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LernCafe 29 vom 15. März 2005: "Brücken bauen, Türen öffnen - Lernen durch interkulturelle Begegnungen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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International kochen

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Ursula Brunstein
E-Mail: Vide-CA@t-online.de

Armgard Dohmel
E-Mail: armgard.dohmel@t-online.de

Küche global
von Ursula BrunsteinNicht nur die Liebe, auch interkulturelles Lernen geht durch den Magen! - Ist das richtig? So mancher Experte würde bestreiten, dass es einen Zusammenhang zwischen beidem gibt. Wie auch immer hat so mancher Zeitgenosse inzwischen "den Italiener in sich entdeckt". Auch in kleineren Städten kann man chinesisch, serbisch, griechisch, italienisch, thailändisch, polynesisch oder noch exotischer speisen. Im Zeitalter des Internets gibt es aber noch eine weitere Möglichkeit, die internationale Küche kennen zu lernen. Der virtuelle Besuch ist absolut kalorienfrei. Neben unbekannten Gerichten kann man dabei eine ganze Menge über Land und Leute erfahren und so ganz nebenbei auch den nächsten Urlaub planen.

Die Küche der 7 Inseln
Der Ausflug in die internationale Küche kann Sie auf die Inseln des ewigen Frühlings bringen: Sie werden erfahren, was auf den Tisch kommt, wenn Sie Papas arrugadas oder Bienmesabe bestellen. Armgard wird Ihnen erklären, wie Sie mit Hilfe mit einer scharfen Soße durch den kalten Winter kommen.

Die kanarische Küche
Die Küche der Kanarischen Inseln verbindet traditionelle spanische Gerichte mit afrikanischen und lateinamerikanischen Essgewohnheiten und auch die Ureinwohner der Inselgruppe haben ihr Scherflein beigetragen. Die einheimische Gastronomie findet man inzwischen eher außerhalb der Touristenzentren in den zahllosen Garagenlokalen, den sog. Guanchinches.
Wer exotische Suppen oder Eintöpfe mag, wird hier aus seine Kosten kommen und der Liebhaber von schwimmfähiger Fauna wird hier ein Paradies finden. Die bissfesten Fische aus den kanarischen Gewässern werden meistens nur in Olivenöl gebraten und mit Mojo serviert. Das ist eine Soße, die bei keinem Essen fehlen darf. Dazu wie versprochen später mehr, im Moment würde ich Ihnen kankanarische Bohnensuppe wärmstens empfehlen.

Kanarische Bohnensuppe
Zutaten:
200 g weiße Bohnen,
1 gehackte Zwiebel,
5 Knoblauchzehen,
1 gewürfelte gelbe Paprikaschote,
50 ml Olivenöl, Salz,
1Suppenbrühwürfel, Majoran, Petersilie,
2 Weißbrotscheiben,
50 gr. Butter,
3 TL Kürbiskernöl.
Zubereitung:
Die Bohnen über Nacht einweichen, abgießen, frisches Wasser darüber gießen, bis sie bedeckt sind. Zwiebeln, Knoblauch, Paprikaschoten und das Olivenöl hinzugeben und aufkochen. Kochen lassen bis die Bohnen weich sind. Die Suppe pürieren und durch ein Sieb passieren. Den Suppenbrühwürfel in 50 ml heißem Wasser auflösen und nebst Majoran und Petersilie hinzugeben und nochmals 15 Minuten köcheln lassen. Das Weißbrot würfeln, Butter und Kürbiskernöl in einer Pfanne erwärmen und die Weißbrotwürfel darin rösten und zur Suppe servieren.

Gofio & Co.
Traditionelles Grundnahrungsmittel der Kanaren ist seit Jahrtausenden Gofio, ein Mehl aus geröstetem Mais-, Weizen- oder Hirsekörnern. Schon die Guanchen, die Ureinwohner der kanarischen Inseln, verstanden es, aus dem hellbraunen Pulver Speisen der verschiedensten Geschmacksrichtungen zu kochen. Noch heute ist es auf dem Land fester Bestandteil der Hauptmahlzeit. Meistens wird es als Pelle gegessen, das ist eine brotartige Masse , die in Scheiben geschnitten wird. Besonders zu empfehlen ist Gofio escalado. Das ist eine dünne Fischsuppe mit Kräutern und Kartoffeln, die durch das beigemischte Gofio zu einem sämigen Brei angedickt wird. Zu den typisch regionalen Gerichten zählen auch Caldereta und Sancocho Canario (gesalzener Fisch in Soße) und das traditionellste Dessert ist Bienmesabe, eine Mischung aus Honig, Mandelcreme, Eiern und Rum.

Alles Soße?
von Armgard DohmelManche mögen's scharf - ich auch. Da komme ich bei Kanaren-Reisen immer voll auf meine Kosten, denn dort gibt es Mojo. Die überwiegend armen Inselbewohner aßen Mojo früher zu besonders zubereiteten Kartoffeln, den Papas arrugadas, die mit der Schale in Meerwasser gekocht wurden. Diese Kombination wird auch heute noch als kanarische Spezialität angeboten: Die schrumpeligen mit weißem Salzbelag überzogenen Kartoffeln verzehrt man mit der Schale und viel Mojo, aber Mojo schmeckt natürlich auch zu Fleisch und Fisch - und eigentlich zu allen Gerichten. Die Sauce, die zu jedem Essen gereicht wird, und auf keinem Hotel-Buffet fehlt, findet man in zwei Varianten: Mojo picón (scharfe rote Soße) und Mojo verde (grüne Soße).

Mojo
Im Internet finden sich verschiedene Rezepte für beide Mojo-Varianten. Bisweilen gibt es kleine Unterschiede in der Zutatenliste, die wohl auf die jeweilige Kanareninsel oder Inselregion zurückzuführen sind. Mengenangaben habe ich mir erspart - wer will schon zwei Liter Mojo-Soße herstellen? Am besten man probiert nach Geschmack aus.
Mojo picón
Zutaten: grobes Salz, etwas Nelke, reichlich geschälten Knoblauch, edelsüßen Paprika, Kümmel und Chilischoten. Alle Zutaten im Mörser ganz fein zerreiben, vermischen, Olivenöl und Essig zugeben.
Mojo verde
Zutaten: grobes Salz, etwas Nelke, reichlich geschälten Knoblauch, edelsüßen Paprika, Kümmel, grüner Pfeffer und Petersilie. Alle Zutaten im Mörser ganz fein zerreiben, vermischen, Olivenöl und Essig zugeben.

Der Inselhit
Papas arrugadas (verschrumpelte Kartoffen) mit Mojo picón oder Mojo verde, ursprünglich ein Arme-Leute-Essen, ist heutzutage ein populärer Touristensnack. Bei den Kartoffeln handelt es sich um eine besondere Züchtung, die außen sehr dunkel und innen sehr gelb ist. Die Kartoffeln werden in einer Salzlake gegart und immer mit der Schale gegessen. Nach dem Originalrezept legt man den Boden eines großen, gusseisernen Topfes mit kleinen Kieselsteinen aus, gibt darüber kleine Kartoffeln und füllt mit Meerwasser bzw. Leitungswasser und Meersalz auf. Der Topf wird mit einem Tuch abgedeckt und mit dem Deckel verschlossen. Nun kocht man das Ganze auf kleiner Flamme, bis das Wasser verdunstet ist. Sind die Kartoffeln gar, ist die Schale durch den Wasserentzug runzlig und mit einer feinen Salzschicht bedeckt.

Linkliste
www.red2000.com/spain/canarias/2canari.html
Die Seite gibt einen guten Überblick über die sieben Inseln des ewigen Frühlings.
http://reisebuch.de/kanaren/teneriffa/reiseinfos/essentrinken.html
Hier bekommen Sie das komplette Kapitel "Essen und Trinken zum Download. Nach seinem Studium dieses Kapitels wird Ihnen eine Speisekarte in spanischer Sprache eine ganze Menge sagen.
www.lapalma4you.de/news/archiv2000.htm
Spezielle Seite mit Rezepten für den großen und kleinen Hunger.
www.a-z-teneriffa.com/html/gofio.html
Teneriffa von A bis Z.
www.fuerteventura-infos.de/inselkueche-fuerteventura
www.isla-fuerteventura.de/essen_und_trinken.htm
www.allgaeuer-rezepte.de/internationale_rezepte/mojo_verde.htm