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LernCafe 32 vom 15. Oktober 2005: "Winter - Impressionen - Visionen - Illusionen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Bedrohlicher Klimawandel: Gletscher schmelzen weltweit

(Druckversion)


Christa Grawert-Wagner
E-Mail: christa_grawert@yahoo.com

Katrinas Warnung
Die verheerenden Auswirkungen des Hurrikans Katrina Ende August schockten weltweit. New Orleans überschwemmt, Millionen Menschen obdachlos, die Ölproduktion empfindlich eingeschränkt. ...Knapp vier Wochen später drohte Rita noch mit weit mehr Verwüstungen. Doch glücklicherweise ging dem zweiten Monster-Wirbelsturm der Kategorie fünf kurz vor dem Auftreffen auf die US-Küste etwas die Puste aus.
Fast zeitgleich warnte die Umweltorganisation Greenpeace wie bereits in den vergangenen drei Jahren: "In Grönland gibt es immer mehr Gletscher-Schmelzwasser." Beeindruckende Gletscherbilder dokumentieren die Veränderungen. Überschwemmungen, Feuersbrünste, Wirbelstürme, Gletschersterben. "Der Spiegel" (40/2005) fragte lakonisch: "Kann das noch Zufall sein?"

Globale Erwärmung
Die Warnsignale der Umweltkatastrophen deuten Wissenschaftler unterschiedlich. Die Intensität der Wirbelstürme nimmt zu. Darüber sind sich die Forscher einig, jedoch nicht, ob die Zahl der Hurrikans zunehmen wird. Unbestritten ist allerdings die globale Erwärmung durch das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Eine Untersuchung des Georgia Institute of Technology, in Science veröffentlicht, ergab, dass sich das Oberflächenwasser der Meere in den vergangenen 30 Jahren weltweit um durchschnittlich 0,5 Grad Celsius erwärmt hat. Professor Stefan Rahmsdorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) unterstrich in "Die Welt" (24.9.05), dass Meeresspiegel und Polareis die Eigenschaft haben, "dass sie sehr langsam, aber nachhaltig reagieren."

Bestandsaufnahme
Professor Rahmsdorf (PIK): "Selbst wenn man die Erwärmung in diesem Jahrhundert bei drei Grad stoppt, wird der Meeresspiegel noch Jahrhunderte weiter ansteigen."
Wie Ökosysteme reagieren, wird im "CARBOEUROPE"-Projekt untersucht. Das PIK und 60 andere Forschungseinrichtungen in 17 europäischen Ländern veröffentlichten in "Nature" erste Ergebnisse zur Kohlenstoffbilanz Europas nach dem Jahrhundertsommer 2003. Wie Katja Seefeldt (Heise-Verlag) schreibt, wurde ein "beispielloser Produktionsrückgang der Natur" festgestellt. "Trockenheit und Hitzetemperaturen von teils über 40 Grad haben das Vegetationswachstum 2003 um rund 30 Prozent sinken lassen." Durch das Schmelzen des sibirischen Permafrostbodens werden CO2 und das Treibhausgas Methan freigesetzt.

Auswirkungen
Dass die globale Erwärmung jeden angeht, haben Katrina und Rita vor Augen geführt. Hierzulande waren es die gestiegenen Benzinpreise und die drastische Erhöhung der Gas- und Stromkosten, die die Botschaft über globale Zusammenhänge in die Wohnstuben brachten. In Teilen der USA müssen die Konsumenten gar bis zu 71 Prozent höhere Gaspreise in Kauf nehmen. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden durch die Umweltkatastrophen gehen in die Milliarden. Für den Wirbelsturm Katrina allein muss der US-Haushalt rund 200 Milliarden Dollar aufbringen. Umgerechnet 40 Milliarden Dollar kostet dem deutschen Rückversicherer Münchner Rück die beiden Hurrikans.

Verantwortung
Leute in San Franzisko oder London mögen sich wundern, was die arktische Eisschmelze oder der Rückgang der Waldflächen mit ihnen zu tun hat, bemerkte Klaus Töpfer, Direktor des Umweltschutzprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) anlässlich des diesjährigen Welt-Umwelttages. Aber gerade die Städte würden große Ressourcen beispielsweise von Wasser und Nahrung verschwenden und Haushalts- und Industrieabfälle sowie schädliche Gase produzieren.
Ein Altlas, in Zusammenarbeit von United States Geological Survey und der National Aeronautics and Space Administration (NASA) erarbeitet, zeige beispielsweise, wie das Wachsen der Stadt Miami Floridas berühmte Everglades, die Tierwelt mit dem seltenen Florida-Panther und Wasservorkommen gefährde.

Jetzt handeln
Im August hatte das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise seine zweimonatige Untersuchung zum Schmelzwasseraufkommen der Grönland-Gletscher beendet. Das bedrohliche Ergebnis: "Es scheint einen Zusammenhang zwischen den immer größeren Schmelzwassermengen und der anwachsenden Rutschgeschwindigkeit der Gletscher zu geben." Das lasse den Meeresspiegel weltweit ansteigen. Greenpeace mahnt: "Gegenmaßnahmen sind dringend notwendig."
Ende November findet eine UN-Konferenz zum Klimawandel in Montreal/Kanada statt. Auf der Tagesordnung steht der Fortbestand des so genannten Kyoto-Protokolls. Eine Laissez-faire-Haltung in der Umweltpolitik scheint angesichts der wissenschaftlichen Ergebnisse nicht mehr tragbar. Nun sind Politiker in die Pflicht genommen.

Links
Eine Auswahl interessanter Angebote im Internet:
www.ipcc.ch
www.unep.org/themes/climatechange
www.pik-potsdam.de
www.carboeurope.org
www.greenpeace.de/themen/klima