AusdruckenLernCafe 27 vom 15. November 2004: "Computerwissen - alltagstauglich"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deLieber ohne Technik?
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Mechthild Trilling-Piest
E-Mail: m.trilling-piest@web.de
Entwicklung
Keine Generation vorher hat so viele technische Neuerungen erlebt wie die der heute über 50-Jährigen.
Fernsehen, Video, Mikrowelle, Telefon, Anrufbeantworter, Handy, Computer. Die meisten dieser Begriffe begegneten den Senioren erst nach Abschluss der Schulzeit. Selbst alltägliche Haushaltsgeräte haben kaum noch Ähnlichkeit mit denen ihrer Jugendzeit. Trotzdem wagen sich viele an die neue Technik. Aber: der Videorekorder nimmt zur falschen Zeit auf; der Anrufbeantworter zeichnet nur manchmal auf; das Handy ist nach jedem Abschalten wieder zu leise. Da kann man schon den Mut verlieren.
Beherrschung
Die ältere Generation möchte die moderne Technik nutzen, soweit sie das Leben erleichtert und ist bereit, dafür Geld auszugeben. Technische Geräte sollen helfen oder unterhalten, aber nicht verwirren.
Senioren wollen nicht nur dasitzen und möglichst große Knöpfe drücken. Auch Ältere wollen die Technik beherrschen.
Die Generation der über 50-Jährigen will Computer und Navigationssyteme nutzen. Auch wenn alles erst erlernt werden muss. Schließlich hat man im Rentenalter Zeit zum Reisen und Zeit zum Lernen.
Schwierigkeiten
Warum haben aber so viele ältere Menschen Schwierigkeiten mit den technischen Geräten? Liegt es an der mangelnden Beweglichkeit im Denken? Ist der Geist nicht mehr genügend aufnahmefähig? Die Lösung ist bedienfreundliche Technik. Und diese ist machbar: Das Generationen-Forschungsprogramm der Universität München hat das Ziel, moderne Technik zu entwickeln, die keine Hürde für Ältere ist. Im Forschungszentrum Bad Tölz testen Wissenschaftler Autoradios und entwickeln Musikwürfel für Demenzkranke. Auch für die Computermaus in zitternden Händen fand man beim Generation Research Program eine Lösung. Der Computer errechnet, per Wahrscheinlichkeitsrechnung, das Ziel der Maus in der zitternden Hand.
Forschung
An der TU-Berlin lief von 1997-2003 das Forschungsprojekt SENTHA (Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag). Aus diesem Forschungsprojekt entwickelte sich 2003 die Senior Research Group.
Unter der Leitung von Dipl.-Ing. Klaus-Uwe Neth testet eine Gruppe von Senioren technische Geräte auf ihre Tauglichkeit.
Auf der Internet-Seite der Senior Research Group (SRG) kann man sich "einen Text herunterladen, der die wichtigsten Punkte der Gestaltung seniorengerechter Mobiltelefone behandelt."
Ein Interview mit Kai-Uwe Neth findet sich an anderer Stelle dieser Lerncafe-Ausgabe.
Hoffnung
Wie inzwischen wohl jeder weiß, wird der Anteil der Älteren an der Gesamtbevölkerung weiter wachsen.
Also sollte bei der Entwicklung von Produkten jeder Hersteller auch im eigenen Interesse diesen Teil der potenziellen Käufer nicht außer Acht lassen. Diejenigen, die heute mitten im Berufsleben stehen, gehören schon in wenigen Jahren zu den Senioren. Technische Produkte sollen den Menschen das Leben erleichtern. Sie müssen auf die Menschen zugeschnitten sein, die sie benutzen.
Links
Deutsches Zentrum für Alternsforschung der Universiät Heidelberg:
www.dzfa.de
Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt:
www.sentha.udk-berlin.de
Senior Research Group (SRG), eine Initiative des Lehrstuhls für Arbeitswissenschaft und Produktergonomie der TU Berlin:
www.srg-berlin.de
Generationen-Forschungs-Programm der Universität München (Bad Tölz):
www.grp.hwz.uni-muenchen.de