von Erna Subklew
Rufen wir uns die Definition für „Werte" ins
Gedächtnis:
Werte sind Vorstellungen über Eigenschaften, die Dingen, Ideen, Beziehungen
usw. beigelegt werden. Da stellt sich die Frage, gibt es auch Werte, die für
alle Menschen in der Welt gültig sind?
Exkurs
Der Philosoph Bochenski unterscheidet zwischen materiellen und immateriellen
Werten. Wir betrachten hier nur die immateriellen Werte. Bochenski unterteilt
sie in moralische, ästhetische und religiöse.
Moralische Werte erheben einen Anspruch an unser Verhalten, die ästhetischen
Werte sind das Ergebnis unseres Tuns, während die religiösen Werte beide
verbinden. Sie veranlassen uns, etwas zu tun oder auch, es zu unterlassen.
Aus den Werten lassen sich die sozialen Normen ableiten, die die Richtschnur
zum Handeln in sich tragen. Wie schon erwähnt, unterliegen die Werte dem
Einfluss von Kultur und Zeit. Es kann also durchaus so sein, dass der gleiche
Wert, der in unserer Kultur seine Gültigkeit hat, in einer anderen Kultur als
unwert, abscheulich oder verächtlich empfunden wird. Ebenso ist es möglich,
dass Werte, die heute einen hohen Stellenwert haben, in der Zukunft diesen
verlieren.
Gibt es darüber hinaus dennoch Werte, die für die ganze Menschheit und zu allen
Zeiten gültig sind?
Universelle Werte
In den 1980er Jahren hat der Psychologe Shalom H. Schwartz eine aufwändige
Studie in 20 Ländern durchgeführt, um zu erforschen, welche Werte in allen
Ländern der Welt anzutreffen sind. Er stellte fest, dass Selbstbestimmung -
Anregung - Glückssuche - Erfolg.- Macht - Sicherheit - Solidarität - Tradition
- Wohlwollen in allen Ländern ihre Gültigkeit hatten. Dabei wurde die
Wertigkeit der Werte von jedem Individuum anders gesehen.
1997 hat das Inter Action Council in Ergänzung zu den Menschenrechten eine
Liste der Menschenrechtspflichten vorgelegt. Diese Liste beruht auf den
Wertvorstellungen einer globalen Basisvereinbarung über gemeinsame ethische Werte.
Die Wertvorstellungen der Menschenpflichten sind: Menschenfreundlichkeit -
Akzeptanz der individuellen Gewissensentscheidung - Gleichwertigkeit der
Geschlechter - Partnerschaft in der Ehe - Ehrfurcht vor dem Leben - gerechtes
Verhalten im Umgang mit dem Eigentum - Unverletzlichkeit der Menschenrechte.
Globale Werte und ihre Akzeptanz
Im Jahre 2010 wurde vom Institut für Entwicklungspolitik bei einer
Veranstaltung zu den Menschenrechten den Teilnehmern die Frage gestellt, ob es
universelle Werte gäbe. Während die deutschen Teilnehmer diese Frage bejahten,
verneinten sie die Gäste aus den Schwellenländern.
Obwohl es Fragen mit einer globalen Dimension gibt, die durch keine Grenzen
aufgehalten werden können, wie Klimawandel oder Terrorismus, fühlten sich die
Teilnehmer der Schwellenländer dafür nicht zuständig. Sie waren der Ansicht,
dass die Industrieländer Werte aus ihrer Sicht betrachteten und ihre Wertigkeit
festlegten dabei die Schwellenländer außen vorlassen. Die Industrieländer sähen
nur ihre Eigeninteressen. Während für die westlichen Länder beispielsweise die
Erhaltung der Umwelt höchste Priorität hat, haben in den Schwellenländern Armut
und soziale Ungerechtigkeit einen weit höheren Stellenwert.
Folgerung
Die Weltgemeinschaft aber ist immer stärker zu einem gemeinsamen Handeln
gezwungen und muss daher gemeinsam Prioritäten setzen. Das geht nur, wenn auch
die Schwellenländer in die Verantwortung für die allgemeinen Werte mit
einbezogen werden.
Ein Essay über Wertberührungen
Das Grundwerteforum der Fr. Ebert-Stiftung
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