AusdruckenLernCafe 23 vom 15. Februar 2004: "An der schönen blauen Donau. Die Welt der Flüsse."
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deRiverwatch - Die Flussbeobachter
(Druckversion)
Leopold Feichtinger
E-Mail: leopold.feichtinger@wwf.at
Einführung
Anlässlich des von der Vereinten Nationen ausgerufenen "Internationalen Jahrs des Süßwassers 2003" startete der World Wide Fund for Nature (WWF) Österreich die Kampagne "Riverwatch" (deutsch: Flussbeobachtung). Ein Jahr lang suchte der WWF daher "Riverwatcher" ("Flussbeobachter"), die diese Veränderungen an Flüssen beobachteten und dem Riverwatch-Team meldeten.
Grund für die Kampagne: Trotz gegenteiliger Behauptungen geht es mit den Österreichischen Flüssen stetig bergab, Gewässer werden verbaut, tiefer gelegt und begradigt, Ufer aufgeschüttet, Überschwemmungsflächen in Bauland umgewandelt, Schotter aus dem Flussbett entnommen, Steilwände verbaut und Auwiesen in Äcker umgewandelt. Zudem drohen permanent neue Kraftwerke.
Das Projekt
Riverwatcher werden konnte jeder, der zur Verbesserung "seines" Flussabschnittes beitragen wollte. Mit reichlich Hintergrundmaterial ausgestattet, beobachteten somit im Lauf des Jahres rund 300 Freiwillige die Fließgewässer und meldeten Verbauungen, geplante Projekte aber auch das Vorkommen seltener Arten an Bächen und Flüssen.
Am Jahresende wurde eine umfassende Bilanz über die verbauten Flusskilometer, die geplanten und durchgeführten Veränderungen sowie auch über die wenigen Renaturierungen erstellt. Mittels einer bundesweiten Karte und Darstellungen auf Bundesländerebene wurde das so entstandene Netzwerk und die registrierten Eingriffe graphisch dargestellt und erstmalig eine umfassende Bilanz zur aktuellen Situation der Fließgewässer verfasst.
Ziele des WWF
Wesentlichstes Ziel des WWF war es, die entscheidende Wende im Wasserbau herbeizuführen. Weiter wurde die entsprechende Anpassung aller relevanten Gesetze an die Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) der EU verfolgt. Ein Aufzeigen der Missstände mittels einer derartig umfassenden Bilanz sollte einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten, dass in Zukunft deutlich weniger verbaut und dafür mehr zurückgebaut wird. Weitere wichtige Anliegen waren die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für "Lebende Flüsse", auf die aktuelle triste Situation in Österreich hinzuweisen und Lösungsansätze für ökologisch wertvolle Lebensadern zu verbreiten.
Homepage
Die Internetseite von Riverwatch wurde als interaktives Kommunikationsinstrument erstellt. Auf ihr sind alle wesentlichen Hintergründe zur Kampagne zu finden. RiverwatcherInnen können sich registrieren und Beschreibungen und Bilder zu "ihren" Gewässern abgeben sowie Eingriffe melden und sich über die Flüsse und Bäche aller Bundesländer informieren.
Veranstaltungshinweise und Treffen der Freiwilligen MitarbeiterInnen sind darauf genauso zu finden wie aktuelle Presseaussendungen, Ereignisse und Neuigkeiten. Die Seite entwickelte sich somit zum dynamischen Herzstück der Kampagne, das im Lauf des Jahres mit der Zahl an Informationen und FlussbeobachterInnen gewachsen ist.
Erfolge
Der wesentlichste, wenn auch am schwierigsten quantifizierbare Erfolg liegt darin, dass durch Riverwatch das "Flussbewusstsein" auf sehr unterschiedlichen Ebenen (AktivistInnen, ZeitungsleserInnen, SchülerInnen, Lehrende, Verwaltungsbehörden,…) gesteigert werden konnte.
In Einzelfällen wurden geplante Abholzungen von Ufergehölzen gestoppt, weitere 40 geplante Kraftwerke auf Eis gelegt, Verbauungsmaßnahmen rückgängig gemacht und der Grundstein für weitere Renaturierungsprojekte gelegt. Die ursprünglichen Gesetzesentwürfe zur Wasserrechtsnovelle konnten vom WWF in Richtung Ökologisierung positiv beeinflusst werden.
Aktivisten
Die Kampagne richtete sich vor allem an Menschen mit aktivem Umweltbezug. Angefangen bei Schülern, Lehrern, Studenten, Universitätspersonal, über Freizeitsportler wie Kajakfahrer, Wanderer, Kletterer, Fischer, Photographen und Profis aus dem Wald- und Forstbereich, der Wasserver- und entsorgung, dem Energiebereich bis hin zum Verwaltungsbereich. Von den rund 300 Teilnehmenden waren 2 Prozent Familien, 23 Prozent Frauen und 75 Prozent Männer.
Mittels eines monatlichen Newsletters an alle Beteiligten und Interessierten wurden Neuigkeiten und Informationen sowie gewässerrelevante Themen wie bedrohte Arten, Lebensräume, Gesetzestexte, Bürgerinitiativen, Unterschriftenlisten verbreitet.
Ausblick
Einige Verfahren gegen geplante Kraftwerksprojekte, bei denen Riverwatch sich engagiert hat, sind noch am Laufen. Doch stehen z.B. die Vorhaben an der Ybbs in Niederösterreich, oder am Niedergeilbach in Kärnten unter einem "guten Stern" für lebende Flüsse. Das breite Echo auf unser gemeinsames Engagement - sowohl medial als auch durch persönliche Kontakte und Rückfragen - zeigen den Erfolg des Projekts Riverwatch.
Gemeinsam mit dem entstandenen Netzwerk wollen wir uns ganz konkreten Renaturierungsvorhaben widmen, die - im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie- aktive Bevölkerungsbeteiligung und Verbesserung Richtung gutem ökologischen Zustand zum Ziel haben. Ein Beispiel dafür ist die Renaturierung der Traun zwischen Lambach und Wels in Oberösterreich.
Links
Zur Homepage des Projekts:
www.wwf.at/riverwatch
Links zu ähnlichen Seiten:
www.rivernet.org
www.riverworld.bcit.ca
www.lebendiger-neckar.de