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LernCafe 16 vom 15. März 2002: "Sprache"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Schriftliche Sprache im Internet
(Druckversion)

Sabine Meyer
E-Mail: enibas.m@t-online.de

Einführung
Im Internet wird überwiegend mit Texten kommuniziert. Es gibt zwar auch die Möglichkeiten Videokonferenzen durchzuführen oder Dateien mit akustischen Inhalten anzuhängen, aber das wird eher selten in der üblichen Kommunikation eingesetzt. Die Besonderheiten der Kommunikation im Internet bildeten sich zunächst in den Chats heraus und werden seitdem immer mehr auch in Emails und Foren eingesetzt, da sie "paraverbale" Kommunikation ermöglichen. Denn das Manko der Internetkommunikation liegt darin, dass paraverbale Bestandteile, wie Lautstärke, Stimmhöhe, Gestik und Mimik nicht direkt vermittelt werden können. Deshalb entwickelten sich kommunikationsspezifische Besonderheiten, die der Verständigung im Internet eine persönlichere Note geben können.

Sprachliche Vereinfachung
Beim Chatten, aber auch in persönlicheren Emailbotschaften, wird oft durchgehend klein geschrieben, die Sätze werden verknappt und Interpunktionszeichen weggelassen. Dadurch entsteht eine symbolische Sprech-Hörer-Nähe. Die Äußerungen werden dichter und komplexer. Der Bedeutungszusammenhang lässt sich oft erst aus dem Kontext erschließen. Diese Form der Kommunikation wird auch Oraliteralität genannt. Hiermit soll verdeutlicht werden, dass Internetkommunikation eine Mischung zwischen einem herkömmlichen Briefwechsel (Literalität) und einem Telefonat (Oralität) ist. 

Emoticons
Emoticons werden auch als Smileys bezeichnet und aus Interpunktionszeichen gebildet, die man erkennt, wenn der Kopf nach links geneigt wird. 
Ein fröhlicher Smiley :-)
Ein sehr fröhlicher Smiley :-)))))
Ein trauriger Smiley :-(
Zur Andeutung von Ironie ;-).
Diese Hinzufügungen erleichtern einerseits die Dekodierung und geben andererseits der Kommunikation einen informelleren Charakter. Die Emoticons werden in Chats, Emails und Forenbeiträge eingesetzt. Wer sich weitere Smileys aneignen möchte, findet zahlreiche Übersichten im Internet. Beispiele unter Links

Laut- und Aktionswörter
Lautwörter geben einen Hinweis auf Ereignisse, Gedankenprozesse oder Emotionen. Sie erinnern oft an Comicsprache: z. B. hmm, grumpf, argh, huch und tststs. Sie lassen sich ebenso wie Smileys in ihrer Intensität variieren. Werden einzelne Wörter groß geschrieben wird es als Schreien angesehen.
Aktionswörter dienen zur Beschreibung aktueller Geschehnisse, die sich auf psychische und physische Handlungen beziehen. Sie verweisen vorwiegend in der synchronen Kommunikation, also beim Chatten, auf den informellen Charakter. Dargestellt werden diese Aktionswörter durch die "Einrahmung" mit den Sternchen, was dann wie folgt aussieht: *zwinker*, *würg*, *gähn*.

ASCII-ART
ASCII-Art (engl.: American Standard Code for Information Interchange) sind kleine Kunstwerke aus alphanumerischen Zeichen. Sie werden oft in die Signatur von Emails übernommen, um diesen eine persönlichere Note zu geben. Aber diese Kunstwerke können auch als Aufmerksamkeit an Freundinnen und Freunde versandt werden.

Akronyme
Die sogenannten Akronyme sind Abkürzungen häufig genutzter Redewendungen. Sie verweisen auf die Metaebene der Kommunikation und verdeutlichen, wie eine Aussage aufzufassen ist. Dabei handelt es sich um Abkürzungen von Aussagen, die meistens aus dem Englischen auch für Internetkommunikation in deutscher Sprache übernommen worden sind. Beispiele:
 IMHO    in my humble opinion   Meiner Meinung nach 
 CU  see you  Bis Bald
 2L8  too late  Zu spät
 LOL  laugh out loud  Laut lachen
 IHDL    Ich hab Dich lieb
Auch ist es Sitte, Kraftausdrücke nicht voll auszuschreiben, sondern lediglich anzudeuten, wie z. B. sch**ss* oder das "four-letter-word" f***. Diese verschiedenen kommunikativen Möglichkeiten, können durch zwangloses Beobachten sowie Nachfragen und Ausprobieren erworben werden. Auch Internetseiten informieren über die verschiedenen Abkürzungen.
Beispiele dafür finden sie unter dem Menüpunkt Links.

Flaming
Flaming (engl. aufflammend) bedeutet, anderen verbale Beleidigungen (Flames) zukommen zu lassen, weil sie beispielsweise eine Email fehladressiert haben, ihre Texte viele Rechtschreibfehler enthalten oder deren Meinung als falsch betrachtet wird. Die abwertenden Reaktionen enthalten Kraftausdrücke und stellen den Adressanten als dumm, weltfremd oder unfähig dar. Flaming ist im Internet eigentlich verpönt, wird aber zum Teil sogar bewusst zu Amüsementzwecken angeregt. Daraus können sich offene Wortgefechte entwickeln, die in der Fachsprache flame-war genannt werden. In diesem Zusammenhang wird gerne die These der anonymitätsbedingten Enthemmung angeführt und Flaming als lediglich netzspezifisches Verhalten betrachtet. Allerdings legen die politischen Debatten zum Beispiel im Bundestag nahe, dass Flaming als gesellschaftlicher Kommunikationsstil auch außerhalb des Internets sehr gebräuchlich ist. 

Netiquette & FAQ
Netiquette ist die Netz-Etikette, die Regeln für korrektes Verhalten im Internet vorgibt. Die einzelnen Internetdienste entwickelten ihre jeweiligen Normen für adäquates Verhalten und ermöglichen damit auch unerfahrenden Nutzern einen einfachen Einstieg in die Internetkommunikation. Hieran wird deutlich, dass technisches Wissen alleine nicht ausreicht, um sich kompetent im Netz bewegen zu können. Wenn Unsicherheiten bei der Benutzung eines Internetdienstes wie zum Beispiel dem Chat auftreten, dann ist es angebracht in den FAQs (Frequently Asked Questions), also in der Übersicht der häufig gestellten Fragen nachzuschauen, denn sie ermöglichen ein schnelleres zurechtfinden in dem jeweiligen Angebot.

Links
ASCII-ART: 
http://www.stoeff.ch/fun/ascii/
http://www.wuselsworld.de/ascii-art.html

Weitere Emoticons und Akronyme:
http://www.pb.org/emoticon.html 
http://www.kindernetz.de/kik/bibliothek/emoticons.html 
http://www.heisoft.de/web/emoticon/emoticon.htm