von Hildegard Keller
Seit 30 Jahren treffen sich in Ludwigsfeld Multiple
Sklerose-Patienten um miteinander Freude und Leid zu teilen.
Multiple
Sklerose
Die Diagnose Multiple Sklerose ist ein Schock. Es handelt sich dabei um eine
chronisch entzündliche Erkrankung des Nervensystems, die meist im frühen bis
mittleren Erwachsenenleben auftritt. Eine Heilung gibt es bislang nicht. Die
Krankheit betrifft alle Lebensbereiche, sowohl körperliche als auch psychische
und soziale.
Die Integration in eine Gruppe mindert den Leidensdruck.
So begann es
Vor rund 30 Jahren erschien Frau Berta Appel im Pfarrbüro in Ludwigsfeld
(Landkreis Neu-Ulm). Ihr Anliegen: Ein mietfreier Saal, der für regelmäßige
Treffen von MS-Kranken geeignet ist. Das bedeutete, der Saal selbst und die
Nebenräume mussten auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Ebenso waren
einige Helferinnen (Helfer) zur Betreuung erforderlich.
Der Helferinnenkreis war bald zusammen gestellt. Das Bayerische Rote Kreuz
Neu-Ulm übernahm die Fahrdienste für Patienten aus dem Landkreis und dem Raum
Günzburg. Der Bedarf zur Gründung einer MS-Gruppe stand also außer Zweifel.
Programm der Treffen
Der Zeitrahmen wurde auf 3 bis 5 Stunden festgelegt. Inhaltlich ergab sich bald
ein strukturierter Ablauf. Auf eine Meditation folgte Krankengymnastik. Nach
einem Imbiss waren Spielen, Basteln, Singen angesagt. Erzählen, Austauschen von
Erfahrungen, Weitergeben von Informationen und Mitteilen von Erlebnissen waren
bald wichtiger Bestandteil jeder Zusammenkunft. Einkaufsbummel und
Gaststättenbesuche brachten Abwechslung.
Freud und Leid gemeinsam tragen
Ausflüge und gemeinsame Urlaubstage sind zwischenzeitlich nicht mehr möglich.
Beschwernisse des Alters und das Fortschreiten der Erkrankung haben bei den
Mitgliedern ihre Spuren hinterlassen. Einige Patienten sind inzwischen
verstorben. Zweimal konnte die Gruppe Taufen mit neugeborenen, gesunden Kindern
feiern. Was die Gruppe besonders auszeichnet, ist das Sich-Freuen-Können über
die kleinen Dinge des Lebens. Die Krankheit als solche spielte und spielt in
den Gesprächen keine beherrschende Rolle.
Aktuelle Situation
Die Gruppe ist für alle offen, die direkt oder indirekt von einer MS-Erkrankung
betroffen sind. Zurzeit gehören der Gruppe 24 MS-Patienten an, von denen 15
Rollstuhlfahrer sind. Sie werden von 9 Helferinnen betreut. Zu besonderen
Ereignissen wird die Gruppe der Helfer von Angehörigen der Pfarrgemeinde
unterstützt.
Ehrenamt ganz groß
Dazu zählen nicht nur freiwillige Helfer. Die kostenlose Überlassung der
Räumlichkeiten im Gemeindehaus Ludwigsfeld ist wichtig. Die Krankengymnastin
leistet ihre Arbeit ohne Bezahlung. Dass der Hähnchengrill einmal jährlich ein
reichhaltiges Mittagsmahl spendiert, ist schließlich auch eine ehrenamtliche
Angelegenheit. Die Fahrdienste des Bayerischen Roten Kreuzes sind eine große
Unterstützung, ohne die die Gruppe nicht funktionieren könnte.
Wenn die Kräfte bei Gruppenmitgliedern so weit reduziert sind, dass sie nicht
mehr zu den Treffen kommen können, halten Besuche und Telefonate den Kontakt
aufrecht.
Link
Selbsthilfegruppen der Region Ulm, Neu-Ulm
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