LernCafe 33
Hintergründe: „Blitzlichter aus aller Welt“
HONDURAS
Armut in Honduras, auch eine Folge des Analphabetismus
Sirgune Piorreck
Globalisierung kann, wenn die Voraussetzungen stimmen, für die Industrieländer gut sein. Für die Welt, die man die dritte nennt, also für die ärmsten Länder der Welt wie Honduras, bringt sie keinen Nutzen.
Die international anerkannte Armutsgrenze liegt bei einem US-Dollar pro Kopf, pro Tag. In Honduras wären viele Menschen froh, wenn sie soviel hätten, so zum Beispiel die Familie der Seniora Gabriela (57), in dem kleinen Dorf La Venta. Sie schiebt verschiedene Gründe vor, warum die drei schulpflichtigen Kinder ihrer fünf Enkel bisher nie zur Schule gegangen sind. Rosa Amelia (14) und Brayn (11) seien zu alt, habe die Lehrerin gesagt und sie hätten keine Papiere. Und Angelo (8) „Er ist doch noch so klein!“ Die Mutter der Kinder, Alba (29) verdient durch Wäschewaschen 25 Lempiras pro Tag, etwa 1.25 Dollar! Und davon sollen sieben Menschen leben! Seniora Gabriela sagt es nicht, es ist aber im Dorf bekannt, dass ihre Tochter zusätzlich durch Prostitution noch dazu verdienen muss. Die Familie lebt in einem kleinen Haus ohne Strom und ohne Wasser, ohne Toilette. Sozialhilfe gibt es in Honduras nicht.
In Honduras sind knapp 70 Prozent der Erwachsenen Analphabeten. Seit einigen Jahren besteht Schulpflicht, aber viele Kinder fallen durch die Maschen des Gesetzes, weil sie keine Papiere (Geburtsurkunden) haben, also formal gar nicht existieren, oder weil sie arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren und dadurch keine Zeit haben zum Schulbesuch. Und außerdem dürfen die Kinder nur zur Schule gehen, wenn sie Schulkleidung und Hefte haben, eigentlich auch Schulbücher, aber da drücken manche Lehrer die Augen zu. Um die, die das alles nicht aufbringen können, kümmert sich nur selten jemand.
Die Lehrer sind meistens froh, wenn die Klassen nicht so voll sind. Lehrerin Yackelin in der Grundschule in La Venta mit den Klassenstufen eins bis sechs, meint lachend auf die Frage, wie viele Kinder im nächsten Schuljahr (es beginnt immer am 1. Februar) in der Schule sein werden: „So etwa 95! Vielleicht werden es auch mehr!“ Sie weiß schon, was auf sie zukommen wird. Sie hat schon davon gehört, dass durch Spenden aus Deutschland Schulkleidung und was sonst gebraucht wird, gekauft werden konnte. So wurde Rosa Amelia und weiteren neun Kindern aus dem Dorf der Schulbesuch ermöglicht, es sind zehn Prozent aller schulpflichtigen Kinder aus dem Dorf, die bisher nie am Schulunterricht teilnehmen konnten! Wahrscheinlich sind es noch mehr. Dass 14-jährige Kinder im ersten Schuljahr anfangen, Lesen und Schreiben zu lernen, ist in Honduras nicht ungewöhnlich.
Der Kreislauf der Armut durch Analphabetismus muss durchbrochen werden. Eine sinnvolle Hilfe wäre die Unterstützung durch finanzielle und fachgerechte Hilfe für eine umfassende Alphabetisierung. Das wäre auch eine der Aufgaben der Globalisierung!
Kinderarbeit in Honduras