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LernCafe 16 vom 15. März 2002: "Sprache"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Etymologie entdecken
(Druckversion)

Margit Hube
E-Mail: Margit.E.Huber@t-online.de

Voraussetzungen
All jenen Sprachbegeisterten, die sich über die Herkunft und Entwicklung der Wörter unserer Sprache im Internet auf professionelle und durchaus amüsante Weise aufklären lassen möchten, sei der Linguistikserver der Universität Essen wärmstens empfohlen.
Um die originell und bildschirmfreundlich aufbereitete Lernumgebung "Etymologie entdecken" jedoch ansehen zu können, müssen Studienanfänger und interessierte Laien einige Erfahrung mit Internetnutzung mitbringen. Wer bislang nur mit dem Internet Explorer auskam, sollte sich hierfür den Netscape-Navigator, zusätzlich auch noch das Shockwave-Plugin von Macromedia herunterladen

Die Lernumgebung
Ist man aber erst mal "drin", wird es komfortabler: Eine kleine Navigationsschaltfläche am Rand der Titelseite zeigt auf einen Blick die Gliederung des Inhalts in sieben Lernbereiche und drei Funktionen an, unter denen man die Welt der Etymologie in selbstgewählter Reihenfolge auskundschaften kann. Bildschirmgerechte Gestaltung - große Schrift, auf das Wesentliche beschränkter Textumfang, sinnvoller Einsatz von Farbtext und Bildern - macht die Wanderung durch die Inhalte zum Vergnügen, manchmal hinterlässt die plakative Vereinfachung und Reduzierung aber den Eindruck, man hätte sich in einem der unter "Literatur" genannten Bücher umfassender und gründlicher informieren können.

Bekanntschaft mit dem Metier
"Für Studierende im Grundstudium und interessierte Laien", die auf der Titelseite genannten Zielgruppen des Etymologie-Lernprojekts, bieten die Seiten eine umfassende und gut strukturierte Einführung in alle etymologischen Interessensgebiete. Der Aufbau der Lernumgebung erschließt sich den Benutzer/innen sofort als eine wissenschaftlich fundierte, sinnvolle Ordnung, in der sämtliche themenrelevanten Begriffe unter einem der sieben Gliederungspunkte eingeordnet sind, oft auch mit verlinkten Querverbindungen zu Begriffen aus anderen Bereichen. Anhand von 22 ausgewählten Begriffen können Interessierte sich ein ziemlich genaues Bild davon machen, was es heißt, Wörter etymologisch zu erforschen.

Inhalt
Die didaktische Aufbereitung der Lernumgebung erfüllt drei funktionale Hauptkriterien: Übersichtlichkeit und leichte Anwählbarkeit der einzelnen Teilbereiche, Interaktivität durch die Quiz-Funktion, in der gezielte Fragen zu den jeweiligen Lerngebieten beantwortet werden können und ein weiterführendes, vertiefendes Literaturverzeichnis zur Etymologie. Die Lernbereiche enthalten etwa folgendes Angebot:
Einführung: Was ist Etymologie eigentlich, womit befasst sie sich, wo wird sie gebraucht. Wortbestand: Neuschöpfungen, Erbgut, aus Fremdsprachen entlehnte Bedeutungswandel: Wie und warum Wörter im Lauf der Zeit ihre Bedeutung verändert haben. Lautwandel: Lautverschiebungen, Prozesse, die den Lautwandel beeinflussen.
Lingorama: Zeittafel, welche die Wörter im Wandel der Geschichte in graphischer Darstellung zeigt.
Sachgruppen: z.B. Technik, Ethik, Denken, Zeichen/Mitteilung/Sprache, Fühlen/Affekte/Charaktereigenschaft als verlinkte Tabelle erleichtert die Suche nach Informationen über einen bestimmten Begriff.
Alphabetische Index: 22 Wörter als Link, der zu der jeweiligen Seite mit den hierzu erschlossenen etymologischen Informationen führt.

Zum Beispiel "erfahren"
Unser heutiges Wort "erfahren", so die entsprechende Informationsseite, gehört zum deutschen Erbgut. Die althochdeutsche Wurzel "irfaran" wurde im Mittelhochdeutschen zu "ervarn". Interessant ist der Bedeutungswandel dieses Wortes: Ein "erfahrener" Mensch war früher einer, der viel herumgefahren, also gereist ist. Erfahren hieß ursprünglich durchreisen, dann ein Land kennen lernen und später allgemein kennen lernen. Erst seit dem 15. Jahrhundert kennen wir erfahren als klug, "bewandert".
An anderen Beispielen, wie "Dirne" und "Mordskerl", wird deutlich, was unter Bedeutungsverschlechterung und Bedeutungsverbesserung zu verstehen ist.
Wer sich für die Tendenzen unserer Sprache, z.B. zur Beschönigung oder zum bildhaften Ausdruck, interessiert, findet aufschlussreiche Kurztexte auch dazu im Kapitel Bedeutungswandel.

Links
Die Lernumgebung ist zu finden in Suchmaschinen unter dem Begriff "Etymologie" oder über das Inhaltsmenü des Linguistikservers der Universität Essen (Etymologie):
http://www.linse.uni-essen.de

Die genaue Adresse lautet:
http://www.linse.uni-essen.de/kuntermund_loewenmaul/etymologie_html/etymologie.htm