AusdruckenLernCafe 21 vom 15. Dezember 2003: "Europäische Kulturen begegnen sich"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Vierzig europäische Autoren und ein Text für die Europabrücke
(Druckversion)
Ellen Salverius-Krökel
E-Mail: ellen.salverius-kroekel@zawiw.uni-ulm.de
Einführung
Es braucht sicherlich nicht hervorgehoben werden, daß Straßen ein wichtiges Element der Begegnung von Europa und seinen Menschen ist. Notwendigerweise gehören dazu auch Brücken. Aber wie lassen sich daraus kulturelle Begegnungen der besonderen Art initiieren lassen? Manchmal braucht es Jubiläen, wie in diesem Fall das 50-jährige Bestehen des Europarats, um ein solches Ereignis ins Leben zu rufen: Die Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl und ihr Stellenwert in der europäischen Kultur.
Kulturstraßen
Die Europabrücke über den Rhein zwischen Kehl und Straßburg ist ein Verbindungsglied zwischen Frankreich und Deutschland. Aber nicht nur hier hat man den Wert der Straßen entdeckt. Seit 1997 nämlich gibt es das Europäische Institut für Kulturstraßen. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, im Wissen darum, daß nicht nur politische und wirtschaftliche Entwicklung Europa aufbauen, sondern auch das Reisen. Es knüpft an die Faszination des Reisens in Europa an, dem Wunsch das Europa mit seinen Kulturen, seinen Ideen und Menschen kennenzulernen. Und mit und durch die Kulturstraßen durch Europa, auch die Verknüpfungen europäischer Kultur.
Entdeckungen
In der europäischen Geschichte haben z.B. die Christen Europa auf ihren Pilgerwegen und -straßen durchquert und dabei den kulturellen Reichtum der Königreiche erfahren. Sie haben an die nachfolgenden Generationen weitergegeben, dass Europa zu entdecken gilt. Die Reiseberichte sprechen davon in ihrer wahrlich großen Zahl. In den letzten 20 Jahren nun gibt es eine Entwicklung, die man "kulturellen Tourismus" nennt. Das Europäische Institut für Kulturstraßen hat sich dieses Phänomens angenommen - der Wiederentdeckung Europas durch die Europäer. Konkrete reisen aber auch zahlreiche Hilfestellungen finden Reisende auf diesen, leider bisher nur englischen und französischen Internetseite.
Europabrücke
Zu einer dieser Straßen gehört auch die Europabrücke über den Rhein. Aber nicht nur der Europarat, sondern auch die beiden Städte Straßburg und Kehl sowie das Europäische Institut für Kulturstraßen konnten sich für das Projekt begeistern. Letzteres rief 40 europäische Autorinnen - Schriftsteller, Historiker, bildende Künstler, Filmemacher oder Musiker - auf, die Thematik der Brücke und die der Grenze zu beleuchten. Die Texte, die daraus entstanden, sind in einer Vorrichtung aus vierzig Markierungspunkten eingelassen, die von dem deutschen Designer Andreas Brandolini kreiert und auf der Europabrücke installiert ist. Die Reihe der Markierungspunkte spielen die Farben des Regenbogens durch und beginnen bei Einbruch der Dämmerung zu leuchten.
Die Texte
Jeder Text ist dort in seiner Originalsprache wiedergegeben in Hommage an die zahlreichen Identitäten in Europa. Sie sollen den Passanten zur Reflexion über die tiefere Bedeutung der Begriffe des Vorübergehens, der Überquerung und der Begegnung mit dem Anderen anregen. Und wer gerne diese Texte kennenlernen möchte, ohne der Brücke einen Besuch abzustatten? Dem ist dies auch ermöglicht worden: durch das "alte" Medium Buch und das "neue" Medium Internet. Wer nun die jeweilige Publikation aufschlägt, wird zunächst in den jeweiligen Landessprachen von den verantwortlichen und Förderern des Projektes begrüßt. Die texte der Autoren selbst sind dann alle ins Deutsche übertragen und hier im Internet wie dort im Buch mühelos nachzulesen.
Lesen
Wer die, wenn auch kurzen Worte der Einleitung, dennoch überspringen mag, der findet sich auf der Webseite sofort im Autorenverzeichnis wieder und kann sich an den Texten laben. Viele bekannte europäische AutorInnen haben sich bereit gefunden einen Text zum Thema beizusteuern: Marleene Streeruwitz aus Österreich, Cees Nooteboom aus den Niederlanden, Hans Magbnus Enzensberger aus Deutschland, Ismail Kadare aus Albanien und Lars Gustafsson aus Schweden, um nur einmal die bekanntesten zu nennen. Auf jeden Fall erhält man eindrückliche Bilder von Brücken jeder Art. Kennenlernen kann man in diesen Texten viele, wie diese aus Andorra: das Land Andorra als Brücke zwischen Frankreich und Spanien.
Links
Über das Projekt selbst gibt es Informationen und dann die Texte selbst im Internet:
www.coe.int/T/E/Cultural%5FCo%2Doperation/Culture/Exhibitions/Writing%5FFrontiers/Grenz%FCberschreibung/default.asp#TopOfPage
oder etwas einfacher, aber dann mit einem Link (Grenzüberschreitungen) auf der englischen Seite
www.coe.int/T/E/Cultural%5FCo%2Doperation/Culture/Exhibitions/Writing%5FFrontiers/
Für das Europäische Institut der Kulturstraßen, aber leider nur auf Englisch oder Französisch
www.culture-routes.lu/php/fo_index.php?lng=en
Die Texte sind auch in dem Buch "Grenzüberschreibung, die Europabrücke" zusammengefaßt. Es kann beim Verlag des Europarates bestellt werden (ISBN 92-871-3884-2).
Ebenfalls anlässlich des 50-jährigen Jubiläums in die Liste der europäischen Kulturstraßen aufgenommen wurde die Nordlichtroute: Diese Website über die Nordlichtroute ist von der Universitätsbibliothek Tromsö im Auftrag des norwegischen Ministeriums für kulturelle Angelegenheiten und der Nationalbibliothek entwickelt worden.
www.ub.uit.no/northernlights/ger/about.htm
Unter das Dach des Europarates gehört auch diese Kulturroute: Die Kulturstraße Donau verwirklicht die Idee des Europarates, europäische Kultur als mit historisch-kulturellen Stationen versehenen Reiseweg darzustellen
www.argedonau.at/neu/karte/start_f.html
Informationen zu dem Projekt "Europäische Kulturstraße" des Europarates gibt es auf dessen Webseiten, wenn auch nur in Englisch:"European Cultural Routes"
www.coe.int/T/E/Cultural_Co-operation/Heritage/European_Cultural_Routes/
Wer weiter in der Geschichte zurück blicken will, sei verwiesen auf das folgende Projekt:
Virtuelles Kompetenzzentrum - Handels- und Kulturstraßen vom Mittelmeer zum Baltikum
www.sci.uni-klu.ac.at/archeo/projekt.htm
Hier soll auch ein via Internet konsultierbarer, multimedial aufbereiteter Kulturführer zu den archäologischen Stätten entlang der antiken Handelswege von Spanien über Norditalien und Österreich nach Polen. Der Kulturführer wird in Deutsch, Spanisch, Englisch und Polnisch zur Verfügung gestellt.