Ausdrucken

LernCafe 33 vom 1. März 2006: "Globalisierung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Die globalen Herausforderungen der Menschheit

(Druckversion)


Helmut K. Doerfler
E-Mail: publicmarketing@arcor.de

Zukunft der Erde
Es gibt wohl kaum eine bedeutsamere Globalisierungsfrage als: "Die Zukunft der Erde. Was verträgt unser Planet noch?". Zu diesem Thema hatte im März 2005 die Stiftung "Forum für Verantwortung - Stiftung für wissenschaftliche nachberufliche Bildung" rund 180 Persönlichkeiten aus Wissenschaft und öffentlichem Leben zu einem interdisziplinären Kolloquium in die Europäische Akademie Otzenhausen (Saarland) eingeladen. Die dort gehaltenen Vorträge international renommierter Fachleute sind jetzt im März unter gleichnamigem Titel im Buchhandel und im Internet verfügbar. Herausgeber sind der Konstanzer Professor für Wissenschaftsgeschichte Ernst Peter Fischer und Klaus Wiegandt, Stifter und Vorstand des genannten Forums.

Globale Bedrohung
In seinem Nachwort benennt Wiegandt "...vor dem Hintergrund einer ökonomisch globalisierten, ökologisch bereits heute gefährdeten und sozial unausgeglichenen Welt" drei Hauptbelastungsfaktoren, die unsere Existenz bedrohen:
- die rapide wachsende Weltbevölkerung,
- die "ungeheure Energieverschwendung und in ihrem Gefolge die massiven CO2-Emissionen" und
- "die massive Verschwendung aller weiteren wesentlichen Ressourcen unseres Planeten."
Bedroht seien dadurch vor allem die künftige Ernährung der Menschheit, unsere Süßwasserressourcen, das Weltklima und "...die Ozeane im vernetzten System Erde in biologischer und physikalischer Hinsicht."

Nachhaltigkeit
Das sind nach Überzeugung der Herausgeber und der in ihren Fachbereichen international hoch angesehenen Autoren des Buches existenzielle und höchst aktuelle Zukunftsprobleme, die wir "ohne eine Entwicklung unserer Gesellschaften in Richtung Nachhaltigkeit nicht werden lösen können." Unter den Autoren sind so prominente Namen wie der Meteorologe Mojib Latif, der Biochemiker Klaus Hahlbrock, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und dessen früherer Vizepräsident, der Chemiker Friedrich Schmidt-Bleek, Ernst Ulrich von Weizsäcker, der Münchner Geograf Wolfgang Mauser, der Zoologe Josef H. Reichholf oder Jonathan Schell, Autor von "The Fate of the Earth"- um nur einige hier zu Lande bekannte deutsche Wissenschaftler und Publizisten zu nennen.

Fesselnde Lektüre
Beim Lesen tun sich auch dem unbefangenen, wissenschaftlich wenig vorbelasteten Leser faszinierende neue Wissenswelten auf aus einer Vielzahl natur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen. Kein Fastfood-Lesefutter führwahr, wenn es da beispielsweise um die Berechnung des "ökologischen Rucksacks" (Karl Schoer vom Statistischen Bundesamt) oder um Definition und Messung nachhaltiger Entwicklungen in Formeln und Tabellen (David Pearce, Professor für ökologische Ökonomie am University College London) geht. Aber alles in allem sind die 17 Buchbeiträge inhaltlich so mitreißend spannend geschrieben und auch sprachlich so verständlich und gelegentlich auch brillant formuliert, dass sich der Rezensent bei der Lektüre mit Vergnügen eine ganze Nacht um die Ohren schlug.

Perspektiven
Mit dem von ihm gestifteten "Forum für Verantwortung" - mitfinanziert von der ASKO EUROPA STIFTUNG und der METRO AG, Saarbrücken - hat Klaus Wiegandt bereits drei weitere wissenschaftlich anspruchsvolle Kolloquien veranstaltet ("Evolution. Geschichte und Zukunft des Lebens." "Mensch und Kosmos. Unser Bild des Universums." und "Die kulturellen Werte Europas" - es ist Gegenstand eines laufenden Sachbuch-Lernprojekts von ViLE). Das Thema "Nachhaltige Entwicklung" indessen will der ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der METRO AG künftig noch energisch vertiefen. Und zwar mit acht Buchveröffentlichungen (zu den wissenschaftlichen Themenbereichen: Bevölkerungsentwicklung, Ernährung, Wasser Ressourceneffizienz, Energie, Klimaentwicklung, Zukunft der Ozeane und nachhaltiges Wirtschaften); die ersten Bände sollen bereits im November erscheinen.

Breitenwirkung?
Speziell bei Klimathemen sieht Wiegandt dringenden Handlungsbedarf. "Wir müssen ... den Forschungsaufwand weltweit zügig erhöhen, um tiefere Einblicke in unser vernetztes System Erde zu erhalten" fordert er generell und fährt fort: "Nur über eine Mobilisierung der Zivilgesellschaft und einen damit verbundenen Bewusstseinswandel scheint es mir möglich, ein von breiten Bevölkerungskreisen getragenes Zukunftskonzept auch politisch umzusetzen." Das "Übersetzungsproblem" eines solchen Vorhabens - wissenschaftliche Forschung in "allgemeinverständliche Sprache mit entsprechenden Handlungsalternativen" - zu übertragen, um so die Voraussetzungen für eine "breit angelegte Informationskampagne" zu schaffen, ist dem Initiator des Stiftungsprojekts klar bewusst. Das neue Buch dürfte ein eindrucksvoller erster Schritt auf diesem vermutlich langen und steinigen Pfad sein.

Titelnachweis
"Die Zukunft der Erde - Was verträgt unser Planet noch?"
Herausgegeben von Klaus Wiegandt, Ernst Peter Fischer.
kartoniert, 432 Seiten, Euro 13.95
Lieferbar ab 1. März 2006