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LernCafe 15 vom 15. Februar 2002: "Sicherheit"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Sicherheit Online
Interview mit Sascha Borowski
(Druckversion)

Christian Carls
E-Mail: christian.carls@zawiw.uni-ulm.de

Einführung
Sascha Borowski ist Polizei- und Gerichtsreporter der Augsburger Allgemeinen Zeitung. In freiwilligem Engagement ist er Herausgeber der Websites www.sicherheit-online.net und www.dialerschutz.de. Sascha Borowski hat sich bereiterklärt, im nächsten LernCafe als Experte zur Verfügung zu stehen (Donnerstag, 07.03., von 15.00 bis 15.45). 

sicherheit-online.net
Was findet sich auf Ihren Webseiten? 
Man muss die beiden Seiten, die ich betreibe, inhaltlich etwas voneinander trennen. Die Seite www.sicherheit-online.net ist so zu sagen eine Allround-Seite zum Thema Sicherheit im Internet. Ziel ist es, dem interessierten Durchschnitts-Surfer einen Überblick über die gesamte Thematik Online-Sicherheit zu bieten. Das beginnt beim Schutz vor Viren und so genannten Trojanischen Pferden, geht über die Möglichkeiten anonymen Surfens im Internet bis hin zum Schutz vor klassischen Online-Straftaten wie Betrug und Verstöße gegen das Urheberrecht. Ein Lexikon soll gerade dem eher unerfahrenen Surfer dabei helfen, häufig verwendete Fachbegriffe einordnen zu können.

dialerschutz.de
... Die zweite Seite www.dialerschutz.de ist eigentlich ein Ausfluss von Sicherheit Online. Weil in den vergangenen Monaten fast täglich Anfragen zum Thema Betrug mit 0190- Einwahlprogrammen kamen, habe ich beschlossen, das entsprechende Kapitel in Form einer eigenen Seite auszugliedern. Dass das die richtige Entscheidung war, haben die Reaktionen gezeigt: über 2500 Surfer haben allein in der ersten Woche Dialerschutz.de besucht, außerdem haben verschiedene Fachmagazine das Thema aufgegriffen. Das lag aber sicher mit daran, dass der Informationsbedarf enorm ist, und sich bis dahin noch keine Seite explizit des Themas angenommen hatte.

Kap4
Wann haben Sie begonnen, sich für das Thema zu interessieren? 
Die Seite sicherheit-online.net in dieser Form ist seit Dezember 2000 online, Dialerschutz.de, wie gesagt, erst seit Anfang Januar dieses Jahres. Das Interesse am Thema ist weitaus älter. Als Polizei- und Gerichtsreporter bei der Augsburger Allgemeinen habe ich seit Jahren immer wieder Fälle von Internet-Kriminalität auf dem Tisch bekommen. Bei den Recherchen im Internet bin ich dann auf diverse Seiten zu diesem Thema gestoßen - die ich aber als Computer-Laie, der ich damals war, häufig nicht verstanden habe. So kam die Idee, eine Seite ins Netz zu stellen, die sich ebenfalls mit dem Thema Sicherheit im Internet befasst, dabei aber Wert auf Verständlichkeit legt.

Motivation
Ihre Internetseiten sind sehr gut gemacht und aktuell. Die Erstellung solcher Seiten bedeutet viel Arbeit. Warum tun Sie das?
Gute Frage. Fakt ist doch, dass heutzutage eigentlich niemand mehr am Internet vorbeikommt. Und wie immer, wenn Menschen irgendwo unterwegs sind, gibt es auch Menschen, die das für ihre Zwecke ausnutzen wollen - manche auf legale Weise, manche auf illegale. Ich würde das wieder mit meiner Arbeit als Polizeireporter vergleichen. Wenn in der Stadt Betrüger unterwegs sind, warne ich die Bevölkerung in Form eines Artikels. Im Internet sind ebenfalls viele zwielichte Gestalten unterwegs. Vor denen warne ich auf meinen Seiten - vermutlich ist das eine Art Berufskrankheit.

"Profite"
Gibt es dabei auch finanzielle Aspekte - profitieren Sie finanziell davon?
Finanziell rechnet sich das überhaupt nicht - im Gegenteil. Aber natürlich profitiere ich davon. Durch den regelmäßigen Kontakt mit den Besuchern weiss man immer recht genau, welche Tricks bei Online-Betrügern und ähnlichen Herrschaften gerade verbreitet sind. Das kann ich auf meinen Seiten entsprechend verwerten - und im "echten" Beruf schadet es natürlich auch nicht, auf der Höhe der Zeit zu sein. 

Kontakte
Gibt es Kontakte zu anderen, die sich mit diesem Thema befassen / zu Betreibern anderer Webseiten?
Natürlich. Wer glaubt, er müsse so ein Online-Projekt alleine durchziehen, hat meiner Meinung nach den Sinn des Internets nicht verstanden. Es gibt nun mal keinen einfacheren und schnelleren Weg, Menschen mit gleichen Interessen kennen zu lernen. Ich arbeite derzeit mit zwei Webseiten eng zusammen, mit einer dritten halte ich lockeren Kontakt. Außerdem ist sicherheit-online.net Mitglied im Deutschen Krypto- und Privacy-Webring. Wir Webmaster tauschen ziemlich regelmäßig neue Erkenntnisse aus, geben untereinander Warnungen vor neu aufgetauchten Gefahren weiter und verweisen auch gegenseitig auf unsere Seiten. Das bringt uns etwas, und eben auch den Besuchern.

Reaktionen
Bekommen Sie Reaktionen von BesucherInnen Ihrer Webseiten?
Auch hier muss man unterscheiden. Im Schnitt bekomme ich derzeit etwa zehn Mails von Besuchern pro Tag. Etwa die Hälfte davon hat ein konkretes Problem. Der eine ist Opfer eines 0190-Dialers geworden, hat eine Telefonrechnung über 5000 Euro bekommen und will wissen, was er jetzt unternehmen soll. Der andere kommt mit den Einstellungen seiner Firewall nicht klar, der nächste fragt, welches Antiviren-Programm ich empfehlen würde. Ich bemühe mich dann, jedem Einzelnen zu helfen, was auch ein paar Tage "Mail-Wechsel" bedeuten kann. Wenn dann die letzte Mail des Besuchern lautet "Danke für die Hilfe", dann freut einen das. Feedback ist, denke ich, für jeden Betreiber einer Homepage wichtig. 

Lob & Kritik
... Als die Zeitschrift "Tomorrow" die Seite sicherheit-online.net zum Surftipp des Monats Februar erklärte, war ich über Tage hinweg im siebten Himmel :-) Aber es kommen natürlich auch mal kritische Anmerkungen. Letztens ist in einem Webforum über Sicherheit.online.net diskutiert worden. Da meinte einer, er hielte eine ganz bestimmte Passage für ungerechtfertigte Panikmache. Da wird man auch mal nachdenklich. Jetzt bin ich dabei, die Passage etwas umzuformulieren.

Selbstschutz
Herr Borowski, zum Abschluß noch eine persönliche Frage: Wie schützen Sie ihren eigenen PC vor Angriffen?
Effektiv, aber angemessen. Ich habe einen Virenscanner, der regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht wird, und eine kleine (und kostenlose) Desktop-Firewall. Für den "normalen" Surfer genügt das, um sich vor den gängigen Gefahren zu schützen - wenn man etwas aufpasst. Sicherheit im Internet bedeutet nicht, einen riesigen technischen Aufwand zu treiben. Es bedeutet, gesundes Misstrauen und etwas Menschenverstand an den Tag zu legen. Ich halte mich - soweit möglich - von dubiosen Webseiten fern und öffne E-mails, die ich geschickt bekomme, nicht ungeprüft. Außerdem glaube ich nur die Hälfte von dem, was ich im Internet lese. Spätestens dann haben Online-Betrüger nämlich ein echtes Problem.

5 Tips
Und welche Tips geben Sie technischen Laien, die mit ihrem Computer eMails verschicken und im Internet surfen? 
1. Besorgen Sie sich einen Virenscanner, den Sie regelmäßig aktualisieren können. Prüfen Sie damit auch ihre E-mails grundsätzlich auf mögliche Viren und andere Schädlinge. Auch eine kleine und kostenlose Firewall wie z.B. "Zonealarm" sollte auf jedem PC vorhanden sein.
2. Laden Sie sich niemals Programme oder Dateien von Ihnen unbekannten Seiten herunter.
3. Halten Sie Ihren Webbrowser (z.B. Internet Explorer, Netscape Navigator oder Opera) immer auf dem aktuellen Stand. Die Hersteller bringen regelmäßig Updates heraus, um neu aufgetauchte Sicherheitslücken zu schließen. 
4. Geben Sie möglichst keine persönlichen Daten wie Ihren Namen oder Ihre Adresse im Internet weiter. Das gilt auch für Kenn- und Passworte. Selbst hinter scheinbar seriösen Seiten stecken sehr oft Adressen- und Datensammler. Schaffen Sie sich für Fälle, in denen Sie eine E-mail-Adresse angeben müssen, ein zweites, anonymes E-mail-Postfach an.
5. Verwenden Sie Ihren gesunden Menschenverstand. Sonderangebote und andere Versprechungen sind gerade im Internet immer mit Vorsicht zu genießen. Im echten Leben schenkt Ihnen niemand etwas. Warum sollte dann jemand im Internet etwas zu verschenken haben? 

Links
www.sicherheit-online.net
www.dialerschutz.de
Auf die Frage nach weiteren empfehlenswerten Links nennt Herr Borowski unter anderem: 
http://www.sicherheit-im-internet.de/home/home.phtml
http://www.datenschutz.bund.de/
http://www.trojaner-info.de/
http://www.computerbetrug.de/  (siehe dazu auch den Beitrag unter "Webangebote")