AusdruckenLernCafe 20 vom 15. November 2003: "Gesund ins Alter"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deTest: Medizinische Beratung im Internet
(Druckversion)
Markus Marquard
E-Mail: markus.marquard@zawiw.uni-ulm.de
Einführung
Ob technische Probleme, Geldanlage, Partnerwahl oder Gesundheitsfragen - im Internet findet man unzählige Seiten mit Hilfen und Tipps für beinah jede Lebenslage. Das Thema Gesundheit steht dabei hoch im Kurs: Fast jeder vierte Internet-Nutzer sucht im Web nach entsprechenden Informationen. Viele Gesundheitsportale bieten Foren an, in denen Experten Rede und Antwort stehen. Auch immer häufiger: Die medizinische Beratung im Internet durch "Cyber-Docs". Doch anders als in den USA, wo Ferndiagnosen per Internet bereits üblich sind, sind diese in Deutschland gesetzlich verboten. Daher erfolgt hierzulande die Internet-Beratung durch Ärzte als "unverbindliche Stellungsnahme".
Tester als "Patienten"
Die Stiftung Wartentest wollte wissen, wie es um die Qualität der Anbieter bestellt ist und ließ als Patienten getarnte Tester in Foren um Rat fragen. Jedes der acht gestesteten Gesundheitsportale erhielt die gleichen Fragen zu Zecken, Mammographie, Bechterew-Krankheit und Diabetes in der Schwangerschaft.
Befragt wurden das Deutsche Medizinische Forum, Focus Online, Gesundheitsberatung, Lifeline, Medicine-Worldwide und Qualimedic (siehe Links). Auch zwei kostenpflichtige Online-Anfragen per E-Mail wurden bewertet: Medicine- Worldwide (ca. 35 Euro) und NetDoktor (33 Euro).
Nicht immer dem Rat trauen
Die Ergebnisse der Tester zeigen, dass der Expertenrat aus dem Web kritisch beurteilt werden muss. So wussten auf die Frage nach dem Risiko durch Zecken in der Region Jena nur zwei Anbieter (Focus Online und der kostenpflichtige E-Mail-Dienst von Medicine-Worldwide) die richtige Antwort, und rieten zur Impfung gegen die durch Zecken ausgelöste Form der Hirnhautentzündung. Die Ratgeber der anderen Foren wussten offenbar nicht, dass diese Region als Hochrisikogebiet gilt und daher besonders Kindern eine Impfung dringend empfohlen wird. Das Beispiel zeigt: Nie blind auf den Rat von "Cyber-Docs" vertrauen, sonst können im Extremfall sogar gesundheitliche Schäden drohen.
Fazit
"Kein Gesundheitsportal im Test konnte alle Fragen vollständig und richtig beantworten" - zu diesem erschreckendem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest. Am besten bewertet wird der kostenpflichtige E-Mail-Dienst von Medicine-Worldwide. Allerdings muss der fragende Patient hier mit rund zwei bis drei Wochen Wartezeit rechnen. Die anderen Anbieter waren zwar schneller, aber nicht alle Antworten entsprachen der geforderten Qualität. Warentest rät daher, immer verschieden Foren zu befragen und die Antworten miteinander zu vergleichen.
Tipps
Die Stiftung Warentest gibt folgende Tipps:
- Gesundheitsportale sind kein Ersatz für einen Arztbesuch. Sie eigenen sich jedoch dazu, einen Arztbesuch vorzubereiten oder vorhandenes Wissen zu erweitern.
- Setzen Sie kein blindes Vertrauen in die Auskünfte von Online-Ärzten. Am besten mehrere Anbieter befragen.
- Nutzen Sie auch die kostenlosen Medizin-Hotlines, die viele Krankenkassen ihren Mitgliedern anbieten.
- Geben Sie persönliche Daten wie Name, Adresse etc. nur sehr vorsichtig im Zusammenhang mit ihren Krankendaten heraus und nur, wenn Sie dem Anbieter vertrauen. Nutzen Sie anonyme Foren.
Links
Eine Zusammenfassung der Testergebnisse aus Heft 4/ 2003 finden Sie hier:
www.warentest.de/pls/sw/sw.Main?p_KNR=5003111348045220031022142%20647&p_E3=90&p_E4=30&p_id=1091512
Der detaillierte Testbericht ist jedoch kostenpflichtig.
Die getesteten Portale:
www.deutschesmedizinforum.de
www.focus.de (Rubrik Fit/ Gesundheit)
www.gesundheitsberatung.de
www.lifeline.de
www.m-ww.de
www.qualimedic.de
www.netdoktor.de