LernCafe 12 vom 15. November 2001: "Freiwilligenarbeit II"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Europäisches Volontariat älterer Menschen
(Druckversion)
Susanne Huth
E-Mail: huth@isis-sozialforschung.de
Pilotphase
Hintergrund des Piltoprojekts "Europäisches Volontariat älterer Menschen" bildet die guten Erfahrungen mit dem Europäischen Freiwilligendienst für junge Menschen und die Tatsache, dass neben den Jüngeren vor allem die Älteren ehrenamtlich engagiert sind. Ältere Volontäre und Volontärinnen werden dabei für einige Wochen in einem anderen Land tätig, um den grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch zu fördern und die europäische Vernetzung von Nichtregierungsorganisationen zu erleichtern.
Ziele
Ältere Freiwillige erhalten die Gelegenheit,
· zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, und
· Anerkennung für ihr freiwilliges Engagement zu finden.
Gemeinnützige Organisationen haben die Chance,
· durch die Aufnahme einer oder eines ausländischen Freiwilligen einen Know-how-Transfer für die eigenen haupt- und ehrenamtlich Tätigen zu gestalten sowie
· transnationale Kontakte und Kooperationsbeziehungen aufzubauen.
Ein Europäisches Volontariat älterer Menschen trägt darüber hinaus dazu bei,
· die europäische Identität und Integration zu fördern,
· die gesellschaftliche Anerkennung des freiwilligen Engagements zu steigern,
· negative Haltungen älteren Menschen gegenüber zu durchbrechen und den Dialog der Generationen zu fördern sowie
· die Idee des lebenslangen Lernens zu transportieren und einen Anreiz für ihre Umsetzung zu bieten.
Finanzierung und Organisation
Unter deutscher Federführung - die Projektträgerschaft liegt bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros (BaS) und das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen beträchtlichen Beitrag zur Umsetzung des Projekts geliefert - konnte das Projekt Anfang diesen Jahres begonnen werden. In jedem beteiligten Land - Deutschland, Österreich, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden, Frankreich, England und Griechenland - wurde eine nationale Koordinierungsstelle mit der Projektdurchführung betraut. Zusätzlich gibt es eine übergreifende europäische Koordinationsstelle, die, wie die deutsche Koordination, auch bei ISIS liegt. Finanziert wird das Projekt durch die Europäische Kommission, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und Regierungen und gemeinnützige Verbände aus weiteren sieben europäischen Ländern.
Austausch
· Die Dauer des Einsatzes konnte zwischen 2 und 4 Wochen variieren, die Reisekosten und Unterbringungskosten auf der Basis von Bed and Breakfast wurden übernommen.
· Die nationalen Koordinierungsstellen haben dafür Sorge getragen, dass eine angemessene Unterbringung der Volontäre erfolgte. Die Gastorganisationen waren aufgefordert, Möglichkeiten vor Ort zu ermitteln und kostengünstige Unterbringungsmöglichkeiten in eigenen Apartments, z.B. in Wohneinrichtungen von Kirchen oder Gewerkschaften, anzubieten.
· Von der europäischen Koordinationsstelle wurde eine zusätzliche Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung für die teilnehmenden Volontäre vom Verlassen der eigenen Wohnung bis zur Rückkehr in sie abgeschlossen.
Voraussetzungen
· Der Umfang der freiwilligen Mitarbeit orientierte sich an einem etwa halbtägigen Einsatz.
· Bei den inhaltlichen Aufgabenbereichen gab es keine Einschränkungen, solange sie der Idee verpflichtet sind, soziale Integration zu fördern. Dies kann nicht nur in der direkten Arbeit mit sozialen Randgruppen geschehen, sondern auch vermittelt über Aktivitäten in den Bereichen Gesundheit, Sport, Kultur, Musik, Ökologie etc.
· Vorraussetzung zur Teilnahme auf Seiten der Freiwilligen war eine fachliche Eignung und gute Kenntnisse der Sprache des Gastlandes.
· Die Gastorganisation wurde gebeten, Fahrtkosten vor Ort zu erstatten. Wünschenswert war, dass die Aufnahmeorganisationen dem Volontär oder der Volontärin für die Dauer des Aufenthalts ein Wochen- oder Monatsticket für öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stellte, das auch in der Freizeit genutzt werden konnte.
Vorbereitung
Die Vorbereitung des Austauschs begann im Frühjahr mit der Information gemeinnütziger Organisationen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Volontärin oder einen Volontär zu entsenden und eine Einsatzstelle für eine/n ältere/n Freiwillige/n aus einem anderen Land anzubieten. In Deutschland wurden sechs Seniorenbüros als regionale Organisationsstellen ausgewählt: Frankfurt am Main, Hamburg, Lilienthal, Merseburg, Schwerin und Speyer. Sie hatten die Aufgabe, Organisationen und Verbände anzusprechen, zur Mitarbeit zu gewinnen und fünf bis sieben Organisationen und Freiwillige auszuwählen. Die älteren Freiwilligen wurden in ein europäisches Teilnehmerland ihrer Wahl in eine inhaltlich verwandte Einsatzstelle vermittelt. In jedem Gastland gab es ein 3-tägiges Vorbereitungsseminar, um soziale Rahmenbedingungen und kulturelle Aspekte der ehrenamtlichen Arbeit im Gastland kennen lernen zu können.
Auswahl
Insgesamt sollten 150 ältere Freiwillige an dieser Erprobungsphase teilnehmen. In Deutschland 30, in Frankreich, Österreich, Luxemburg, den Niederlanden und England je 20, in Belgien 15 und in Griechenland 5. Der Prozess, die über 160 gemeldeten Volontäre auf die zur Verfügung stehenden Einsatzplätze, verbunden mit der Berücksichtigung von Sprachkenntnissen und persönlichen Wünschen, zu vermitteln, gestaltete sich als sehr aufwendig. Schließlich konnten 35 Volontäre aus Deutschland und 34 ausländische Volontäre nach Deutschland erfolgreich vermittelt werden. Der zahlenmäßig stärkste Austausch fand mit Österreich, Luxemburg und den Niederlanden statt, was angesichts der Sprache nicht verwunderlich ist. Die Volontäre kamen aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern: von der Alten- und Behindertenhilfe, über Naturschutz, Hospizarbeit, Öffentlichkeitsarbeit bis zu Internet- und Computerinitiativen.
Begleitprogramm
Das Vorbereitungsseminar in Deutschland fand vom 20. bis 23. September 2001 in Remagen mit den ausländischen Gastvolontären statt. Neben dem gegenseitigen Kennen lernen standen ein Besuch bei einer Kölner Freiwilligeninitiative und Diskussionen über die Rahmenbedingungen und Traditionen des ehrenamtlichen Engagements in den beteiligten Ländern auf dem Programm. Am 24. September begannen die Volontäre dann ihren Einsatz in ihrer Gastorganisation. Da in Deutschland die Gäste in den sechs ausgewählten Städten konzentriert waren, konnte vom jeweiligen Seniorenbüro ein Begleitprogramm angeboten werden, das gemeinsame Unternehmungen beinhaltete.
Perspektiven
Der weitere Zeitplan sieht nun die Nachbereitung und Auswertung des Einsatzes vor. Alle teilnehmenden Organisationen und Volontäre erhalten von der europäischen Koordinationsstelle einen Fragebogen, der ausführlich Gelegenheit gibt, die Erfahrungen und Rahmenbedingungen des Projekts zu beurteilen. Auf dieser Grundlage findet im März des kommenden Jahres ein Beiratstreffen mit Vertretern der Europäischen Kommission, des BMFSFJ und der anderen beteiligten Regierungen und Verbände statt, um die Perspektiven für eine dauerhafte Etablierung eines Europäischen Volontariats älterer Menschen unter der langfristigen Einbeziehung aller EU-Mitgliedsländer zu erörtern. Dabei könnten einige Elemente auf der Basis der praktischen Erfahrungen - abhängig von den Interessen und Bedarfen aller beteiligten Seiten - ergänzt, erweitert oder angepasst werden.
Kontakt
Deutsche Kontaktstelle für das Europäische Volontariat
Institut für Soziale Infrastruktur (ISIS)
Dipl.-Soz. Susanne Huth
Nonnenpfad 14
60599 Frankfurt am Main
Tel.: 069-65302061
Fax: 069-655096
E-Mail: huth@isis-sozialforschung.de
Internetseite http://www.isis-sozialforschung.de
Auf den Internetseiten von www.senioren-initiativen.de
gibt es noch weitere Informationen zum Europäischen Volontariat unter www.senioren-initiativen.de/aktuelles/volontariat.htm