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LernCafe 29 vom 15. März 2005: "Brücken bauen, Türen öffnen - Lernen durch interkulturelle Begegnungen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Als Gast beim Fastenbrechen

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Erna Subklew
E-Mail: e.subklew@gmx.de

Seniorenzentrum
Der Frankfurter Verband unterhält in mehreren Stadtteilen Einrichtungen für Senioren, darunter auch das Seniorenzentrum in Bockenheim. Das Zentrum ist für alle älteren Menschen offen, gleich welcher Nationalität. Neben den verschiedenen kulturellen Angeboten und Bilderausstellungen stehen auch unterschiedliche Gymnastikformen und verschiedene Arten von Tanz, z.B. Bauchtanz, auf dem Programm. Ebenso gibt es die bekannten und beliebten Altennachmittage. So treffen sich dort jeden Montag türkische Frauen zum Tee. Gäste sind natürlich willkommen. Dieses Jahr lud die türkische Leiterin des Treffs zum Fastenbrechen (Iftar) ein. Erstaunlich viele Deutsche nahmen diese Einladung an.

Ramadan
Jeder Deutsche weiß inzwischen, dass Ramadan die Fastenzeit der Muslime ist. Während eines Mondmonats wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet. Auch wir Christen fasten. Nur ist unser Fasten ein ganz anderes. Wir beschränken uns in unserer Nahrungsaufnahme oder nehmen eine andere Einschränkung auf uns. Muslime aber dürfen im Ramadan während es hell ist, weder Speise noch Trank zu sich nehmen. Sie dürfen weder rauchen noch Geschlechtsverkehr haben. Dieses Jahr lag die Fastenzeit im Winter. So war die Zeit der Abstinenz verhältnismäßig kurz. Im Sommer aber kann es vorkommen, dass man 18 Stunden am Tag enthaltsam sein muss. Mit dem Ezanruf: "Kommt herbei zum Gebet, kommt herbei zur Freude, das Gebet ist besser als der Schlaf" werden in der Türkei die Gläubigen vom Muezzin geweckt.

Fastenbrechen
Ungefähr eine halbe Stunde vor dem Ende des Fastens trafen sich viele Senioren im Seniorentreff. Das Ende des täglichen Fastens, das Fastenbrechen, steht in jeder islamischen Zeitung. Die Tische waren festlich gedeckt. Auf ihnen standen Flaschen voller Wasser und Teller mit Datteln bereit. Eine Theologin (Hoca) war gekommen. Nach einem Gebet erklärte sie den Sinn des Fastens: Fasten soll zu Solidarität mit den Armen erziehen, soll zum Almosen geben anregen und die Zeit sein, in der man sich Gott im Gebet besonders innig nähert. Bei vielem was sie sagte, meinten die deutschen Gäste: Genau wie bei uns.

Fastenessen
Es wird genau auf die Uhr geschaut. Als die Zeit gekommen ist, es geht dabei um Minuten, spricht die Hoca noch einmal ein Gebet, in dem sie Gott für die Speisen dankt. Dann servieren Mädchen die Suppe. Jedes Fastenessen wird mit einer Suppe eingeleitet und mit Datteln. Wasser wird in Mengen getrunken.
Man soll nicht denken, dass die Fastenzeit eine Zeit der Traurigkeit ist. Im Gegenteil, im Ramadan geht man fast jeden Tag zu jemand anderem zu Besuch, um dort in Gemeinschaft zu essen und zu erzählen. Man isst auch eigentlich nicht weniger. Man gönnt sich in dieser Zeit sogar mal eine Köstlichkeit, die man sonst nicht kauft.
Auf den Ramadan folgt der Ramadan Bayrami, auch Seker Bayrami genannt, das Zuckerfest.

Links
Weitere Informationen zum Ramadan bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ramadan
Der Frankfurter Verband - "Ihr guter Nachbar im Alter":
www.frankfurter-verband.de