LernCafe 12 vom 15. November 2001: "Freiwilligenarbeit II"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Training Soziale Kompetenz
(Druckversion)
Marlis Schabacker-Bock
E-Mail: marlis.schabacker@zawiw.uni-ulm.de
Sozial kompetent?
In einem Friseurgeschäft möchte die frisch frisiert Kundin das Geschäft verlassen. Sie zieht ihren Mantel an und geht zur Tür. Ein Praktikant, im Moment ohne Aufgabe, lehnt am Pfosten nahe der Tür. Die Kundin geht an ihm vorbei, öffnet die Tür und geht hinaus.
Zielgruppe
Wie sieht diese Situation im Hinblick auf die soziale Kompetenz aus? Der Praktikant hat die Situation und die damit verbundenen Anforderungen nicht richtig wahr genommen und seine Aufgabe nicht erkannt. Statt an den Pfosten zu lehnen, hätte er der Dame die Tür öffnen sollen. Im Vorfeld hätte er ihr bereits in den Mantel helfen müssen.
Das Training wendet sich an HauptschülerInnen der 8. und 9. Klassen und wird von SeniorInnen durchgeführt. Soziale Kompetenz ist für sie eine wesentliche Qualifikation bei der Einstellung in ein Ausbildungsverhältnis. Arbeitgeber bewerten soziale Kompetenz nicht selten höher als die Noten im Schulzeugnis.
Begriff
Wie ist der Begriff zu sozialen Kompetenz zu verstehen?
· Persönlichkeitsmerkmale wie Teamfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein
· Verhaltenspotentiale wie Kooperationsfähigkeit, Konfliktlösungsfähigkeit und Selbstkontrolle
· Toleranz- und Akzeptanzspielräume wie Frustrationstoleranz und Stressbewältigungsstrategien
Soziale Kompetenz haben Menschen, die sich angemessen verhalten:
· der Situation entsprechend
· der Rolle entsprechend
· der Anforderung oder Aufgabe entsprechend.
Jugendliche
Jugendliche sind in Alltagssituationen oft unsicher. Das Selbstbewusstsein ist labil, die Lebenserfahrung fehlt. Wenn ein Mensch, v.a. ein jungen Mensch sich unsicher fühlt, verkrampft er sich und - verhält sich oft falsch. Jugendliche werden dann nicht selten schnoddrig oder aggressiv oder ziehen sich zurück. Durchgängiges Arbeitsprinzip dieses Trainings ist es deshalb, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu stärken durch Zuwendung und Erfolgserlebnisse. Inhaltliche Schwerpunkte sind:
· Die Jugendlichen auf die Rolle als Auszubildender vorzubereiten
· Den Umgang mit Konflikten zu üben
· Den Jugendlichen zu helfen, Erkenntnisse über sich selbst zu sammeln, d.h. Stärken und Schwächen zu erkennen
· Überlegungen anzustossen, welches die persönlichen Ziele sind und Wege zu suchen, um diese zu erreichen
· Fertigkeiten zu trainieren, die im Alltag gebraucht werden
Rolle der SeniorInnen
Ältere haben Lebenserfahrung und können sich in vielen Alltagssituationen sicher und sozial kompetent bewegen. Im Rahmen des Trainings soziale Kompetenz sind sie Helfer bei der Bewältigung vorgegebener Arbeitsaufträge und Partner bei Diskussionen.
In einer Schlichtungsgerichtsverhandlung beispielsweise stehen ein Jugendlicher und sein Arbeitgeber vor Gericht, weil der Jugendliche wegen Unpünktlichkeit, unkollegialen Verhaltens und Schnoddrigkeit seinen Ausbildungsplatz zu verlieren droht. Bei der Vorbereitung des Rollenspieles, in dem diese Situation simuliert wird, bringen die SeniorInnen die Sichtweise der verschiedenen Streitparteien ein.
Wer sich als Senior an so einem Training beteiligt, muss seine Rolle kennen: Partnerschaftliches Verhalten ist angesagt - Besserwisserei und erhobener Zeigefinger sind fehl am Platz. Erfüllen die Älteren diese Voraussetzung, fühlen sich die Jugendlichen sicher und unterstützt - ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt.
Gemeinsam Spass
Das Training dauert drei Tage, während dieser Zeit wird von Morgens bis Abends hart gearbeitet. Aber die Trainingseinheiten sind voller Action. Ein Eignunsparcour, ein Stadtspiel, eine Gerichtsverhandlung u.a. bringen viel methodische
Abwechslung. Man nimmt sich gegenseitig ernst und zeigt Achtung voreinandern. Alle haben viel Spass. Jung und Alt sind begeistert. Das steckt an und entspannt die Atmosphäre.
Wichtig für das Gelingen ist aber auch eine gute Unterbring und eine gute Verpflegung, ein Rahmen also zum Wohlfühlen! <bild2.jpg>
Kontakt
Zum Training Soziale Kompetenz entsteht derzeit eine Arbeitshilfe mit Materialien, so dass Interessierte dieses Training auch in einem anderen Rahmen fortführen können. Bei Interesse nehmen Sie doch Kontakt mit uns auf!
"Jung + Alt = Zukunft zusammen" (JAZz)
c/o ZAWiW
Universität Ulm
89069 Ulm
Geschäftsführung: Marlis Schabacker-Bock
E-Mail: marlis.schabacker@zawiw.uni-ulm.det