AusdruckenLernCafe 32 vom 15. Oktober 2005: "Winter - Impressionen - Visionen - Illusionen"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deAltenbericht im Dialog
Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft
(Druckversion)
Clemens Thelen
E-Mail: clemens.thelen@t-online.de
Ausgangslage
Ältere Menschen werden zunehmend eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielen. Die Alterspyramide dreht sich auf den Kopf. Immer mehr ältere Menschen stehen immer weniger jungen Menschen gegenüber. 1950 lebten in Deutschland etwa doppelt so viele Menschen unter 20 Jahren wie über 59-Jährige; im Jahr 2030 wird es doppelt so viele ältere wie jüngere Menschen geben. Bereits 2010 wird ein Viertel der Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein.
Die Kommission
Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, hatte im Mai 2003 eine Sachverständigenkommission berufen, die in den letzten zwei Jahren den Fünften Altenbericht zum Thema "Potentiale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft - Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen" erstellt hat.
Die Kommission bestand aus elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen.
6 Fragen
Die Sachverständigen sollten Antworten auf folgende Fragen finden:- Was kann getan werden, um das in unserer Gesellschaft zur Zeit vorherrschende, eher negativ akzentuierte Altersbild zu beeinflussen?
- Welche Stärken habe ältere Menschen und wie sind diese stärken für neue soziale Rollen in einer sich wandelnden Gesellschaft nutzbar zu machen?
- Welche Rahmenbedingungen sind nötig, um die Bereitschaft zur Nutzung der Potenziale des Alters zu fördern?
- Was bedeutet die Alterung der Gesellschaft für Konsum, Produktion und Dienstleistungssektor?
- Welche Bildungsangebote für Seniorinnen und Senioren müssen bereitgestellt werden ("Lebenslanges Lernen")?
- Wie gelingt die Integration älterer Migrantinnen und Migranten?
Ergebnis
Der Fünfte Altenbericht wurde am 30. August 2005 der Ministerin übergeben. Ihrer Meinung nach hat die Kommission die Chance ergriffen, im Arbeitsverlauf einen gesellschaftlichen Dialog mit Seniorenorganisationen, Kirchen, Unternehmen, Politik und Verbänden zu führen (Dialogveranstaltungen). Damit ist es gelungen, die notwendige gesellschaftspolitische Debatte und den eingeleiteten Perspektivenwechsel für ein positives Leitbild des Alters zu befördern und zu unterstützen.
Leitbilder
Bei der Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Förderung und zur Nutzung von Potenzialen des Alters orientierte sich die Kommission an fünf Leitbildern:
- Mitverantwortung.
- Alter als Motor für Innovation.
- Nachhaltigkeit und Generationensolitarität.
- Lebenslanges Lernen.
- Prävention.
Empfehlungen
Unter der Fragestellung des Fünften Altenberichtes: "Wie lassen sich die Stärken älterer Menschen für die Gesellschaft nutzen?" empfahl die Kommission Folgendes, welches hier aus Platzgründen nur kurz skizziert werden kann:
Bildung
Die Kommission spricht sich generell für einen Paradigmenwechsel in der Gestaltung der Lebensarbeitszeit aus.
Zum einen muss das Bildungssystem durch möglichst frühzeitige Förderung Benachteiligungen vermeiden, zum anderen muss nachberuflichen Bildungsangeboten zukünftig mehr Bedeutung beigemessen werden.
Einkommenslage
Eine zukunftsorientierte Politik der sozialen Sicherung muss sich auch die Einkommenssicherung zukünftiger älterer Generationen zur Aufgabe machen. Einkommensverwendung und Seniorenwirtschaft: Einer der wichtigsten zukünftigen Aufgaben der Wissenschaft und der Marktforschung besteht darin, die Bedürfnisse und Interessen der älteren Menschen systematisch in den Blick zu nehmen.
Netzwerke
Ältere Menschen leisten bereits jetzt einen erheblichen Unterstützungs-beitrag in Familien und privaten Netzwerken. Die Kommission vertritt die Auffassung, dass es in Zukunft in erster Linie darum gehen muss, die bereits vorhandenen und verwirklichten Unterstützungspotenziale älterer Menschen durch geeignete Rahmenbedingungen und Maßnahmen zu erhalten.
Engagement
Ein Beitrag zur Förderung der Solidarität zwischen den Generationen ist die gesellschaftliche Anerkennung der freiwilligen Leistungen älterer Menschen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass sich in unserer Gesellschaft eine "Anerkennungskultur" ausbildet. Bürgerschaftliches Engagement im Alter wird dadurch gefördert, dass sich Menschen bereits in früheren Lebensabschnitten engagieren. Hier gewinnt die Frage, inwieweit Unternehmen eine Engagementkultur entwickeln, große Bedeutung.
"Viele Menschen sehen im bürgerschaftlichen Engagement ein sinnstiftendes Element. Sie wollen auch nach dem Berufsleben aktiv bleiben. Sie sind voller Energie, interessiert und für freiwilliges Engagement offen. Wir wollen sie motivieren, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben."
Potenziale
Die in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten bilden eine sehr heterogene Gruppe. Unabhängig von diesen Unterschieden bilden die hohe räumliche Mobilität wie auch das bürgerschaftliche Engagement vieler Migrantinnen und Migranten ein bedeutendes Potenzial des Alters. Die Kommission leitet daraus die Notwendigkeit der Förderung durch gezielte Bildungsangebote ab.
Links
Dokumentation zum Altenbericht:
www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung3/Pdf-Anlagen/
dokumentation-fachtagung-fuenfter-altenbericht,property=pdf.pdf