondern wurde neu gebildet.
(Quelle: Felix Triest, Topografisches Handbuch von Oberschlesien, 1864/65)

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Geschichte Schönwalds

 
 
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