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Wie haben die Computeraktivitäten im Seniorenbüro Alfeld angefangen!
(Druckversion)
Karl-Heinz Wunsch
E-Mail: h.wunsch@t-online.de
Einführung
Kurz nach Gründung des Seniorenbüros im Jahr 1994 sind wir; wenn ich wir sage, dann meine ich die Hauptamtliche Leitung des Seniorenbüros und mich, schon frühzeitig mit Computern in Berührung gekommen. Mein Name ist Karl-Heinz Wunsch, Jahrgang 1934, von Beruf Maschinenbaumeister. Da ich auch Lehrlingsausbilder in meiner Firma war und die Auszubildenden auch an NC-Maschinen (Numeric-Control-Machine; also Numerisch gesteuerte Maschinen) auszubilden hatte, war es beinahe selbstverständlich, dass ich im Rahmen des Seniorenbüros etwas mit Computern anbieten würde.
Computer?
Es ergab sich im Gespräch mit mehreren Senioren, das die Frage aufkam: "Computer- was kann man damit anfangen, und lernt man das in unserem Alter noch". Also haben wir uns mit der DAG-Schule (Deutsche Angestellten Gewerkschaft) in Verbindung gesetzt und deren Räumen einen sogenannten Computerschnupperkurs für Senioren angeboten. Man glaubt es nicht, aber wir bekamen über 80 Anmeldungen von Senioren, die daran Teilnehmen wollten, und waren so gezwungen nicht einen, sondern 6 Kurse zu machen. Für mich war es schon interessant zu erleben, wie die einzelnen Teilnehmer mit Ah und Oh die Funktionen der Rechner bestaunten, vor allem wenn sich der Bildschirmschoner einschaltete und nur durch ein leichtes Antippen an die Computermaus wieder verschwand.
Selbsthilfe-Gruppe
Diese Aktion zeigte uns aber, dass hier ein echter Bedarf bestand, denn von diesen mehr als 80 Schnupperkursteilnehmern hatten sich spontan mehrere einen Rechner gekauft. So gründeten wir nach Verhandlungen mit der DAG-Schule (wg. Miete, Haftpflicht etc.) in den Räumen der DAG-Schule eine Computer-Selbsthilfe-Gruppe. Einzige Voraussetzung war, dass jeder Teilnehmer auch zu Hause einen Computer besitzen musste, um das Erlernte in seinen eigenen vier Wänden nachvollziehen zu können. Interessant dabei ist, dass ein Teilnehmer in die Gruppe kam nachdem ihm sein Großsohn sagte: "Opa lass die Finger von meinem Computer, sonst läuft er dann nicht mehr".
Seniorenpreis
Im Juni 1997 schrieb das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie den "Deutscher Seniorenpreis für Multimedia - Vermittlung von Medienkompetenz" aus. Das Seniorenbüro Alfeld beteiligte sich in Kooperation mit dem "DNA" Data Network Alfeld an diesem Wettbewerb. Es wurde das Konzept eines Internet-Cafés für die Region Alfeld erarbeitet. Der hinter dem Projekt stehende Antrieb wurde eindeutig definiert: Heranführung von älteren Menschen an IuK - Technologie (Informations- und Kommunikations-Technologie).
Platz 15
Als auf einer Fachtagung in Paderborn die Preisträger gekürt wurden, landete das Seniorenbüro Alfeld von 150 Konzepten auf Platz 15. Leider waren nur 10 Preise ausgelobt, so dass das Seniorenbüro wohl mit seinem Konzept Erwähnung fand,
aber sonst leer ausging. Als dann im Frühjahr 1998 das Senior - Info - Mobil, initiiert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie und begleitet von der ISAB (Institut für Sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung), auf die Reise durch die Bundesrepublik geschickt werden sollte, erinnerte man sich dann doch an das gute Abschneiden bei dem Wettbewerb. Dem Seniorenbüro Alfeld wurde angeboten, dass das Senior-Info-Mobil auch nach Alfeld kommen könnte. Wir zögerten nicht lange und bewarben uns für diese Kampagne.
Senior-Info-Mobil
Vom 11. - 16. 06. 1998 sollte das rollende Internet-Café mit seinen 8 Computer-Arbeitsplätzen, Informationsstand, Mobile Computer, Intelligente Wohntechnik, Sehbehindertengerechte Computertechnik, Bildkommunikation, Internet-TV und Sonderveranstaltungen von lokalen Institutionen in Alfeld sein. Nun hieß es diese Aktion vorzubereiten, es musste mit der Stadt über den Standplatz verhandelt werden, Strom und Wasseranschluss wurden benötigt, Toiletten mussten in der Nähe sein etc. Die Kreisvolkshochschule, der DNA, die Kreissparkasse, Reisbüros, wurden eingebunden, um Vorträge und Anwendungen Vorzuführen. Selbst die Computer - Selbsthilfe - Gruppe bereitete sich vor, um als Tutoren zu fungieren.
In Aktion
Die Einzelnen Projekt - Gruppen des Seniorenbüros übernahmen es für Kaffee, Kuchen, belegte Brötchen und Getränke zu sorgen. Unsere anfängliche Befürchtung, dass wir uns mit dieser Kampagne übernommen hätten, verflog sehr schnell, als wir sahen wie gut sie von der Bevölkerung angenommen wurde. In den sechs Tagen wurden weit über 400 Interessenten gezählt, die den Vorträgen lauschten, selbst surften, E-Mails verschickten oder sich nur beraten ließen. Alles in allem für das Seniorenbüro ein voller Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Stadt Alfeld nur 23.000 Einwohner hat.
Internet-Cafe
Unsere aus unserem Wettbewerbs-Konzept erarbeitete Idee für ein Internet - Café ließen wir aber nicht aus dem Auge. So gelang es nach langen Verhandlungen mit der Stadt, dass im Jugendtreff einmal in der Woche, Dienstags von 10 bis 17 Uhr, die Räumlichkeiten als Internet - Café 50 plus, allen Personen über 50 Jahren offen steht, um unter Anleitung im Internet zu surfen. Auch die Computer - Selbsthilfe - Gruppe besteht nach über 6 Jahren immer noch. Kostenfreie Räume der Kreisvolkshochschule sind jetzt unser Zuhause. In dieser Gruppe sind zum Teil noch Teilnehmer von der ersten Stunde, die immer mal wieder erscheinen, wenn sie der Frust am PC übermannt. Eine Pflicht zum regelmäßigen Erscheinen gibt es nicht, und doch sind jedes Mal 6 - 8 Teilnehmer anwesend.
Aktivitäten
Auch hat sich gezeigt, dass immer wieder der Bedarf besteht Computer-Schnupperkurse anzubieten. Denn viele Erwachsene möchten doch eine Entscheidungshilfe haben, ob sich die Anschaffung eines Computers für sie lohnt. So bieten wir im vierteljährigen Rhythmus diese Kurse an und sie sind immer wieder gut besucht. Die örtliche Zeitung bringt vier mal im Jahr eine Senioren - Beilage heraus, die ausschließlich nur mit Beiträgen von Senioren gefüllt wird. Diese Beiträge werden als Dateien von einem Team des Seniorenbüros in Kooperation mit der örtlichen Seniorenakademie redigiert, aufbereitet und per eMail an die Zeitung geschickt, so dass der Redakteur der Zeitung sie nur in seine Zeitungsspalten einsetzen muss.
Kontakte
Ich persönlich stehe den einzelnen Kursteilnehmern auch schon mal für eine telefonische Beratung zur Verfügung, selbst wenn diese Anfrage von den Kanarischen Inseln kommt mit den Worten: "Sie haben mir das schon mehrfach erklärt, aber ich weiß nicht weiter, meine Menü - Leiste in Word ist verschwunden"! Eine kurze Erklärung, der Teilnehmer bedankt sich und ist zufriedengestellt.
http://www.alfeld.de/vereine/seniorenbuero/
seniorenbuero@alfeld.de