von Hildegard Neufeld
Die
Universität des 3.Lebensalters (U3L) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt a. M. wurde 1982 gegründet mit dem Ziel der akademischen
Weiterbildung älterer Menschen und der Forschung auf dem Gebiet der Sozialen
Gerontologie.
Zielsetzungen
An der U3L Frankfurt sind heute mehr als 3.000 ältere Studierende
eingeschrieben.
Ein wichtiger Bestandteil der Zielsetzungen der U3L ist es, ältere Menschen
über Forschungen auf dem Gebiet der Sozialen Gerontologie zu informieren und
sie daran zu beteiligen. Damit wird ein für unsere Gegenwart immer wichtigerer
Beitrag zur Erhellung der Lebenssituation älterer und alter Menschen sowie deren
Integration in unsere Gesellschaft geleistet, lautet der entsprechende Passus
im Studienangebot der U3L.
Und weiter wird hierzu ausgeführt: Die U3L dient auch dem Erkenntnisinteresse
derjenigen, die in eine neue gesellschaftliche Rolle und vielleicht in neue
Funktionen ehrenamtlicher Arbeit hineinwachsen, und bietet ihnen die
Möglichkeit, ihre Erfahrungen Jüngeren zu vermitteln.
Forschungsmotive
Woraus resultiert das Interesse älterer Menschen an einer Forschungstätigkeit?
Eine der häufigsten Antworten lautet: Mehr
Wissen und Erkenntnisse über das Alter (auch das eigene Alter) zu
gewinnen, um danach handeln zu können.
Wissenserwerb wird keinesfalls allein als Selbstzweck erstrebt, sondern auch
als Mittel zum Zweck. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur genutzt,
sondern teils auch weiter vermittelt, umgesetzt werden. Eines der immer wieder
genannten Ziele der älteren Studierenden ist die Mitwirkung, teils auch die
effektivere Mitwirkung an gesellschaftlichen Aufgaben. Hierzu die Antwort einer
engagierten Teilnehmerin: „Um eine Tätigkeit mit älteren Menschen, die ich
inzwischen ausübe, besser gestalten zu können, mehr Verständnis für die ältere
Generation aufbringen zu können, der ich seit kurzem selbst angehöre."
Forschungsprojekte
Im Laufe meiner Zugehörigkeit zur U3L war ich an acht Forschungsprojekten -
zunächst mitarbeitend, aber überwiegend verantwortlich leitend - beteiligt. Die
Ergebnisse der einzelnen Projekte wurden dokumentiert und veröffentlicht.
Die einzelnen Themen: „Wohnen im Alter", „Reisen im Alter", „Die Rolle des
älteren Menschen in der Werbung", „Die Rolle des älteren Menschen in der
Gesellschaft", „Der ältere Mensch als Wirtschaftsfaktor" ( bezogen auf
Westdeutschland, 1992), „Ältere Menschen als Zeitungsleser", „Bilder älterer
Menschen in der Tagespresse" und „Der ältere Mensch als Wirtschaftsfaktor"
(Gesamtdeutschland umfassend, 1999).
Die Forschungsthemen sowie die den einzelnen Untersuchungen zugrunde liegenden
Fragestellungen ergaben sich aus den Interessen und Anliegen der beteiligten
älteren Studierenden.
Erkenntnisse
Die Projektgruppen an der U3L haben im Rahmen ihrer Untersuchungen
festgestellt, dass die heutige ältere Generation eine neue, aktivere Rolle in
der Gesellschaft übernommen hat. Veränderte Familienstrukturen und
Wohnverhältnisse haben eine selbständigere Lebensführung im Alter erfordert und
auch gefördert. Durch die Verbesserung der Gesundheitsvorsorge und eine
zunehmende Vitalität ist eine ältere Generation herangewachsen, die durch
vielerlei Aktivitäten, aber auch Initiativen zunehmend auf gesellschaftliche
und wirtschaftliche Entwicklungen Einfluss nimmt.
Die älteren Menschen unserer Zeit, so stellten die Projektteilnehmer
abschließend fest, erleben ein Alter, wie es dies in dieser Form und Dimension
noch nie zuvor gegeben hat, und indem sie es bewältigen oder auch gestalten,
übernehmen sie eine Pionierfunktion und sind Wegbereiter für künftige
Altengenerationen.
Was wurde erreicht?
Für die an den Forschungsprojekten beteiligten älteren Studierenden bedeutete
die Mitarbeit an den einzelnen Forschungsprojekten eine Herausforderung und
zugleich eine neue Erfahrung. Einige Projektteilnehmer konnten hier ihre
beruflichen Erfahrungen einsetzen oder ihre Forschungstätigkeit auch mit
eigenen Interessen verbinden. Andere wollten im Rahmen ihres Studiums eine neue
Aufgabe übernehmen und gebraucht werden.
Die Mitwirkung an gemeinsamen Aufgaben und Problemlösungen trug zur Motivierung
der Teilnehmer bei, und die Erwartung eines gemeinsam erarbeiteten Ergebnisses
stärkte ihre Bereitschaft und auch ihr Durchhaltevermögen, dies insbesondere,
wenn die Projektarbeit sich über mehrere Semester erstreckte und auch die
Semesterferien nicht aussparte.
Der Gewinn
Die Projektteilnehmer arbeiteten nicht selten an mehreren aufeinander folgenden
Forschungsprojekten mit und konnten wiederholt einen erfreulichen Zugewinn
ihres Selbstbewusstseins verzeichnen.
Als einen besonderen Gewinn der Forschungsarbeit an der U3L aber betrachte ich
den Dialog, der mit interessierten Menschen aller Altersgruppen im Rahmen
persönlicher Kontakte, aber auch im Bereich der Medien, der Wirtschaft, der
Öffentlichkeit und verschiedener Institutionen entstanden ist.
Wenn - wie hier an der U3L Frankfurt - Forschungsprojekte aufgegriffen und
durchgeführt werden, wenn die Ergebnisse weiter vermittelt und älteren
Menschen, aber auch den Jüngeren neue und aktuelle Perspektiven für ihr Alter
aufgezeigt werden können, dann hat sich die Forschungsarbeit nicht nur gelohnt,
sondern auch einen Gewinn erbracht, der in die Zukunft greift.
Das Engagement
Senior-Studenten der U3L haben sich von Anfang an für ihre Uni engagiert. Wie
in den meisten Vereinen sind es in der Regel die Vorstandsmitglieder, die sich
unentgeltlich für die Interessen ihrer Institutionen einsetzen. Aber auch
andere Aufgabenbereiche der U3L können auf die Mitwirkung der älteren
Studierenden bauen, wie Information und Beratung der Neuanfänger oder Mithilfe
bei der Organisation und in Lehrveranstaltungen.
Hier fand auch ich mein nachberufliches Aufgabenfeld, das mich mehr als ein
Jahrzehnt mit der U3L verbunden hat. Als mir (1988) ein Lehrauftrag übertragen
wurde, reizte mich nicht nur die interessante Aufgabe, ich sah zugleich auch
eine Gelegenheit, etwas zurück zu geben, was ich in jungen Jahren, da ich „arm
wie eine Kirchenmaus" ein akademisches Studium begann, erhalten habe.
Mit einem entgeltfreien Lehrauftrag leitete ich mein Engagement an der U3L ein.
Dokumentation und Veröffentlichung
Ich war es nicht allein, die sich für die Forschungsprojekte der U3L
engagierte. In jedem Semester fand sich eine Gruppe interessierter
Senior-Studenten in meinem Seminarraum ein, die sich an den Forschungsarbeiten
beteiligten. Sie alle trugen dazu bei, dass unsere Forschungsprojekte
erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Dies schloss natürlich auch die
Dokumentation, Drucklegung sowie die Verbreitung und Öffentlichkeitsarbeit mit
ein.
Als geübte und langjährig erfahrene Redakteurin war ich mit dieser Aufgabe
vertraut, und meine Altersrente, die nun regelmäßig meinen Lebensunterhalt
finanzierte, kam schließlich auch dafür auf, dass unsere Forschungsergebnisse
dokumentiert und gedruckt die Öffentlichkeit erreichten.
Öffentlichkeitsarbeit
Eine Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet in der Regel auch Vortragsveranstaltungen.
Hier musste ich Neuland betreten und mich einer weiteren Herausforderung
stellen. Schließlich sollten unsere Forschungsergebnisse weiteren Kreisen
bekannt gemacht und auch kommentiert werden.
Meine Vortragstätigkeit gab mir sehr bald die Möglichkeit, meine Universität,
die U3L Frankfurt, ihre Ziele und ihre Initiativen, vorzustellen und mich
darüber hinaus für die Förderung weiterer produktiver Aufgaben der Uni zu
engagieren, indem ich ihr regelmäßig meine Referentenhonorare zukommen ließ.
Meiner Mitarbeit an der U3L Frankfurt, die mich fünfzehn Jahre lang ebenso
forderte wie förderte, und damit auch meinem Engagement, habe ich die
interessantesten und erlebnisreichsten Jahre meines Lebens zu verdanken.
Deshalb lautet auch mein Fazit:
Ein Engagement lohnt sich, es bereichert das eigene Leben und fördert die
Lebensqualität.
Weitere Informationen zur Universität des 3.Lebensalters an der
Goethe-Universität Frankfurt a. M. finden interessierte Leser unter dem
Link
Universität des 3. Lebensalters
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