AusdruckenLernCafe 33 vom 1. März 2006: "Globalisierung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deNachhaltige Entwicklung
(Druckversion)
Ralph Schneider
E-Mail: ralph.schneider@uni-ulm.de
Einführung
Erinnern Sie sich? Am 26. April 1986 nahm die Katastrophe von Tschernobyl ihren Lauf. Der Reaktorunfall verseuchte weite Landstriche, tausende von Menschen litten unter der radioaktiven Belastung. Und viele leiden heute noch an den Folgen des Unglücks. Die giftige Wolke zog damals auch nach Mitteleuropa, sodass hierzulande vor dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel gewarnt wurde. Kinder sollten wegen des "Fallouts" nicht mehr draußen spielen. Und dabei begann alles mit einem Experiment, wie bei Wikipedia zu lesen ist, wohin die Internetplattform "Tschernobyl +20" verlinkt. Wie es scheint: ein sehr negativer Fall von "Kleine Ursache, große Wirkung". Doch ein Jahr später, 1987, wurden die Weichen für ein Vorgehen nach ähnlichem Prinzip, aber mit beabsichtigt positiver Globalwirkung gestellt.
Brundtlandreport
1987 veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung nach vierjähriger Arbeit ihren Bericht "Unsere gemeinsame Zukunft". Er wurde unter dem Namen der Kommissionsvorsitzenden, der damaligen Regierungschefin Norwegens, Gro Harlem Brundtland, bekannt. Große Bedeutung erlangte er durch sein Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung. "Die Kommission versteht darunter eine Entwicklung, ‚die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen'", so nachzulesen im Lexikon der Nachhaltigkeit: eine Website, über die man von A-Z nach Stichworten suchen kann. Zugleich werden Rubriken geboten, die wiederum untergliedert sind. 1992 wurde der nächste Markstein erreicht.
Konferenz von Rio
Unter dem Zuckerhut Rio de Janeiros tagten im Juni'92 10.000 Delegierte aus 178 Staaten. Ein Novum: zahlreiche Vertreter/-innen von Nichtregierungsorganisationen (NRO, englisch: NGO) nahmen an den Beratungen teil. Nicht nur Umweltprobleme wurden beim so genannten Erdgipfel thematisiert, sondern auch globale Entwicklungsprobleme. Ziel war die weltweite nachhaltige Entwicklung. Verabschiedet wurden schließlich fünf Dokumente, das bekannteste ist die Agenda 21. Sie beinhaltet Handlungsaufträge zur Verbesserung der Situation von Mensch und Umwelt. Eine Beschreibung ihres Inhalts sowie Links zu weiteren Seiten im Web finden sich im Lexikon der Nachhaltigkeit unter "Ziele und Wege". Wichtig ist die Zusammenarbeit von Staat und NGOs, der Einbezug der Bürger/-innen. Eine Handlungsebene ist durch die "Lokale Agenda 21" definiert.
Lokale Agenda 21
Wesentliches Element der Agenda 21 ist die Integration verschiedener Dimensionen: der Umwelt- und Naturschutz, die wirtschaftliche Stabilität und der soziale Ausgleich. Die Idee, bei Handlungsschritten der Agenda 21 auch die kommunale Ebene einzubeziehen, hat den Hintergrund, dass dort die Auswirkungen von Handeln erlebbar werden. Darüber hinaus sind Zustimmung und Mitwirkung der Bevölkerung notwendig, um Veränderungen mit Zukunftsperspektive zu bewirken. Die Argumente aller Beteiligten sollen eine Rolle spielen: Parteien, Verbände, Vereine, Bürgerinitiativen, Interessenvertretungen, Gewerkschaften, ... - alle Gruppen der Gesellschaft. Zusammengefasst leitet sich daraus das Motto "Global denken - lokal handeln" ab: kleine Ursachen mit große Wirkung, dieses Mal mit Zukunftsverträglichkeit. Es gibt einige gute Beispiele.
Gute Beispiele
Die Projektdatenbank "Gute Beispiele nachhaltiger Entwicklung" (agenda transfer, Agentur für Nachhaltigkeit GmbH) stellt ausgesuchte Projekte vor. Sie sind nach Themen (z. B.: Konsum/Lebensstile, Eine Welt) abrufbar, über eine Deutschlandkarte können aber auch Projektideen in den Bundesländern ausgewählt werden. Auch ein "Projekt des Monats" wird vorgestellt, derzeit (Februar'06) ist es die Schulkulturwoche des Welthaus Bielefeld e.V., mittels derer Schüler/-innen aus Ostwestfalen Lippe die Lebenswelt ihrer Altersgenossen in Ländern des Südens kennen lernen. Über die "Suche" kann in den informativen Kurzbeschreibungen nach Stichworten gefahndet werden, probieren Sie es doch einmal mit "Senior".
Bildung
2002 fand in Johannesburg der "Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung" statt. Neu entstandenen Herausforderungen in Zeiten der Globalisierung und des rasanten technologischen Fortschritts sollte begegnet werden. Ein sich daraus ergebender Handlungsansatz ist die UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" von 2005 bis 2014. Laut einstimmigem Beschluss des Bundestags vom 1. Juli'04 sollen Zusammenhänge von Mensch, Natur und Technik vermittelt werden. Menschen sollen mit Handlungskompetenz ausgestattet und das Bewusstsein für die globalen Auswirkungen eigenen Handelns durch interkulturelles Lernen geschärft werden.
Sichtbar sind Projekte am Logo, das beteiligte Institutionen verliehen bekommen. Auf der Website des Nationalkomitees gibt es via "Dekade-Projekte" (dort: Seite 2/2) eine Übersicht.
Eigenes Handeln
Auf der einen Seite können Sie sich in Ihrer Gemeinde nach Agendaprozessen erkundigen oder sich über das Internet nach Möglichkeiten des Mitwirkens informieren. Es kann aber auch passieren, dass Sie von Lokale Agenda 21-Gruppen zum Mitmachen aufgerufen werden. So erreichte das LernCafe die Anfrage des "Fördervereins Lokale Agenda 21 Treptow-Köpenick" aus Berlin mitzuhelfen, für Zeitzeugenarbeit Interessierte zu suchen. Gesucht werden Berichte zu den Themen Krieg und Kriegsende, Nachkriegszeit, Währungsreform, Geschichten aus dem Alltag der DDR und der Bundesrepublik. Der Kontakt ist bei den Links genannt. Gerne dürfen Sie andere LernCafe-Leser/-innen auch an Ihren Ideen zur Nachhaltigkeit teilhaben lassen: die Rubrik "Lese Briefe" des LernCafe lädt dazu ein.
Links
Lexikon der Nachhaltigkeit:
www.nachhaltigkeit.info
Projektdatenbank "Gute Beispiele nachhaltiger Entwicklung":
www.gute-beispiele.net
Auf Initiative des "Club of Rome" entstand eine der ersten Studien zur nachhaltigen Entwicklung: "Die Grenzen des Wachstums". Hier die Website der deutschen Gesellschaft des CoR:
www.clubofrome.de
Deutsche Internetpräsenz der Weltdekade der Vereinten Nationen 2005-2014 "Bildung für nachhaltige Entwicklung":
www.dekade.org
Informationsplattform zur Veranstaltungsreihe "Tschernobyl +20":
www.tschernobyl2006.de
Weitere Links zur Agenda 21, auch mit Verweisen zu Gemeinden und Städten:
www.bessereweltlinks.de/book56i.htm
Beispiel für Aktivitäten einer "Lokale Agenda 21"-Gruppe:
Förderverein Lokale Agenda 21 Treptow-Köpenick, AG Zeitzeugen, Heinz-Jürgen Baumann, Alt-Köpenick 12, 12555 Berlin, Tel./Fax. 030/6557561
E-Mail: agenda_buero_koepenick@t-online.de
Website: www.agenda21-treptow-koepenick.de