LernCafe 18 vom 15. Mai 2002: "Wohnen im Alter"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Miteinander der Generationen
Das Wohnstift Trippstadt
(Druckversion)
Hans-Jürgen Wilhelm
E-Mail: h-j.wilhelm@gda.de
Einführung
"Kurz könnte man das Ziel so formulieren: Sozial engagierte Senioren für die Idee zu gewinnen, eine kleine Welt zu schaffen, in der verschiedene Generationen darüber nachdenken, wie man die große Welt vielleicht etwas anders gestalten könnte." So lautet das Motto des Wohnstifts Trippstadt. Das besondere an dem Wohnstift: direkt nebenan wohnen 170 StudentInnen in einem Wohnheim. Aus diesem Nebeneinander soll ein fruchtbares Miteinander gestaltet werden. Dabei soll die Gemeinde und nähere Umgebung des Wohnstiftes mit einbezogen werden. Hans-Jürgen Wilhelm stellt das Konzept und Erfahrungen aus Trippstadt vor.
Christian Carls
Das Konzept
Grundlage dieses Projektes ist das theoretische Konzept "Wohnen im Alter - Begegnung im Alter", welches unter www.begegnungszentrum.de nachzulesen ist.
Das Konzept ruht auf zwei tragenden Säulen: 1. Begegnung; 2. Ökologie. Beide Bereiche ergänzen sich hervorragend, so dass auch sehr interessante Projekte angedacht werden können, die beide Bereiche verbinden.
Vor dem Hintergrund der Begegnung kann gesagt werden, dass das Wohnstift Trippstadt eine - in Deutschland sicherlich einmalige - Chance bietet, dieses Konzept in ein bestehendes System zu integrieren. In den beiden Häusern, die zunächst als ein zusammenhängendes Wohnstift geplant und gebaut wurden, leben ca. 130 Senioren und 170 Studenten problemlos nebeneinander.
Die zweite Säule des Projektes stellt der Bereich der Ökologie dar. Aufgrund der wunderschönen Lage im Luftkurort Trippstadt, der in das Biosphärenreservat "Pfälzer Wald" eingebunden ist, und der bereits bestehenden Ausrichtung des Hauses auf vegetarische Kost, sind auch hier bereits wertvolle Grundlagen geschaffen.
...Begegnung
Begegnung wird möglich, wenn man gelernt hat, die Welt mit den Augen anderer zu sehen.
Durch den vielerorts beschriebenen Wandel ist es notwendiger denn je geworden, innezuhalten, das eigene Leben zu betrachten und nach anderen Wegen Ausschau zu halten, um die Organisation des eigenen Lebensweges nicht aus der Hand zu geben und sich im Strudel der Zeit zu verlieren. Dies gilt nicht nur für jeden Einzelnen von uns, sondern für viele Bereiche unseres sozialen Zusammenlebens. Aus diesem Grund muss deutlich werden, dass es bei diesem Konzept im Vergleich zu allen bisherigen Konzepten zum Thema Alter nicht darum geht, das Problem des Alters zu lösen. Das Alter ist kein Problem, wir machen es lediglich dazu. Unsere sozialen Probleme liegen auf einer ganz anderen Ebene, nämlich darin, dass wir - ohne es zu bemerken - unsere sozialen Grundlagen verlieren. Um diese Probleme geht es bei diesem Konzept. Die ältere Generation wird aktiv in dieses Konzept eingebaut, da sie für den Erfolg unabdingbar ist. Der zentrale Punkt ist die Begegnung der einzelnen Menschen. Weder die Jungen, noch die Alten sind die Problemgruppe, deren Fragen durch dieses Konzept gelöst werden soll. Alle haben ein gemeinsames Ziel, die Schaffung einer neuen Gesellschaftsform, in der Wechselwirkungen die entscheidende Rolle spielen. Jeder erkennt, dass er den anderen benötigt und vom anderen benötigt wird.
...Ökologie
Die zweite Säule des Projektes stellt der Bereich der Ökologie dar. Wichtig hierbei ist der nachhaltige Umgang mit der Natur, um so auch den nachfolgenden Generationen eine solide und vor allem gesunde Lebensgrundlage zu schaffen.
Wichtig hierbei ist aber auch, dem Bewohner eine gesunde Lebensführung zu ermöglichen, u.a. durch eine gesunde Ernährung, die gesunde Luft (Luftkurort Trippstadt), Wanderungen etc.
Realisierung
Das Wohnstift Trippstadt - eine Einrichtung der Gemeinschaft Deutsche Altershilfe (GDA) - reagiert mit der Realisierung des Konzeptes auf die veränderten Ansprüche und Wünsche der Senioren. Der "Neue" Senior sucht nicht mehr nur Sicherheit und Beschäftigung, sondern immer mehr auch anspruchsvolle Möglichkeiten der aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Er will nicht nur Konsument, sondern auch Akteur und Gestalter sein. Ziel ist, eine sozial engagierte Zusammenarbeit zwischen Wohnstift und Studenten aufzubauen.
Neben der schon beschriebenen Lage des Hauses selbst, ist natürlich auch eine seniorengerechte Infrastruktur im Haus selbst notwendig. Neben Barrierefreiheit, sind auch Räumlichkeiten für Therapie (Schwimmbad, Gymnastikraum) und moderne Kommunikationsmittel (Internetcafé) erforderlich. Als Angebot ist hier auch ein wissenschaftlich fundiertes aber für den Alltag taugliches Hirnleistungstraining möglich.
...Begegnung
Begegnung wird hier sowohl generationsübergreifend als auch international verstanden. Bezüglich der generationsübergreifenden Kontakte ist nicht nur angedacht, Studenten durch die Mitarbeit im Haus (Pfortendienste, Bedienung im Café etc.) in den Alltag zu integrieren, sondern auch verschiedene größere Projekte und Veranstaltungen zu starten.
Die Begegnung der Nationen konnte bisher durch Vorträge, Besuche und Konzerte begonnen werden. Hier bietet der Pfälzer Wald aber weitere zahlreiche Möglichkeiten. Zu denken ist nicht nur an die unmittelbare Nähe zu Frankreich und Luxemburg, sondern auch an die zahlreichen Soldaten der US-Streitkräfte.
Die Öffnung des Hauses wird aber auch durch zahlreiche kulturellen Veranstaltungen und Ausstellungen forciert, die für alle Interessierte offen sind. Darüber hinaus finden regelmäßig Work-Wochenenden zu verschiedenen Themen (Jonglage, Tanz, Theater etc.) statt.
Ökologie
Das Wohnstift Trippstadt war der erste Haus in Deutschland, das seinen Schwerpunkt auf eine vegetarische Küche legte. Diese Grundlage wird zukünftig weiter ausgebaut werden. So wird im Sommersemester 2002 ein großes Projekt mit der Universität Kaiserslautern gestartet. Ziel war es, die gemeinsame Außenanlage vor dem Hintergrund der Agenda 21 neu zu gestalten. Hierbei standen - wie im Gesamtkonzept - die Bereiche Begegnung und Ökologie im Vordergrund. So ist z.B. eine Wildwiese und ein Feuchtbiotop genauso Teil des Projektes wie ein Boule- und ein Grillplatz.
Link und Kontakt
www.begegnungszentrum.de
h-j.wilhelm@gda.de
GDA - Wohnstift Trippstadt
Am Judenhübel 13
67705 Trippstadt
Tel. (0 63 06) 8 20