LernCafe 16 vom 15. März 2002: "Sprache"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Lexikon der Jugendsprache
Ein "geiles" Schülerprojekt
(Druckversion)
Margit Huber
E-Mail: Margit.E.Huber@t-online.de
Hintergründe
Zwei 8. Klassen, im Deutschkurs E der Gesamtschule Duisburg, geben ein Lexikon der Jugendsprache im Internet heraus: Wen oder was wollen sie damit erreichen? Sind 13-15jährige, so fragt man sich spontan, selbst mit einem tüchtigen Deutschlehrer im Rücken, nicht restlos überfordert mit so einem Unterfangen? Oder sind gerade sie als Insider ausgestattet mit der nötigen Kompetenz? Und: ist Jugendsprache lexikalisch zu ordnen, ist es überhaupt eine Sprache, und damit übersetzbar? Eine einfache Antwort mit ja oder nein gibt es dazu nicht. Eine fundierte und ansprechende Hausarbeit einer Schülerin zur Jugendsprache belegt dies (Volltext auf der Linguistik-Seite der Uni Essen).
Das Projekt
Von Januar bis März 1997 untersuchten 22 Schüler/innen der Jahrgangsstufe 8a/8b im Rahmen ihres Deutschunterrichts mehrere Ausgaben von fünf Jugendzeitschriften sowie ihren eigenen Wortschatz und befragten weitere 160 etwa gleichaltrige Mitschüler/innen der Gesamtschule Duisburg-Süd bezüglich ihres Sprach- und Wortgebrauchs. Die Ergebnisse wurden von den SchülernInnen zu einem Lexikon der Jugendsprache zusammengestellt. Wie Hans-Rudolf Müller, der Leiter des Deutschkurses betont, kann und will das Lexikon weder Vollständigkeit noch Eindeutigkeit in der Interpretation der Wörter beanspruchen. Mit seinem Lexikon-Webprojekt wollte er vielmehr Schülern und Erwachsenen Impulse und Anregungen geben, sich mit dem Thema Jugendsprache zu befassen.
Jugendsprache
Das Werk transportiert durch seinen Titel die irrige Meinung, dass es eine Sprache gebe, die der Jugend angehöre, und die erlernbar ist. Jugendsprache ist nicht einheitlich definierbar, denn es handelt sich um den spielerischen und kreativen Umgang Jugendlicher mit der reglementierten Normsprache. Die jugendspezifische Identitätssuche mit der Methode des Grenzenauslotens durch Grenzübertretung macht auch vor der Muttersprache nicht Halt.
Gesucht
Wer also mal wieder ein Wort gehört hat und damit nichts anzufangen wusste, kann den betreffenden Anfangsbuchstaben anklicken und findet dann meistens Auskunft. Für das Wortpaar mega-in finden wir: sehr modern; der 'letzte Schrei'; auch megahip (Party-Babe: Kunstleder ist zur Zeit megahip, BRAVO 7/97). Wer sich hier dann fragt, wo denn so etwas gebraucht wird, wird auf Belegstellen z.B. in Zeitschriften verwiesen. Und um die Überschrift dieses Beitrags verständlicher zu machen: geil - toll, aufregend (Die Piste hier ist geil, BRAVO 3/97) (Mit echt, total und voll das wahrscheinlich meistverwendete Wort im mündlichen Sprachgebrauch). Zum Glück benutzen unsere Jugendlichen, wie hier leicht zu ersehen, auch noch die Sprache anderer Generationen. Das Wort Rendezvous jedenfalls gibt es auch hier.
Zukunft
Inzwischen ist die Seite fünf Jahre alt und nicht mehr aktuell. Aber die oben genannte, sehr zu befürwortende Absicht, aus der heraus das Projekt entstand, könnte sie immer noch erfüllen. Allein, es fehlen die nötigen Voraussetzungen auf der Webseite, um z.B. die vorhandene Wortliste durch Jugendliche aus anderen Schulen fortzuführen. Anderen jugendliche "Sprachmilieus" könnte man z.B. durch ein Diskussionsforum und intensive Webseitenbetreuung die Mitarbeit ermöglichen. Wer aber würde einem derart motivierten und inspirierten Deutschlehrer(-team?) die für ein interaktives Online-Lernprojekt nötigen zeitlichen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen? So bleibt dem Besucher der Seite für die Kontaktaufnahme nur die Email-Adresse auf der Leitseite Deutsch.
Links
Lässt man den Titel "Lexikon der Jugendsprache" von einer Suchmaschine ermitteln, so erhält man in der Regel gleich mehrere Links, die auf die entsprechende Seite führen:
www.du.nw.schule.de/geds/fachbereiche/deutsch/dejsp.htm
Eine wahre Fundgrube für sprachlich interessierte forschend lernende Internetbenutzer/innen bieten die Seiten von ESEL - Essener Studienenzyklopädie Linguistik; die oben erwähnte Arbeit über Jugendsprache ist unter folgender Adresse zu finden:
http://www.linse.uni-essen.de/esel/jugend/jugend.htm