LernCafe 18 vom 15. Mai 2002: "Wohnen im Alter"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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SoLiLL: Wohnen im Alter in Europa
(Druckversion)
Gabriela Körting
E-Mail:Gabriela.koerting@zawiw.uni-ulm.de
Lernen in Europa
Am Ende der Lektüre dieses Beitrags wird sich manche LeserIn fragen: Kann das überhaupt gehen? Und wenn er oder sie es vorher gewußt hätten, um was es in diesem Beitrag geht, hätte diese Frage nur noch deutlicher ausfallen können: Ist es möglich in Europa verstreute Arbeitsgruppen älterer Menschen dazu zu bringen an gemeinsamen Themen zu arbeiten, in Selbstlerngruppen , unter Einbeziehung der neuen Kommunikations- und Informationstechnologien? Um es vorweg zu sagen - es geht, und es sind mittlerweile sehr ansehnliche Ergebnisse zu verzeichnen.
Idee
Die zentrale Idee dieses auf zwei Jahre angelegten Projekts ist das Initiieren von Selbstlerngruppen älterer Menschen an verschiedenen Orten in Europa unter Einbezug der neuen Kommunikations- und Informationstechnologien. Die Partner haben sich darauf geeinigt, sich auf zwei thematische Hauptbereiche zu konzentrieren und zwei Arbeitsteams zu bilden. Jedes Team wiederum besteht aus drei Seniorengruppen. Gruppen aus Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Italien, Tschechien und Deutschland arbeiten jeweils ein Jahr an Themen aus dem Bereich "Wohnen und Lebensräume, und aus dem Bereich "Esskulturen" mit dem Schwerpunkt "Brot". Die ersten und die letzten drei Länder arbeiten jeweils zusammen an einem Thema.
Wohnen
Das Projekt begann im September 2000 und wird im August 2002 enden. Das Thema "Wohnen und Lebensräume" wurde im ersten Projektjahr von den Universitäten des dritten Lebensalters an den Universitäten Granada und Lyon und der Volksuniversiteit Arnhem bearbeitet. Jede dieser Partnergruppen hatte ein anderes Forschungsgebiet im vorgegebenen Rahmen gewählt. Die Universität des Dritten Lebensalters an der Volksuniversiteit Arnhem arbeitete an dem Thema "Wohnsituationen von Senioren", die Senioren an der Universität in Lyon am Thema "Neugestaltung der Straße Montée de la Grande Côte" und die Senioren der Universität Granada am Thema "Das Zuhause", mit Aspekten wie der Entwicklung des Hauskaufs und Hausbaus und das Haus als Heimat.
Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen diesen drei Partnern fand in Form eines Austauschs von Fragen und Antworten über die untersuchten Themen sowie durch Beiträge zu den Themen der anderen beiden Partnern statt. Nicht nur die Antworten gaben den untersuchten Themen eine europäische Dimension. Die Kommunikation erfolgte über ein mehrsprachiges Forum, das von der Universität des Dritten Lebensalters in Lyon entwickelt wurde. Dieses Forum findet man z.B. auf der Projekthomepage der Universität des Dritten Lebensalters in Lyon, die den Bereich Wohnen und Lebensräume im ersten Projektjahr außerdem mit einer Informationsplattform, der Präsentation von Arbeitsdokumenten und Forschungsergebnissen versorgte
Forschendes Lernen
Die Gruppenarbeit selbst hat zum Ziel selbstbestimmte Lernformen unter den verschiedenen nationalen Bedingungen und Bildungstraditionen zu erproben und zu vergleichen, Potential der neuen Informations- und Kommunikationstechniken für die länderübergreifende Zusammenarbeit solcher Gruppen auszuloten und dabei insbesondere auch die Eignung der neuen kreativen Ausdrucks- und Präsentationsmöglichkeiten bei der Überwindung von Sprachbarrieren auszuprobieren. Die erzielten Ergebnisse (Entdeckungen, Reflexionen und Perspektiven) sollen von den Gruppen unter Nutzung der Möglichkeiten moderner PCs kreativ dokumentiert und veranschaulicht werden (z.B. unter Nutzung von Powerpointdemonstrationen, Fotocollagen, Ton- und Videoclips).
Lernen lernen
Die an dem Projekt beteiligten Bildungseinrichtungen unterstützen sie dabei durch Gewinnung, Moderation und Begleitung der Selbstlerngrupppen, Durchführung oder Vermittlung von Trainingsmaßnahmen, z.B. "Fotowerkstatt", "Bildbearbeitung", Umgang mit dem Internet, Hilfen bei der Erstellung von HTML-Seiten usw. Natürlich gehört dann am Ende auch dazu die nötige Unterstützung bei der Dokumentation der Ergebnisse auf CD-ROM und auf der Projekt-Website im Internet sicher zu stellen.
Arnhem
Ein Forschungsergebnis der Senior-Studierenden im niederländischen Arnhem erscheint auf den ersten Blick ganz selbstverständlich. Der Mehrheit der älteren Menschen oder Senioren erwächst irgendwann die Entscheidung in eine Wohnung mit mehr Annehmlichkeiten zu wechseln oder ihre bestehenden Wohn- und Lebensumstände beizubehalten. Nicht nur plötzliche sondern auch schon graduelle Veränderungen der Lebenssituation erscheinen derart, daß eine Fortsetzung der derzeitigen Wohnverhältnisse nicht mehr zufriedenstellend ist. Hinzu kommt die überaus große und noch zunehmende Zahl von SeniorInnen in den Niederlanden. Eine größere Lebensspanne und der Babyboom nach dem 2.Weltkrieg sind der Grund für die große Zahl der über 55 Jährigen.
Fragen in Arnhem
Wie aber soll man den richtigen Weg für sich finden - gehen oder bleiben, mehr Komfort und Sicherheit aber vielleicht weniger altbekannte Lebensumstände. Und was ist mit den entstehenden Kosten? Wird es auch weiterhin die derzeitigen Geldquellen geben, die hauptsächlich von der werktätigen Bevölkerung gespeist werden, wenn die Zahl der SeniorInnen steigt, und die Zahl der Werktätigen abnimmt. Wie wird man mit den Emotionen und persönlichen Entscheidungen fertig, welche Dinge sind bei der Wahl der neuen Lebensumstände wirklich wichtig? Und dann muß natürlich das Angebot stimmen im Sinne der Nachfrage der SeniorInnen nach Pflege, Qualität und Sicherheit. Der Bericht aus diesen Forschungen soll dann natürlich auch den zuständigen Behörden übergeben werden.
Granada
Und wie sieht man diese Probleme im Süden Spaniens? Wie leben dort die älteren Menschen und welche Vorstellungen haben sie von ihren Wohn- und Lebensverhältnissen im Alter? Zunächst einmal hat man sich in Granada an der Universität des dritten Lebensalters mit dem Thema "Das Heim", im Sinne des Zuhauses, vorgenommen. Also: wie entstanden und entwickelten sich Entscheidungen ein Haus zu kaufen oder zu mieten. Dann natürlich all die technischen Aspekte des Hausbaus: Bauverfahren, Hauseinrichtungen im Wandel der Zeit Schließlich dann was ein Haus zu einem Heim, einem Zuhause macht Natürlich war der Arbeitsgruppe die große Breite dieses Themas bewusst. Um so mehr hofft sie auf einen regen europäischen Austausch.
Lyon
Als dritte Gruppe hat sich die Universität des dritten Lebensalters in Lyon/Frankreich einen Lebensraum ganz besonderer Art vorgenommen: In der Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt wurde, gibt es eine enge und steil abfallende Straße mit Namen "La Montée de la Grande Côte. Ausgangspunkt war die Kritik an der Sanierung, d.h. in diesem Fall, der Abriss vieler Gebäude. Bürgerinitiativen und politischer Druck ermöglichten dann ein Sanierungsprogramm, das der Zerstörung ein Ende setzte. Ein Teil dieser Arbeit und die Arbeit an einem Bericht über Geschichte und den Wiederaufbau der Straße wird von der Gruppe geleistet. Einfließen sollen in den Bericht dann aber auch Informationen über ähnliche Projekte aus den Partnerländern
Links
Mehr zu diesem Lernprojekt und natürlich dann auch bald alle Ergebnisse unter folgenden Adresse:
http://www.solill.net/