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LernCafe 20 vom 15. November 2003: "Gesund ins Alter"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Gesundheitsförderung europäisch
Europäische Hauptstädte vernetzen sich
(Druckversion)


Ellen Salverius-Krökel
E-Mail: ellen.salverius-kroekel@zawiw.uni-ulm.de

Einführung
Krank werden kann jeder, versuchen, sich seine Gesundheit zu erhalten auch. Das betrifft junge wie alte Menschen. Alter wird häufiger mit Krankheit verbunden, weniger mit gesund bleiben. Der Ort des Geschehens ist genauso beliebig - Land, Stadt, groß oder klein. Anders denken über diese Aspekte die großen europäischen Metropolen, besonders seitdem sie sich, mit Förderung der Europäischen Union, zu dem Netzwerk "Mégapoles" zusammen geschlossen haben. Sie wollen durch den Austausch untereinander (Informationen, erfolgreiche Strategien, gemeinsame Projekte), zur Verbesserung der Gesundheit ihrer älter werden Menschen in urbanen Räumen beitragen.

Herausforderungen
Die Großstädte in den Ländern der Europäischen Union haben gesundheitspolitische Herausforderungen zu meistern, die in urbanen, also städtischen, Strukturen besonders ausgeprägt sind. Dahinter verbergen sich die Probleme alter und allein lebender Menschen, die unter Vereinsamung und sozialer Isolation leiden, das Entstehen von Randgruppen, die Gesundheitssituation von Zuwanderern und sozial schwachen Gruppen. Um der Vielzahl dieser Problemgruppen gerecht zu werden, hatte man sich in diesem Netzwerk auf mehrere Arbeitsgruppen verteilt, von denen eine das Netzwerk für ältere Menschen "Growing Old In Metropolitan Areas" bildete.

Teilnehmende Großstädte
Schon 1997, beim Start des Megapoles-Projektes, gab es als aktuelles Problem, das der rasch alternden Gesellschaft. Amsterdam, Athen, Brüssel, Kopenhagen, Dublin, Helsinki, Lissabon, London, Madrid, Oslo, Stockholm und Wien entschieden sich zur Teilnahme an dieser Fragestellung: Gesundheitsförderung für alternde und ältere Menschen. London hat mehr als 7 Mio. und Oslo etwa 500.000 Einwohner. Wie könne die Städte sich da vergleichen, können da die Probleme und ihre individuellen Lösungen überhaupt sinnvoll ausgetauscht oder gar daraus gelernt werden? Hinzu kommen die kulturellen Unterschiede, verschieden familiäre Strukturen, verschieden Immigrationsraten usw.

Ziele
Letztlich konnte man sich dann aber doch gemeinsame Wege zur Erreichung nützlicher Ergebnisse für alle finden. Ziel sollte es sein, ein Gesundheitsförderungskonzept zu entwickeln und Präventionsstrategien zu unterstützen für die genannte Zielgruppe. Wichtig erschien es auch, gegen die Ungleichheit beim Zutritt zu gesundheitsfördernden Leistungen, abhängig von Einkommen und sozialem Status. Zudem sollte die Schaffung einer gesundheitsfördernden Umgebung und der einfache Zurtritt zu präventiven, therapeutischen und rehabilitativen Einrichtungen erreicht werden. Letzteres sind bereits niedergelegte Grundsätze der Ottawa-Charta, einer eher weniger bekannten Übereinkunft.

Themen
Wo also sollte das Problem angepackt werden, was erschien nicht nur am sinnvollsten sondern auch am dringlichsten? Als erstes Thema wurde festgelegt die Frage der sozialen Isolation und Einsamkeit älterer Menschen. Was könnten für Modelle erarbeitet werden, so daß selbst bei optimaler pflegerischer Betreuung zu Hause, die soziale Isolation effizient verhindert werden kann? Und ließe sich gar die Integration gebrechlicher älterer Menschen ermöglichen? Fehlen durfte auch nicht das Thema Demenz bezüglich Früherkennung für die betroffenen Personen und die Betreuenden. Als dritter Problemkreis kam hinzu Sturzprävention, Sicherheit im Straßenverkehr, Gewalt gegen ältere Menschen.

Beispiel: Soziale Isolation
Projekte haben dazu die Städte Amsterdam, Athen, Kopenhagen und Stockholm vorgestellt, mit denen sie versuchen dieses Problem zu mildern bei den Betroffenen selber. Dabei wurde nicht nur ein Angebot zur direkten Hilfe gemacht, sondern auch Hilfe zur Mithilfe angeboten - freiwilliges Engagement unterstützt. Kurseangebote, Zentren für ältere Menschen eröffnet, die lange Aktivität und Selbsttändigkeit fördern durch Überwindung von Einsamkeit mit unterschiedlichen Mitteln. Freiwilliges Engagement wurde gefördert auch bei den schon älteren Menschen, die aber noch freiwillige Sozialarbeit leisten wollen, um dann alles zusammen durch Netzwerke zu unterstützen.

Beispiel: Demenz
Sicherlich eines der schwierigeren Themen hatten sich die Städte Dublin, Helsinki, Madrid und Lissabon vorgenommen. Alle sahen als Zielgruppe die Betroffenen selber. So wurde etwa versucht die Kommunikationsfähigkeiten bei Menschen mit beeinträchtigter Kommunikation und Interaktion zu verbessern. Methodisch wurden Gruppensitzungen mit Übungen, Singen, Entspannung, Musik u.ä. und Einzelsitzungen mit Musik und Massagen eingesetzt. Es wurden auch darauf geachtet frühzeitig mit Förderungen zu beginnen, um so den Verschlechterungsprozeß zu verlangsamen. Vergessen wurden auch nicht die eher lebensumweltlichen Bedingungen wie adäquate Ausstattung der Wohnungen, soziale Dienste und Versorgungsqualität.

Beispiel: Sicherheit
Hier war ein sehr breites Feld abgesteckt durch die Städte Brüssel, London, Oslo und Wien. Es reichte von der Hilfe für geistig verwirrte ältere Menschen, über Sturzprävention, Schutz vor Gewalt (Mißbrauch) gegen ältere Menschen bis hin zu Fragen der Sicherheit im Alltag sowohl im Straßenverkehr als auch in der eigenen Wohnung. Alle diese Projekte kümmerten sich immer auch präventiv, also auch um "jüngere" ältere Menschen, um sie zu sensibilisieren für frühzeitige, selbstständige Aktivitäten.

Nutzen
Diese wirklich ansprechenden, im Sinne von förderungs- und fortseztungswürdigen Projekten, sollten in die Gesundheitspolitik der Städte einbezogen werden. Das bedarf natürlich einer Fülle von Maßnahmen, zumal nicht alle Projekte innerhalb von bestehenden Gesundheitssystemen angesiedelt werden können. Es wurde im Rahmen dieses Modellprojekts "Megapoles" daher auch von "Herzens- versus Kopf-Projekten" gesprochen. Letztere näher an den Systemen und leichter nachzuvollziehen. Aber gerade die "Herzens-Projekte" erreichen die Menschen. Die ferne europäische Ebene kann da dennoch hilfreich wirken. Es gibt nun eine Vielzahl nachahmungswürdiger Projekte.

Links
Beachtung gefunden hat dieses Modellprojekt erst durch die fast schon verzweifelte Suche nach Projekten zum Thema "Gesund ins Alter". Sicherlich gibt es viele Möglichkeiten der Information über Gesundheit im Alter oder auch Prävention im Internet. Allein die Möglichkeiten sich wirklich zu informieren über Maßnahmen und Programme scheinen im Internet gering. Es soll daher hier mit Nachdruck verwiesen werden auf die Möglichkeit der eingehenden Auseinandersetzung, sprich Lektüre, mit dem hier nur angerissenen Thema, mithilfe des untenstehenden Links

www.megapoles.com