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LernCafe
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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SenNova 2001 in Nürnberg
Bericht zum Forum SeniorInnen im Netz
(Druckversion)


Horst Häser
E-Mail: Horst.Haeser@t-online.de

Einführung
Die SenNova 2001 fand vom 4.- 6.10. in der Meistersingerhalle in Nürnberg statt und beinhaltete für Senioren ein umfassendes Angebot aller Art (mehr dazu im vorstehenden Beitrag).
Besonders wichtig war für mich ein Forum: Senioren im Netz - ausnahmsweise einmal nicht "ans Netz"! Das Forum wurde von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) und dem Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm (ZAWiW) gemeinsam mit dem Forum Informationsgesellschaft veranstaltet. An einige Eindrücke und Aussagen aus dem Forum, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind, möchte ich die LernCafe-LeserInnen teilhaben lassen. 

Rahmen
Das Forum verlief in drei thematischen Teilen. Bestandsaufnahme, Nutzungsmöglichkeiten und Bedarfe. Wenn man bedenkt, dass über zwanzig Prozent der Bevölkerung über 60 sind, aber erst ein kleiner Teil dieser Gruppe einen Zugang zum Internet hat, wird sofort die Gefahr eines Risses deutlich, der hier entstehen kann. Sogar von Ausgrenzung war die Rede, der einen grossen Teil der Älteren treffen kann, wenn sie mit den neuen Medien nicht Schritt halten. 
Und eins steht fest: Richtig mit dem Computer und dem Internet umgehen zu können,
kann durchaus lustvoll sein (manchmal aber auch frustrierend, vor allem wenn man keine Geduld hat). Vor allem sollte man bedenken, dass man geistig topfit bleiben kann, aber oft körperlich nicht mehr so fit ist,und dann durchaus mit dem Umgang des Computers noch an der Aussenwelt teilnehmen kann und über das ganze WWW (world wide web) informiert bleibt.
Recherche im Internet, Pinwand, Homepage, Netmeeting, Videokonferenz- alles Begriffe, die wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.

Diskussionsrunde
Ein Höhepunkt des Forums war eine Diskussionsrunde mit VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In diesem Forum ging es vorrangig um die Frage, was getan werden kann, um entstandene Senioren-Internet-Inititiativen bei ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen. 

Ministerialrat Loibl vom Sozialministerium Bayern brachte einen Begriff ins Gespräch: Coaching. Es sei sehr wichtig, das Wissen richtig "rüberzubringen", Begeisterung dabei auszulösen, auf der Metaebene letztendlich vielfältige Kommunikation entstehen zu lassen.
Von der Moderatorin der Gesprächsreihe, Carola Ritterhoff vom Forum Informationsgesellschaft, wurde der Slogan "Internet für alle" ins Feld geführt und zwar sollte - wie bei den Rettungssäulen an der Autobahn- in einer Enfernung von 500m eine Gebrauchsmöglichkeit von Computern erreicht werden.

Bedarf
Carmen Stadelhofer vom ZAWiW unterstrich die Bedeutung solcher Qualifizierungsangebote für Senioren-Internet-Initiativen. Deren Mitglieder würden ihre Kompetenzen gerne weitergeben und ehrenamtlich einsetzen. Solches Engagement bedürfe aber der Unterstützung durch Qualifizierung, Beratung und unterstützende Materialien. Dies sei auch zur Anerkennung der Aktivitäten wichtig. Einen besonderen Stellenwert habe dabei die Erprobung neuer interaktiver Möglichkeiten, wie Chats, Netmeeting, Mailinglisten usw.. Frau Stadelhofer wies weiter darauf hin, dass es viel Unterstützungsbedarf besonderer Gruppen der Gesellschaft gibt, wie z.B. pflegende Angehörige, ausländische Mitbürger, usw.

Materialien
Als Beispiele für Materialien wurde die CD "Internet sinnvoll nutzen" des ZAWiW genannt, die Hilfen für AnfängerInnen (zum Beispiel ein Maustraining) bis hin zu Vortrags- und Schulungsmaterialien enthält, die von "MultiplikatorInnen" frei eingesetzt werden können. 
Der Vertreter der Telekom wies auf eine neue CD der Telekom hin, die für Ältere gedacht ist und unter dem Stichwort "Fragen, Antworten, Arbeitshilfen" konzipiert wurde. Sie steht jedem Interessierten kostenlos zur Verfügung und reizt mit dem Slogan "Neugier hält jung" (die Kurse, die von der Telekom angeboten werden, bestreiten zum Teil Mitarbeiter des Hauses, die altershalber ausgeschieden sind und am Ball bleiben wollen). 

& Daten
Jutta Croll vom Netzwerk "Digitale Chancen" verwies auf die Materialienbörse, die unter der Adresse "www.internet-fuer-alle.de" zugänglich ist (und wo auch das vom ZAWiW entwickelte Maustraining online angeboten wird). 
Hier finde sich auch eine im Aufbau befindliche Datenbank, die jedem Bürger Auskunft geben kann, wo sich in der Nähe eine Möglichkeit befindet, einen Computer zu benutzen (Internetzugangsanbieter). Das Wort "Zulos"- Ihre Abkürzung für solche Zugangslernorte- sollte bald zum Begriff für die Allgemeinheit werden. Wenn sie das übers Internet bekannt gäbe, beisse sich die Sache ja in den Schwanz, deshalb stehe eine Hotline zur Verfügung.

Zuständigkeiten?
Besonders deutlich wurde im Forum das Problem unklarer politischer Zuständigkeiten für die Förderung von Senioren-Internet-Initiativen. Finanzielle Unterstützung durch den Bund (Bundesregierung) als solchen, kann nach Aussage von Frau Dr. Zimmermann vom Familienministerium als sogenannte "Regelförderung" nicht gegeben werden. Einzelne Ministerien könnten aber bestimmte Projekte fördern helfen (wobei sich nur noch die Frage nach dem sich zuständig fühlenden Ministerium stelle). 
Die Landesregierungen haben nach Aussage von Herrn Loibl ebenfalls wenig Möglichkeiten zur dauerhaften Förderung. Die Kommunen seien politisch besonders in der Verantwortung. 

Kommentar
Im Forum wurde noch einmal deutlich, daß es nicht notwendig ist, SeniorInnen zu Computerexperten zu qualifizieren, sondern das Basiswissen über den Umgang mit dem Computer & Internet ausreicht und zugleich Hilfen in anderen Bereichen (sinnvolle Nutzung) zunehmend bedeutsam werden. Kommunikation geht über Information.
Zu bestätigen ist sicher der Satz von Carmen Stadelhofer, dass nach heutiger Sicht "das Glas halbvoll" ist, trotzdem der Handlungsbedarf aber noch sehr groß sei. 
Das Weiterreichen von "Zuständigkeit" bei der Förderung von Internet-Aktivitäten von SeniorInnen stellt ein großes Problem dar. Eine Vernetzung im gesamten Gebiet der Bundesrepublik müsste meines Erachtens unterstützungsfähig sein.
Das Forum der Informationsgesellschaft wurde durch den einzigen Freiwilligenvertreter, dem Mitglied des AK-Senet (Arbeitskreis Senioren und Internet) beim ZAWiW, Herrn Bernd Hahn, beschlossen, der berechtigterweise Anerkennung der geleisteten Arbeit von Freiwilligen durch die Behörden, die Allgemeinheit und die gesamte Obrigkeit durch Unterstützung in allen Belangen forderte, aber gleichzeitig versicherte, dass das Wort "Wer anderen hilft, hilft sich selbst" in seiner Arbeit volle Bestätigung finde. 

Link
Rückblick auf das Programm des Forums in der online-version als pdf-Datei (erfordert Acrobat - Reader, der auf den meisten PCs installiert ist)