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LernCafe 29 vom 15. März 2005: "Brücken bauen, Türen öffnen - Lernen durch interkulturelle Begegnungen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Interkulturelle Begegnungen

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Liane Rohn
E-Mail: liane.christa@t-online.de

Einführung
Interkulturelle Begegnungen sind in unserer Zeit zur Selbstverständlichkeit geworden. Wir kaufen zum Beispiel in türkischen, griechischen, italienischen, asiatischen Geschäften ein und freuen uns bei Restaurantbesuchen über die gleiche Auswahlmöglichkeit. Zu unserem Straßenbild gehören Menschen, deren Aussehen, Sprache und Kleidung Zeugnis von anderen Kulturen geben. Befinden wir uns auf Auslandsreisen erfahren wir den Reiz des Andersartigen und sind beglückt, wenn unser Anderssein positiv bewertet wird. Zum Gelingen einer harmonischen Gestaltung solch interkultureller Begegnungen sind vor allem zwei Dinge notwendig:
- Die Achtung vor der religiösen Überzeugung unserer ausländischen Mitbürger
- Gegenseitige Toleranz und Selbstbewusstsein

Fremde Religionen
Achtung fremder Religionen sind ein wesentliches Thema interkultureller Begegnungen und Diskussionen. Es ist daher notwendig, daß wir uns gedanklich und im Gespräch mit den unterschiedlichen, oft aber auch ähnlichen Richtungen der verschiedenen Religionen befassen. Z.B. sind sich die parallelen Aussagen der zwei großen Weisheitslehrer Jesus und Buddha verblüffend ähnlich:
Als Jesus am Kreuz starb "bebte die Erde und Felsen barsten" Math. 27, 50-51. "Beim letzten Hingang des gesegneten Herrn gab es ein schweres Erdbeben, furchtbar und haarsträubend und begleitet von Donner", Dighamkaya 16.6.1
Wenn der Islam den Glauben an den einen Gott (Allah) fordert, heißt es in der christlichen Religion: du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Es macht Sinn, sich mit dem zu befassen, was uns eint. Mit den Unterschieden sollten wir behutsam umgehen.

Wechselbeziehung
Der Umgang mit Sprache ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Bestandteil und ein gutes Beispiel der Wechselbeziehung zwischen Toleranz und Selbstbewusstsein. Muss die deutsche Muttersprache immer mehr mit "Anglezismen" durchsetzt werden? Hier findet kein gleichberechtigter Austausch statt. Es ist zu begrüßen, wenn hier nach Prof. Peter Wippmann "Fremdes seinen Zauber verliert". Auch in der Musikszene ist die Rückkehr zu deutschen Namen wie Juli, Silbermond usw. auf gutem Wege. Selbst in der englisch dominierten Computersprache bilden sich mehr und mehr deutsche Sprachinseln, z.B. Rechner statt Computer, herunterladen statt downladen. Wenn ich meine Muttersprache achte, bin ich auch davon überzeugt, daß ausländische Mitbürger neben der Pflicht zu deutscher Sprache ein Recht auf den Erhalt ihrer Muttersprache haben.

Fazit
Das Bewusstsein der Unterschiede in den einzelnen Kulturen muss durch die Bereitschaft der Anerkennung eines gleichwertigen Andersseins ergänzt werden. Dies kann verwirklicht werden durch persönliche Kontakte mit Migranten am Arbeitsplatz, beim Sport, bei gesellschaftlichen Veranstaltungen, bei Begegnungen islamischer mit christlicher Kultur. In besonderem Maße tragen Studienreisen zum besseren Kennenlernen und gegenseitigem Verstehen bei.

Quellen und Links
Jesus und Buddha, Worte, die unser Herz erleuchten
Herausgeber Marcus Borg/Roy Riegert
Kösel-Verlag München 1999 Hans Gruber, Willkommen bei Buddha heute
www.buddha-heute.de - Kompaktmagazin der IG BCE Dezember 2004
Botschaft von Johannes Paul II, 90. Welttag der Migranten und Flüchtlinge 2004, Interkulturelle Begegnungen und Migranten
www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/messages/migration/
documents/hf_jp-ii_mes_20031223_world-migration-day-2004_ge.html