von Erna Subklew
Die größte Anzahl ehrenamtlicher Helfer ist, meiner Meinung nach, in den einzelnen Religionsgemeinschaften anzutreffen. Dies möchte ich an der Gemeinde darstellen, der ich zugehöre, die katholische Christ -König - Gemeinde in Frankfurt.
Die Christ - König - Gemeinde
Die Christ - König - Gemeinde ist eine verhältnismäßig junge Gemeinde. Sie liegt in einer Siedlung, die nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der großen Wohnungsnot am Rande Frankfurts entstand, entworfen von dem berühmten Städteplaner Ernst May. Sie fügt sich gut in das Bild der Siedlung ein.
Christ-König; Fotograf W. Rindermann
Der rasante Bewohneranstieg in diesem Stadtteil durch den Bau dieser Siedlung, der in kurzer Zeit die Anzahl der Einwohner von 300 auf 3000 erhöhte, vergrößerte auch den Anteil der Katholiken in Praunheim. Die meisten von ihnen, zwischen 60 - 70 Prozent, waren Arbeiter. Sie setzten sich mit großer Zähigkeit für den Bau einer Kirche ein. Im Dezember 1930 konnten sie das Gotteshaus zum ersten Mal nutzen.
Sehr früh wurde eine Gemeindecaritas gegründet, denn die Not in dieser Zeit war so groß, wie wir sie uns heute kaum vorstellen können.
Vielleicht ist dies eine Begründung für den großen ehrenamtlichen Einsatz der Gemeindemitglieder?
Die Dienste in der Gemeinde
Auch wenn das soziale Engagement in Praunheim sehr früh begann, müssen in einer Kirchengemeinde zwei Bereiche von freiwilligen Diensten unterschieden werden. Der eine, der auf der sozialen und kulturellen Ebene liegt, der andere, der unmittelbar mit dem kirchlichen und liturgischen Geschehen zu tun hat.
Die kirchlichen Dienste
Unter liturgischen oder kirchlichen Diensten verstehe ich das Engagement, das direkt mit der Glaubensverkündigung zu tun hat. Jeder weiß inzwischen, dass Pfarrer in der katholischen Kirche „Mangelware" sind. Ein katholischer Pfarrer betreut heute in der Regel drei Gemeinden. Bestimmte Aufgaben, die früher nur von ihm ausgeübt wurden, werden heute teilweise von hauptamtlichen theologisch ausgebildeten Laien, in der Mehrzahl aber von ehrenamtlichen Laien verrichtet.
So gibt es neben den Ministranten, die es schon immer gab, beim Gottesdienst die LektorInnen und die KommunionhelferInnen, die Tätigkeiten wahrnehmen, die früher allein dem Priester vorbehalten waren.
Auch die Vorbereitungskurse zur Kommunion und Firmung werden weitgehend von interessierten und dazu ausgebildeten Laien ehrenamtlich übernommen.
Weitere Dienste
Einer der ältesten ehrenamtlichen Dienste dürfte der Pfarrgemeinderat sein, der alle vier Jahre neu gewählt wird. Seine Mitglieder kümmern sich um die vielen Belange und Fragen innerhalb der Gemeinde und halten den Kontakt zu anderen Gemeinden, den übergeordneten kirchlichen und kommunalen Stellen aufrecht.
Daneben gibt es den Verwaltungsrat, der sich um alles kümmert, was mit Geld zusammenhängt. Dazu gehören neben dem Bau und den Reparaturen von Gebäuden, die verschiedenen Anschaffungen, die gemacht werden müssen und natürlich auch die Überwachung der einzelnen Arbeiten. Auch die finanzielle Förderung der Kindertagesstätte hat hier ihren Platz.
Der Pfarrbrief liegt voll in den Händen der ehrenamtlich Tätigen, angefangen von der Erstellung von Artikeln, dem Drucken und der Verteilung.
Weitere Gebiete, in denen Laien mitarbeiten, sind der Liturgiekreis, der bei der Gestaltung der Gottesdienste ein Mitsprachrecht hat und die Gruppe für die Ausschmückung der Kirche.
Feste und Feiern
Wie die meisten Institutionen kommen auch kirchliche Gemeinden nie mit den ihnen zustehenden Finanzen aus. Um diesem Zustand etwas abzuhelfen, gibt es den Adventsbasar, die Feste zum Fasching und im Sommer, das Osterfrühstück, an dem jedes Jahr über 100 Gemeindemitglieder teilnehmen und nicht zu vergessen - die Theateraufführung, die jedes Mal mehr Besucher hat. Alle Arbeiten, die für diese Aktivitäten notwendig sind, auch das Herstellen der Kulissen, werden ehrenamtlich durchgeführt.
Die sozialen Dienste
Ein Pendant zum Osterfrühstück für die Gemeinde ist das Frühstück am Palmsonntag für die Wohnsitzlosen. Seit Jahren kommen an diesem Tag um die 100 Wohnsitzlose, die in der Gemeinde verpflegt werden, die mit Hygieneartikel ausgestattet und mit Kleidungsstücken versorgt, am Nachmittag wieder ihren Heimweg antreten.
Ein großes ehrenamtliches Engagement erfordert auch der Altenclub, der wöchentlich stattfindet. Neben dem Kaffeetrinken wird jede Woche ein Programm angeboten, um die Senioren körperlich und geistig fit zu halten. Auch diese Programme liegen in der Regel in den Händen von Ehrenamtlichen, genau so wie die Leitung der verschiedenen Clubs, der Bibliothek und der Jugend- und Kinderfreizeit.
Hinzu kommen die wöchentlichen Besuche im Altenpflegeheim.
Gedanken zur ehrenamtlichen Arbeit
Wenn man die engagierten Gemeindemitglieder fragen würde, warum sie sich engagieren, bekäme man wahrscheinlich die Antwort, „weil ich gebraucht werde". Und es ist ja tatsächlich so, ohne sie ginge fast nichts, außer den Gottesdiensten.
In einem der vergangenen Jahre machte sich der zuständige Pfarrer einmal die Mühe, Kirchgänger und Ehrenamtliche statistisch zu erfassen. Zum Erstaunen aller gab es mehr Ehrenamtliche als Kirchgänger.
Was aber für den Einzelnen weit mehr zählt, ist das Wissen um das Gebraucht-Werden ebenso, wie das, an wen man sich wenden kann, wenn man selbst Hilfe braucht und natürlich die Kommunikation über alle Gruppen hinweg.
Die Christ - König - Gemeinde ist dabei sicherlich nicht ein Vorzeige-Modell. Ich glaube, dass alle Kirchengemeinden heute nur mit Hilfe der Ehrenamtlichen existieren können.
Als sichtbaren Dank unserer Gemeinde gibt es jedes Jahr ein Abendessen für die Ehrenamtlichen mit einem Programm.
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