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LernCafe 25 vom 15. Juni 2004: "Der ältere Mensch als wirtschaftlicher und politischer Machtfaktor"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Mein Leben nach dem Berufsleben...

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Liane Rohn
E-Mail: liane.christa@t-online.de

Weiterbilden
Nach ein paar arbeitsfreien Jahren, ausgefüllt mit Reisen, Lesen, Schreiben, kam ich 1995 über eine regelmäßig für Menschen im 3. Lebensalter abgehaltene Weiterbildungswoche der nahegelegenen Universität Ulm zur Jahreszeitenakademie des Zentrums für allgemeine wissenschaftliche Weiterbildung, kurz ZAWIW. Seitdem arbeite ich an verschiedenen Projekten für Senioren mit, z.B. an einer Langzeitstudie "Arzt - Patientenbeziehung" , die vom ZAWIW in Zusammenarbeit mit der Abteilung medizinische Psychologie der Uni Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Zenz durchgeführt wurde und in Presse, Funk, Fernsehen und Fachliteratur Beachtung fand. Philosophische und medizinische Seminare, Vorlesungen über medizinische Soziologie und Geschichte der Medizin gehörten ebenso dazu.

Computer
Bei diesen Tätigkeiten stellte ich fest, ohne Computer ist es nicht möglich, rasch und kompetent mit anderen Beteiligten zu kommunizieren, zu recherchieren, statistische Erhebungen auszuwerten usw. Im Laufe der Zeit musste ich mir das nötige technische Wissen für den Umgang mit Computern aneignen. Ein noch so schönes Auto nutzt nichts, wenn ich keine Fahrschule absolviert habe. Ein Computer ohne die minimalsten technischen Kenntnisse erworben zu haben, steht halt nur nutzlos rum.
Also habe ich ein, zwei Grundkurse an der VH absolviert, um das Gerät bedienen zu können. Doch da heißt es weiterlernen, ständig kommen Neuerungen und Zusatzgeräte hinzu.

Fachmann gefunden
Die meisten Senioren haben mit zunehmendem Alter Probleme, mit der raschen Aufnahme von Techniken dieses neuen Mediums. Ich habe mir also ganz bewusst einen versierten Fachmann gesucht, der zwar jung ist, aber mit viel Geduld sich meiner stets annimmt. Er ist für mich, egal wann, kurzfristig verfügbar, käme nie auf den Gedanken, ich sei unfähig, etwas zu kapieren, mehr oder weniger kompliziertes Arbeiten am Computer zu bewältigen. Im Gegenteil, er findet es bewundernswert, dass ich mit meinen mehr als 70 Jahren so ernsthaft bei der Sache bin, nicht müde werde, auch Dinge selbst auszuprobieren - weil ich weiß, wenn ich mit meinem "Latein" am Ende bin, wird mir geholfen.

Alt und Jung
Im Laufe der Jahre hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt, wovon beide profitieren: mein sogenannter Mentor erfährt durch meine Arbeit im ZAWIW, wozu Menschen im 3. Lebensalter bereit und fähig sind, für sich und andere Interessierte auf vielfältigen Gebieten noch tätig sein zu können, ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen und so ein modernes Bild von den jungen "Alten" zu erhalten. Fazit: es fand und findet eine beiderseitige Bereicherung statt. - Jung und Alt in Harmonie.
Im Laufe der Jahre erwarb ich das nötige Wissen mit der Computertechnik zurecht zu kommen, beteilige mich an verschiedenen Lernprojekten und Weiterbildungskursen virtueller und realer Art, wie gemeinsam Lesen, Workshops, die im ZAWIW-Angebot stattfinden, Mitarbeit im SENET - EUCONET - SOR, bei der ich versuche, mein Bestes zu geben.

Öffentlichkeit
Inzwischen wurde die lokale Zeitungsredaktion auf meine Computerarbeit "Senioren für Senioren im Internet" aufmerksam, schickten eine Journalistin, und es entstand ein recht umfangreiches Interview, das wiederum eine erhebliche Resonanz in meinem mittelbaren Umfeld zur Folge hatte. Ein Bild von mir am PC verblüffte zahlreiche Leser, dass eine 70-jährige nicht nur begeistert mit dem Computer umzugehen weiß, ihre Freizeit nutzbringend ausfüllt, sondern anderen älteren Menschen Mut macht, sich dieses nützlichen Mediums zu bedienen. Die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten bewahren mich und andere nicht zuletzt vor Isolation und Einsamkeit, wenn die körperliche Mobilität geringer wird.

Computer und mehr
Als ehrenamtliche "Grüne Dame" in einer REHA-Klinik bieten sich meine Erfahrungen geradezu an, sie an ältere Menschen weiter zu geben. Und das eine oder andere Mal erlebe ich positive Rückmeldungen. Da ich viel schreibe - Prosa, Poesie, Aphoristisches, hilft mir der Computer nicht nur beim Verfassen von Texten, ganz besonders beim "Aufbewahren" all dessen, stets Abruf bereit zu sein, weiter zu leiten oder zu versenden.
So Gott und ich es wollen, wird es wohl noch eine Weile so weiter gehen, mit Freude und Ernst.