AusdruckenLernCafe 32 vom 15. Oktober 2005: "Winter - Impressionen - Visionen - Illusionen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deWinterbräuche
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Hildegard Keller
E-Mail: kellerhilde@t-online.de
Einführung
"Der Winter ist ein rechter Mann, kernfest und auf die Dauer..."Diesen Liedtext von Matthias Claudius empfinde ich wie ein Leitmotiv zum Thema Winterbräuche Brauchtum, ein Begriff der Volkskunde ist Bestandteil menschlicher Kultur. Bestimmte Bräuche und Sitten haben sich in einer bestimmten menschlichen Gemeinschaft entwickelt und werden von ihr als Brauchtum gelebt. Ursprung der Winterbräuche:
- Die Unannehmlichkeiten (erleben der kurzen Tage; fehlendes Licht; klirrende Kälte) weckten die Sehnsucht nach Licht, Wärme, Geborgenheit.
- Das Erleben von Bedrohungen ließ gute und böse Geister erstehen.
- Wer nicht ausreichend gerüstet war mit Vorräten an Lebensmitteln und Brennmaterialien musste um Gesundheit, ja ums Überleben bangen.
Wandel der Feste
Bei dem vorchristlichen Fest der Wintersonnwende wurde die Wende von den langen, dunklen und kalten Nächten zu den heller und wärmer werdenden Tagen gefeiert. Diese Feierlichkeiten hatten seit vielen Jahrhunderten zwischen dem 22. und 25. Dezember ihren festen Platz im Jahresablauf der Menschen. In den Regionen entwickelten sich unterschiedliche Bräuche zu Ehren der Götter.
Bei der Ausbreitung des Christentums wurde dieses gewachsene Brauchtum dann mit christlichen Inhalten belegt. Das alte Sonnwendfest wurde in das Geburtsfest von Jesus Christus gewandelt. Christus wurde zur "Sonne der Gerechtigkeit".
Winterbrauchtum ist zu einem großen Teil Weihnachtsbrauchtum. Einige Bräuche werden in den folgenden Kapiteln näher beschrieben.
Geisterspuk
Vor allem die Rau(h)nächte (24. auf 25. Dezember; 31. Dez. auf 1. Januar; 5. auf 6. Jan.) waren durch den Geisterglauben mit Spuk erfüllt. Noch heute beginnt die sogenannte Zwölfenzeit in der Nacht auf den 25. Dez. und endet mit dem Dreikönigstag. Es sind die längsten Nächte des Jahres und nicht selten tobten in ihnen heftige Winterstürme. Das Wort "rauh" hängt mit dem rauhen, zotteligen Fell der Dämonen zusammen, die nach germanischer Überlieferung in diesen Nächten ihr Unwesen trieben. Und so gibt es auch heute noch die Perchten, die mit Lärm und Kuhglockengerassel in Süddeutschland und Österreich durch die Gegend ziehen. Der Percht symbolisiert die unbändige Kraft und Bedrohung, die von der Natur ausgeht. Er gilt als die dämonische Gestalt schlechthin, der die verdammten Seelen einfängt und bestraft. Zum Perchen gehört ein Roßschweif. Die Masken sind aus Holz geschnitzt.
Raue Begleiter
Unser bekannter St. Nikolaus hat oft einen unheimlichen Begleiter. Er trägt einen dunklen Mantel, einen Schlapphut und hat einen zerzausten Bart. In ihm finden wir Züge des alten Germanengottes Wodan. Der 6. Dezember war in vorchristlicher Zeit ein Wodans-Fest. Diese finsteren Gesellen heißen je nach Gegend Krampus, Knecht Ruprecht, Pelzmärtel, Rauwuckel, Klaubauf, Butz, Rumpelblas. Es handelt sich um Schreckgestalten, die an heidnische Zeiten erinnern, als sich die Menschen vor bösen Mächten ängstigten. Um ihre Schrecklichkeit zu unterstreichen schwingen sie eine Rute, einen Kuh- oder Pferdeschwanz.
Christliches
Christliches Winterbrauchtum ist vor allem Weihnachtsbrauchtum. Die im Laufe der Jahre entstandenen Bräuche sind so zahlreich und gehaltvoll, dass dazu eine LC-Ausgabe nicht ausreichend wäre. Daher verweise ich auf die Link- und Literaturliste. Sie gibt jedem die Möglichkeit sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Am Beginn der christlichen Winterbräuche steht der Martinstag. Er wurde durch die Martinsumzüge in den letzten Jahrzehnten wieder neu belebt. Nicht mehr wegzudenken ist der Adventkalender. Wir kennen ihn in verschiedenen Ausführungen. Der Adventkranz hat in fast allen Familien seinen Platz. Mit 4 Kerzen, wie wir ihn heute kennen, hing er erstmals 1925 in einer Kirche in Köln. Die Flammen der Kerzen stehen für das Sonnenlicht, die vier Jahreszeiten und die vier Himmelsrichtungen.
Weiteres Brauchtum
Am Barbaratag (4. Dezember) schneiden wir die Barbarazweige. Wenn sie zu Weihnachten ihre Knospen öffnen, soll das ein gutes Zeichen sein.
Der Nikolaustag (6. Dezember) in Erinnerung an den Bischof von Myra ist vor allem für die Kinder von Bedeutung. Verschiedene Legenden ranken sich um die Attribute, mit denen er auf Bildern oft dargestellt wird (drei Brote, drei Kinder, drei Kugeln).
Die Weihnachtskrippe in ihren vielfältigen künstlerischen Darstellungen hat viele Verehrer gefunden. Krippenliebhaber haben sich zu Krippenvereinen zusammengeschlossen. Auch über den Christbaum, der alljährlich in Häusern und auf öffentlichen Plätzen zu finden ist, gäbe es viel zu berichten. Um Dreikönig (6. Januar) sind die Sternsinger unterwegs, verkünden die Weihnachtsbotschaft und bitten um Spenden.
Abschluss
Die Darstellungen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.Sowohl bei den vorchristlichen Sonnwendbräuchen als auch den christlichen Winter- und vor allem Weihnachtsbräuchen war das Anliegen, die Leserinnen und Leser des Online-Journals für die Hintergründe dieser Entwicklungen zu sensibilisieren.Ein Brauchtumslied aus "Des Knaben Wunderhorn" lässt die Gefühle ahnen, mit denen unsere Vorfahren das Ende der Winterszeit begrüßten. Wir haben viele Erfindungen, die uns die dunkle, lichtarme Zeit erleichtern.
Texte
So treiben wir den Winter aus,
Durch unsre Stadt zum Tor hinaus
Und jagen ihn zuschanden
Dass er den Tod muss leiden.
Wir stürzen ihn von Berg zu Tal,
Damit er sich zu Tode fall.
Wir jagen ihn über die Heiden,
Hinweg aus unsern Landen.
Wir jagen den Winter vor die Tür,
Den Sommer bringen wir herfür,
Den Sommer und den Maien,
Die Blümlein mancherleien.
Literatur
Tilde Michels
Im Winter und zur Weihnachtszeit
Arena-Verlag GmbH Würzburg 2002
ISBN 3-401-07900-X
Das große Alpenbuch
ADAC-Verlag München 1980
ISBN 3-87003-165-4
Sigrid Früh
Rauhnächte
Amazonas.de Sept. 98
ISBN 3926789247
Links
Zum Text gibt es eine ganze Anzahl von interessanten und eindrücklichen Bildern. Aus urheberrechtlichen Gründen können diese hier leider nicht veröffentlicht werden. Wir bitten unsere LeserInnen deshalb, sich auf den hier aufgeführten Webseiten diese Bilder anzusehen. Darübr hinaus finden Sie hier natürlich auch noch weitere Informationen zum Thema.
www.aeiou.at
www.stoanameapass.at/id/49/content.html
www.uni-schule.de/2001/USS/start.htm
www.alb-donau-region.de
www.christentum.ch/nikolaus.htm
www.weihnachtsstadt.de/brauchtum
www.netzwelt.de/lexiko/Brauch.html
www.bonnensia.de/hexentum/wintersonnenwende.htm
www.wildalpen.at/tourismus_doc/de_100305_winterbrauch.php
www.krampusverein-anras.com/html/brauch.htm
www.sankt-englmar.de
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