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LernCafe 29 vom 15. März 2005: "Brücken bauen, Türen öffnen - Lernen durch interkulturelle Begegnungen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Die Welt auf unseren Tellern

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Erna Subklew
E-Mail: e.subklew@gmx.de

Fremde reisen ein
Der Arbeitskräftemangel in den 50er Jahren des vorigen Jahrhundert führte in Deutschland zu einer "Globalisierung" noch ehe das Wort Globalisierung, so wie jetzt, in aller Munde war.
Aus allen Gegenden Europas vor allem aber aus Griechenland, Italien, Jugoslawien, Spanien, Portugal, der Türkei und Marokko strömten Menschen in unser Land. Sie alle wollten nur ein paar Jahre hier arbeiten, um sich bestimmte Wünsche zu erfüllen und um dann wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Sie brachten neben ihrer Arbeitskraft ihre Sprache, ihre Gebräuche und auch ihre Essgewohnheiten, kurz ihre Kultur mit.

Jedem sein Gusto
Die Einwanderer, die hier ihr gewohntes Essen nicht vorfanden, gründeten schnell Läden, in denen sie ihren Landsleuten die gewohnten Lebensmittel anboten. Bald auch zogen die Supermärkte und Lebensmittelabteilungen in den Kaufhäusern nach. Wer erinnert sich von uns noch daran, dass Gemüse wie Auberginen, Artischocken, aber auch Schalotten, Melonen und Feigen nicht gerade zu unseren alltäglichen Gemüsen gehörten. Oder wer kaufte schon Oliven, rote Linsen und Bulgur oder gar Kichererbsen oder verwendete die vielen ungewohnten Gewürze?
Wir sind gar nicht so ablehnend gegen Fremdes und bald gehörten diese Lebensmittel auch in unsere Küche. Unsere Speisekarte wurde allmählich international.

"Unser Italiener"
Die deutsche Küche ist in der Welt nicht gerade als Feinschmeckerküche bekannt. Deutsche Lokale findet man vor allen in denjenigen ausländischen Urlaubsorten, die von deutschen Touristen besucht werden. Einheimische findet man selten dort. Wir aber gehen zu "unserem" Italiener, Jugoslawen, Türken, Griechen usw. und lassen uns ihr Essen schmecken.
Allerdings haben wir auch Speisen, die im Ausland geschätzt werden: die deutschen Würste und der deutsche Kuchen. Ein guter Metzger kann im Ausland reich werden, wenn er sein Handwerk versteht. Auch deutsche Kuchen, vor allem haltbare, findet man in gut sortierten Lebensmittelabteilungen im Ausland.

Typisch deutsch?
Gibt es denn Speisen, die typisch deutsch, typisch polnisch oder italienisch sind?Ich glaube eher, dass bestimmte Speisen in bestimmten Regionen gegessen werden, weil die Produkte, aus denen sie hergestellt werden, dort vielleicht gut gedeihen oder weil man einmal eine gemeinsame Geschichte hatte. Denn wie kommt es sonst dazu, dass man die gerollten Weinblätter, sarma genannt, sowohl in Griechenland als auch in der Türkei, aber ebenso in Jugoslawien in bestimmten Regionen isst? Oder, dass das Sauerkraut, nach dem die Deutschen ihren Spitznamen "Krauts" in Amerika haben, genau so gern in Polen, Tschechien und Teilen Frankreichs gegessen wird? Eigentlich müssten wir Deutschen eher "Kartoffeln" genannt werden.

Deutsche Kartoffeln
In Deutschland kennt man so viele Kartoffelgerichte, wie wohl in keinem anderen Lande auf unserem Kontinent. Dabei werden sie nicht nur als Beilage gereicht, sondern bilden eigenständige Gerichte.
Obwohl das erste Kartoffelrezept schon von 1581 stammt, waren die Leute anfangs gar nicht so begeistert von den Kartoffeln. Es dauerte eine Weile bis sie ihren Einzug in die deutsche Küche hielten. Friedrich der Große musste sogar eigens ein Gesetz erlassen, um seine Untertanen zum Kartoffelanbau zu zwingen.
Heute dagegen bieten Hotels Kartoffelwochen an und werben auf ihren Speisekarten mit vielen Kartoffelgerichten. In den Restaurants werden dann oft mehr als zehn Kartoffelgerichte angeboten. Natürlich zählen so banale Speisen wie Salz- oder Bratkartoffeln oder gar Kartoffelbrei nicht dazu.

Links
Zu Erstellung des Artikel wurden die folgenden Links benutzt:
www.mittelalterlich-kochen.de
www.kartoffelweb.de
www.schlettau-im-erzgebirge.de/erzgebirge/rezepte.htm