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Unser Umgang mit Tieren
                                    von Anne Pöttgen
Gott sprach zu ihnen: Fruchtet und mehrt Euch und füllet die Erde und bemächtigt euch ihrer! Schaltet über das Fischvolk des Meers, den Vogel des Himmels und alles Lebendige, das auf Erden sich regt!

Am Anfang
Vielleicht war es zu der Zeit, als die Genesis schriftlich festgehalten wurde, erforderlich, sich Gottes Erlaubnis zu holen für den Umgang mit den Tieren. Die frühe Vorstellung, dass Tiere und Menschen von derselben Mutter Erde geboren werden, war in Vergessenheit geraten. Zwar waren Tiere und Menschen am gleichen Tag - dem sechsten - geschaffen worden, aber die Tiere hatten - nicht nur - nach dem Text der Genesis ein älteres Lebensrecht als der Mensch. Das wurde durch Gottes Wort eingeschränkt. Der Mensch hat die Erlaubnis Gottes genutzt. Er teilte das Lebendige auf Erden ein und gab ihm „Namen": Wildtiere, Haustiere, Nutztiere und Ungeziefer.

Unsere Vorfahren
Für die Menschen der Frühzeit waren die Tiere ebenso wichtig wie für uns. Die „edlen Wilden" zollten ihnen jedoch mehr Achtung als wir. In vielen Höhlen finden wir beeindruckende Bilder von Bisons, Pferden, Hirschen und vielen anderen Tieren.
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Eine Theorie besagt, dass die ersten Bilder entstanden, als die Menschen in den Höhlen Bilder „entdeckten": Die buckligen Felsen sahen aus wie ein Pferdekopf oder wie der Bauch einer schwangeren Bisonkuh. Schnell waren diese Bilder vervollständigt.
Die Menschen der Frühzeit brauchten genau wie wir das Fleisch der Tiere, um selbst zu überleben. Entstanden die Bilder, um ihre Wiederkunft zu sichern oder um das Jagdglück zu fördern. Wer weiß? Die Ethnologen berichten, dass es noch heutzutage Rituale gibt, die Mensch und Tier nach dem Erlegen des Wildes versöhnen sollen.

Im Laufe der Zeit
Zunächst dienten die Wildtiere dem Menschen als Nahrung, später dann machte er einen Sport und Zeitvertrieb daraus, sie zu jagen.
Einige Wildtiere gewöhnte er an Haus und Hof. Rinder, Schafe und Ziegen, das Federvieh, den Hund und die Katze, später das Pferd wohnten mit ihm unter dem gleichen Dach. Die wurden im Laufe der Zeit aber auch auseinanderdividiert, Hund und Katze fürs Haus, Rind und Pferd für die Arbeit auf dem Feld.
Dass die „Krone der Schöpfung" große Teile der Schöpfung an den Rand des Untergangs gebracht hat, wird auch ihr eines Tages Schaden zufügen. Pflanzen, Tiere und Menschen sind eine Einheit, die ohne einander nicht existieren kann. Vielleicht kommen auch wir eines Tages auf eine „Rote Liste".

Sagen- und Fabelwesen
Das Verhältnis des Menschen zum Tier war immer ein emotionales: Liebe und Dankbarkeit, Angst und Ekel, Verehrung und sogar Vergöttlichung.
Ägypten ist das Land, in dem am häufigsten Tiere als Symbole für die Macht eines Gottes oder einer Göttin dargestellt wurden. Der Apisstier oder der Horusfalke sind Sinnbilder von Macht und Königtum.
Drei der christlichen Evangelisten werden häufig in Tiergestalt dargestellt: Marcus als Löwe, Lucas als Stier und Johannes als Adler. Der Ursprung der Symbole reicht weit zurück in die Vergangenheit Mesopotamiens.
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Fabelwesen gibt es in vielen Kulturen: Der Drache verbindet die Eigenschaften von Reptilien, Vögeln und Raubtieren, das Einhorn dagegen ist ein schönes und freundliches Wesen. Der Werwolf ist ein Sinnbild für die Verwandlung eines Menschen in ein Tier, Nixen bedeuten Gefahr, bringen Schaden und Tod. Der Greif hat viele Bedeutungen, als Tier des Apollon steht er für Klugheit und Sehertum.

Nutztiere und andere

Aus einst wild lebenden Tierarten wurden im Laufe der Jahrtausende „Nutztiere" als Nahrungslieferanten, als Zugtiere, als Fortbewegungsmittel oder als Lieferanten für Leder und Felle. Besonders unwürdig ist die heutige Massentierhaltung, die zwar vielfach angeprangert aber nur zögerlich geändert wird.
Im Gegensatz dazu steht das weltweite Entzücken an dem einen oder anderen Tier: ob Knut, der putzige Eisbär, das schielende Opossum Heidi oder der ausdauernde Schwimmer Happy Feet, der Pinguin. Eine Kompensation für das Wegsehen?
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Ein weiteres Beispiel ist die Aufmerksamkeit für Totilas, das Zehnmillioneneuro-Dressurpferd. Dass andere Dressurpferde mit Foltermethoden zum Sieg gequält werden, darüber spricht man nicht.
Haus- und Schmusetiere, Katzen und Hunde nehmen oft sogar die Stelle eines Kindes oder eines Partners ein, sie geben keine Widerworte und erheben keine großen Ansprüche. Auch eine Art Missbrauch.

Vegetarismus
Für ein Leben ohne den Verzehr von Tieren gibt es verschiedene Gründe. Ethische stehen dabei im Vordergrund. Anrührend ist die Formulierung „Enthaltung vom Beseelten", mit der in der Antike der Vegetarismus begründet wurde. Die Enthaltung der Mönche im Mittelalter vom Fleischverzehr war Teil ihrer Askese, verankert in den Ordensregeln. Allerdings ging es nur um den Verzehr von vierfüßigen Tieren, Fisch war immer erlaubt.
Diesen Unterschied machen heutige Vegetarier nicht mehr, zu Recht. Der Fischfang in den Weltmeeren oder das Züchten von Edelfischen ist genauso abstoßend wie die Massentierhaltung. Trotzdem ernährt sich nur ein sehr geringer Prozentsatz der Menschen fleischlos. Oft dient der Hinweis, dass der Mensch seit seinen frühesten Tagen Fleischesser und sein Verdauungssystem darauf abgestellt sei, als Entschuldigung. Neueste Forschungen haben anscheinend ergeben, dass diese „Ausrede" nicht gilt.

Das Ungeziefer
Das Ungeziefer stand und steht am Ende der Werteskala, zu nichts nutze.
Von Ausnahmen natürlich abgesehen. Der Skarabäus, der Pillendreher, galt in Ägypten als Symbol für die Auferstehung, er dient auch heute noch als Glück bringendes Amulett. Der Marienkäfer löst bei den meisten Menschen Entzücken aus, warum? In der Landwirtschaft weiß man ihn zu schätzen, weil seine Larve Läuse und Milben verspeist. Aber der Grund für seine Beliebtheit ist wohl der, dass er so hübsch aussieht.
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In der Zeit, als Deutschland „ergrünte", in den 80ziger Jahren hat ein Liedermacher das Lied von „Karl dem Käfer" geschrieben und gesungen, dem man den Baum, auf dem er lebte, fällte. Ich denke, es hat kurz zum Nachdenken darüber gebracht, mit welchem Recht man so rücksichtslos gegen die Natur vorgeht. Geändert hat sich auch auf diesem Gebiet wenig oder nichts.
Das Wort Ungeziefer stammt übrigens daher, dass es zu klein war, um als Opfertier zu dienen.

Tiere in der Kunst
Vom edlen Ross bis zum „Röhrenden Hirsch", vom stolzen Schwan bis zum putzigen Ententeich reichen die Motive der Bilder, die in den Wohnstuben hängen. In den Museen sieht es dann schon erfreulicher aus. Wem fallen nicht sofort Franz Marc ein oder die wunderbaren Jockeybilder von Degas.
Im Tierbild spiegelt sich das Verhältnis des Menschen zum Tier: das Schoßhündchen der eleganten Dame, das Pferd als Statussymbol, der wilde Löwe als Gefahr für den Menschen.
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So sagt es der Text der Ausstellung „Das Tier und der Mensch" im Museum Georg Schäfer, Schweinfurt (17. Juli bis 6. November 2011):
„Gegliedert nach Themenbereichen, lassen sich Varianten des Tierbildes entdecken: das Tier als bester Freund des Menschen, als Prestigeobjekt, als Handelsware, als idealisiertes Wesen und als Spiegel eines gesteigerten Naturgefühls."

Tierschutz
Lang ist die Liste der Tiere, die kurz vor dem Aussterben standen oder stehen. Bekannt ist das Beispiel des amerikanischen Bisons, man organisierte damals Jagdgesellschaften, die vom Zugfenster aus die Tiere erschossen. Heute leben wieder größere Bestände in Nationalparks.
Diese Parks erlauben vielen Wildtieren ein einigermaßen artgerechtes Leben. Bekannt sind der Yellowstone-Park, der bereits 1872 gegründet wurde, und in Afrika der Serengeti-Nationalpark.
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Wolf und Luchs erholen sich in Europa langsam von der gnadenlosen Verfolgung in früheren Zeiten, hin und wieder gibt es sogar wieder Bären in Mitteleuropa. Reineke Fuchs hat es übrigens schon bis in die Parks der Innenstädte geschafft.
„'Eines Tages', frohlockte der erste Tierrechtler und Philosoph Jeremy Bentham im Jahr 1789, ‚wird man erkennen, dass die Zahl der Beine, die Behaarung der Haut und das Ende des os sacrum sämtlich unzureichende Gründe sind, ein lebendiges Wesen schutzlos den Launen eines Peinigers auszuliefern.'"


Links

Lexikon der Fabelwesen

Nutztiere, Albert-Schweitzer-Website


Vegetarismus, lesenswerter Artikel aus der ZEIT


Karl der Käfer, bei youtube

Das Tier und der Mensch, Ausstellung


Artenschutz, WWF

Bibelzitat: Die fünf Bücher der Weisung, Im Anfang, Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Alle Bilder gemeinfrei, außer „Serengeti", Fotograf DavidDennis,
mit der Lizenz by-sa


 
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