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LernCafe 32 vom 15. Oktober 2005: "Winter - Impressionen - Visionen - Illusionen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Winterdepression

(Druckversion)


Armgard Dohmel
E-Mail: armgard.dohmel@t-online.de

Einführung
Es gibt Menschen, die den Winter lieben und bei Minustemperaturen zu ihrer Höchstform auflaufen. Sie kennen nichts Schöneres, als auf Skiern steile Berge hinunter zu donnern, auf Schlittschuhen über spiegelglatte Eisflächen zu gleiten oder bei eisigem Nordwind durch kahle Landschaften zu wandern. Meine Theorie dazu: Es handelt sich dabei meist um Wintergeborene, deren erste - und offenbar angenehme - Eindrücke aus dieser Jahreszeit stammen. Und es gibt Menschen wie mich, deren Stimmung schon beim bloßen Gedanken an den Winter, an Kälte, Schnee und Dunkelheit, tief in den Keller rutscht. Diese Leute leiden höchstwahrscheinlich an einer Winterdepression oder wissenschaftlich: SAD (= saisonal-abhängige Depression).

Was ist "SAD"?
Die "saisonal abhängige Depression" überfällt jährlich mit Beginn der Herbstmonate bis zu 800.000 Menschen in Deutschland und endet wieder im Frühling. Frauen sind davon angeblich viermal häufiger betroffen wie Männer. Die typischen Symptome einer SAD sind diffuse Traurigkeit, Antriebsschwäche, Desinteresse, gedrückte Stimmung, ständige Müdigkeit. Von anderen Formen der Depression unterscheidet sie sich dadurch, dass die Betroffenen ein erhöhtes Ess- und Schlafbedürfnis verspüren. Lt. Kompetenznetz Depression - einem Forschungsprojekt der Universitätskliniken in Deutschland - ist die Winterdepression eindeutig zu trennen von normaler "mieser Laune", wie sie jeden Menschen gelegentlich befällt.

Forschungen zu SAD
Bereits in der Antike kannte und beschrieb man jahreszeitlich bedingte Veränderungen in Stimmung und Befinden der Menschen (z. B. griechische Ärzte um 375 v. Chr.). Im vergangenen Jahrhundert wurde erforscht, welche Monate im Jahr am wenigsten depressions-belastet sind. Nach einer Untersuchung (New York und London, 1988) gebührt dieser Rang eindeutig den Monaten Mai und Juni. Im Juli und August geht die Stimmung bereits wieder mehr oder weniger deutlich zurück, was sich im September und Oktober in der einen Studie deutlich fortsetzt; die andere verzeichnet hier nochmals einen kurzen Aufschwung. Im tristen Monat November ist das Stimmungstief erreicht - und es hält sich bis einschließlich Februar. März und April bringen dann den Umschwung und führen wieder zum Stimmungshoch im Mai/Juni.

Wie entsteht SAD?
Forschungen lassen vermuten, dass die Winterdepression ihren Ursprung im Lichtmangel der dunklen, sonnenarmen Monate hat. Durch die kurzen, trüben Tage, die langen Nächte und das meist unangenehm nasskalte Wetter erhält der menschliche Organismus zu wenig Licht. Dadurch wird das chemische Gleichgewicht im Körper gestört. Wahrscheinlich haben der für die Nervensignale im Gehirn verantwortliche chemische Botenstoff Serotonin sowie das Hormon Melatonin mit diesen Störungen zu tun.
Vielleicht sollten wir ja - wie manche Tiere - diese dunkle Zeit einfach verschlafen? Doch wer kann sich das schon leisten? Nicht einmal wir RentnerInnen mit unseren vielfältigen Aufgaben und Pflichten!

Was hilft?
Es heißt, Winterdepressive könnten gut und erfolgreich behandelt werden - sofern sie die Energie aufbringen, sich an einen kompetenten Arzt zu wenden und sich den Erfolg versprechenden Therapien zu unterziehen. Vor allem der Lichttherapie werden gute Erfolge bescheinigt. Es gibt Lichttherapie-Geräte für den Hausgebrauch zum Kaufpreis zwischen 400 und 800 Euro, die "weißes" Licht im Bereich von 2.500 bis 10.000 Lux liefern. Dieses Licht wirkt sich günstig auf die Psyche aus und hilft, die Depressionen zu vertreiben. Doch auch einfachere und weniger kostenintensive Behandlungsmethoden versprechen Erfolg.

Empfehlungen
- für eine möglichst lichte Wohnung mit hellen Wänden und Möbeln zu sorgen,
- sich oft in der Nähe der Fenster aufzuhalten,
- täglich um die Mittagszeit einen längeren Spaziergang im Freien zu unternehmen,
- während der dunklen Jahreszeit Urlaub im Süden oder im Gebirge zu machen,
- durch Sport den Stoffwechsel in Schwung zu bringen.
Auch Antidepressiva (hier eher aktivierende als ruhig stellende) und Psychotherapien können sich als nützlich erweisen.

Links
http://wdr.de/online/gesundheit/
depression/winterdepression.phtml

Die Seite bringt unter dem Titel "Wenn die Dunkelheit krank macht" einen allgemeinen Überblick über Erscheinungsformen und Behandlungsmethoden der Winterdepression.
www.depressions-sprechstunde.de/
DSS_Depression_Lichttherapie.htm

Hier wird vor allem die Lichttherapie in ihrer Anwendung und Wirkungsweise vorgestellt.
www.psychosoziale-gesundheit.net/
psychiatrie/winterdepression.html

Auf dieser Seite werden einschlägige Fachbegriffe erläutert, auf die "Geschichte" von SAD eingegangen und die einzelnen Monate hinsichtlich der Verteilung von Befindlichkeitsschwankungen klassifiziert.
www.netdoktor.de/krankheiten/
fakta/winterdepression.htm

Diese Seite bietet Aufklärung über den Begriff "Winterdepression" sowie die Entstehung, die Symptome und die Behandlungsmöglichkeiten dieser Befindlichkeitsstörung.