In Deutschland waren nach Zählung des Statistischen Bundesamtes zum Jahresende 1999 6,6 Mill. schwerbehindert. Besonders ältere Menschen sind von Behinderungen betroffen und die Wahrscheinlichkeit, dass Behinderungen eintreten, steigt mit zunehmendem Alter. 51 % der Schwerbehinderten waren 1999 65 Jahre und älter, weitere 24 % gehörten der Altersgruppe zwischen 55 und 65 Jahren an. In den weitaus meisten Fällen (86 %) wurde die Behinderung durch eine Krankheit verursacht (Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung v. 18.10.2000).
Viele der Betroffenen führen trotz ihrer Behinderung ein gutes Leben - oder mit ihrer Behinderung. "Mit Behinderungen leben" haben wir auch als Titel für das aktuelle LernCafe gewählt. Zu finden sind Beispiele für Selbsthilfegruppen, die sich aktiv mit Behinderungen auseinandersetzen, Berichte über Webangebote und Modellprojekte, die Informationen für Behinderte verfügbar machen oder Portraits über Menschen, die mit ihren Behinderungen umzugehen gelernt haben.
Wie immer im LernCafe, wird auch in dieser Ausgabe an ausgewählten Beispielen besonders den neuen Möglichkeiten nachgegangen, die sich mit dem Internet ergeben. "Meine blinde Kollegin Anna Courtpozanis hat einmal gesagt, dass das Internet ihr das Tor zur Welt geöffnet hat", berichtet ein Experte für barrierefreies Internet in einem Interview in der Rubrik "Hintergründe". "Das Internet bietet gerade für blinde und stark sehbehinderte Menschen unheimlich große Chancen. Texte, wie Bücher oder auch Zeitungsartikel, sind plötzlich im Internet verfügbar und können mit einer Sprachausgabe vorgelesen werden." Der erblindete Mann, der auf dem Titelbild abgebildet ist, nutzt das Internet seit mehreren Jahren. Er ist 82 und hat sich vor kurzem eine neue Computerausstattung beschafft, die ihm neben der Nutzung von E-Mail nun auch das Surfen im Internet ermöglichen soll. Ein Bericht dazu findet sich in der Rubrik "Internetgruppen".
Neben Chancen bietet das Internet für Sehbehinderte aber auch zahlreiche Barrieren, die die Nutzung einer großen Zahl an Webangeboten für viele Menschen erschwert oder unmöglich macht. Dazu zählen viele multimediale Möglichkeiten, die nicht ausreichend durch begleitende Textinformationen unterlegt sind. So könnten Tondokumente im Internet gerade für Blinde sehr nützlich sein; durch Unzulänglichkeiten im Webdesign ist es gleichzeitig aber für Blinde oftmals unmöglich, die Links zu den Tonangeboten auf Webseiten zu finden. In dieser Ausgabe finden sich mehrere Beiträge zu diesem Problem und zu Lösungsmöglichkeiten.
Leider ist auch das Online-Journal "LernCafe" derzeit nicht auf die Bedürfnisse von Sehbehinderten ausgerichtet. Bei der Entwicklung des LernCafe-Formats wurde besonders darauf geachtet, den Herangehensweisen von Internet - Anfängerinnen und Anfängern entgegenzukommen. So lassen sich die meisten Beiträge im LernCafe ohne Verschieben eines Rollbalkens abrufen. Alle Beiträge bieten die Möglichkeit zum Ausdrucken an, was Sehbeeinträchtigten noch die Möglichkeit gibt, interessante Beiträge zum leichteren Lesen in großer Schrift auszudrucken. Für Blinde sind die bisherigen Ausgaben des Journals nicht zugänglich. Wir würden sehr gerne alle Ausgabe des "LernCafes" alternativ in einer vereinfachten Form anbieten, die die Nutzung des Journals mit einem Lesegerät ermöglicht; allerdings ist noch nicht absehbar, ob wir die Aufwendungen dafür aufbringen können. Wie Sie der Sonderinformation auf der Titelseite entnehmen können, wird die Förderung für das "LernCafe" durch das BMBF im Mai zunächst enden.
Wir danken allen, die an der Entstehung dieses "LernCafes" mitgewirkt haben.
Unser besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für Wissenschaft (BMBF), das dieses Projekt durch seine Förderung ermöglicht hat.
Für das Redaktionsteam dieser Ausgabe beim ZAWiW:
Carmen Stadelhofer, Projektleitung (ZAWiW)
Christian Carls
Ellen Salverius-Krökel