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LernCafe 33 vom 1. März 2006: "Globalisierung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

(Druckversion)


Herbert Elsner
E-Mail: Elsner.Herbert@t-online.de

Das Institut
"Das Wuppertal Institut erforscht und entwickelt Leitbilder, Strategien und Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Im Zentrum stehen die Ökologie und deren Wechselbeziehung mit Wirtschaft und Gesellschaft. Die Analyse und Induzierung von Innovationen zur Entkopplung von Naturverbrauch und Wohlstandsentwicklung bilden einen Schwerpunkt seiner Forschung."(Wuppertal Institut).
Unter der Frage "Welche Globalisierung ist zukunftsfähig?" führte das Wuppertal Institut (WI) seit Anfang 2002 mittels mehrerer Arbeitsgruppen ein Leitprojekt zum Thema Nachhaltigkeit und Globalisierung durch. Die Publikationen des Projekts umfassen eine Serie von Wuppertal Papers; diese laden zum Lernen ein! Auf die AG-Themen gehe ich jetzt näher ein.

Themenbereiche
In fünf Forschungsbereichen wurden folgende thematische Felder untersucht, die in den "Wuppertal Papers" ihren Niederschlag fanden:
1. Globale Stoffströme & Verkehr
2. Landuse & livelihoods
("Landgebrauch & Lebensunterhalt")
3. Gerechtigkeit & Wohlstandsstile
4. Leapfrogging & Alternativen
(Sprunghafte Veränderung & Alternativen)
5. Sustainable Governance
(Nachhaltiges Regieren)
Im Folgenden gehe ich auf diese fünf thematischen Felder näher ein und beschreibe, was in ihnen untersucht wurde bzw. untersucht werden sollte.

Arbeitsgruppe 1
Globale Stoffströme & Verkehr: Mit zahlenmäßig belegbaren Methoden wurde die stoffliche Gestalt der wirtschaftlichen Globalisierung ermittelt. Globale Stoff- und Energieströme mitsamt ihren Flächenverbräuchen in ihren Größenordnungen sowie ihrer geografischen Verteilung wurden dargestellt (Wuppertal Paper, Mai 2005).
Die Leitfrage lautete: "Wie beeinflusst die Globalisierung den Ressourcenverbrauch, die Güter- und Personenströme zwischen Europa und anderen Weltregionen?"
Im Ergebnis wurde festgestellt, dass ausgewählte weltweite Umweltbelastungsindikatoren in Form von Energieverbrauch und Kohlendioxid-Emissionen nicht in dem Maße ansteigen wie der Welthandel. "Globalisierung führt offenbar nicht zu einem im gleichen Ausmaß ansteigenden globalen Umweltverbrauch."

Arbeitsgruppe 2
Landuse & Livelihoods: In dieser Arbeitsgruppe wurden die Beziehungen zwischen Landnutzung und Lebensstilen untersucht. Zur Versorgung der Konsummärkte in Europa werden Flächen außerhalb Europas genutzt. Diese Nachfrage nach Flächenressourcen hat mitunter sozial, kulturell und ökologisch problematische Folgen. Die Entwicklungsländer nutzen ihre lokalen Ressourcen aus und exportieren ihre Überschüsse unter Umgehung des einheimischen Bedarfs in die Industrieländer. Es wurde auch untersucht, inwieweit ein Zwang dazu von den Industrieländern ausgeht (s. auch "Der Flächenrucksack des europäischen Außenhandels mit Agrarprodukten", Wuppertal Papers, März 2005, über die Website abzurufen).

Arbeitsgruppe 3
Gerechtigkeit & Wohlstandsstile: Die Begrenztheit der Ressourcen und deren gerechte Verteilung auf die Menschheit standen im Mittelpunkt der Untersuchung. "Wie müssen Reformprozesse gestaltet werden, um die Beachtung ökologischer Grenzen des Planeten in einer für alle WeltbürgerInnen fairen Art und Weise zu gewährleisten?" war hierbei die entscheidende Frage. Dabei machen Gleichheit wie auch der Anspruch auf Menschenwürde das Ideal von Gerechtigkeit aus, an denen sich auch die Prinzipien ökologischer Gerechtigkeit messen lassen müssen.

Arbeitsgruppe 4
Leapfrogging & Alternativen: "Der Begriff "Leapfrogging" beschreibt die sprunghafte Veränderung einer Gesellschaft oder eines Unternehmens hin zu einem höheren Entwicklungsstand, ohne dass die in anderen Fällen zu beobachtenden Zwischenstufen durchlaufen werden." (WI zur Globalisierung). Damit ist gemeint, dass Entwicklungsländer auf dem Weg zur mehr Wohlstand nicht die Ressourcen verschwendenden Wirtschaftsweisen der Industrieländer durchlaufen müssen. Insbesondere ging man der Frage nach, wie Schwellenländer dabei unterstützt werden können, beim Aufbau von neuen Infrastrukturen aus den Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Vorrangig wurden die Bereiche Energie, Wasser und Verkehr näher untersucht.

Arbeitsgruppe 5
Sustainable Governance: Die Wissenschaftler bezogen sich vorrangig auf die Arbeiten der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages "Globalisierung der Weltwirtschaft" (2002) und stellen das dort verhandelte Konzept von Global Governance vor. "In einem Abschnitt über "Nachhaltiges Regieren?" skizzieren sie, entlang welcher Rationalitätsmuster die Demokratiedefizite in Verbindung mit Globalisierung und Nachhaltigkeit verlaufen und verknüpfen diese Überlegungen mit der Debatte, die derzeit zum Themenkomplex "globale öffentliche Güter" geführt wird" (WI zur Globalisierung). Mehr darüber ist nachzulesen in Wuppertal Papers, Oktober 2003.

Lernvorschlag 1
Teilergebnisse haben die jeweiligen Forscher in den sog. "Wuppertal Papers" in den Jahren 2003 - 2004 veröffentlicht, die man sich von der Internetseite des Wuppertal Instituts als pdf-Datei herunterladen kann. Die einzelnen Untersuchungen wurden dann 2005 zusammengefasst in dem Buch "Fair Future" des WI veröffentlicht. Für interessierte LeserInnen, sind die Ergebnisse für die eigene Beschäftigung mit dem Thema sehr hilfreich, da sie auf wissenschaftlichen Untersuchungen beruhen.
Stellen Sie sich selbst Fragen und versuchen sie diese anhand der Veröffentlichungen zu beantworten. Treten Sie in Kontakt mit anderen Interessierten aus Ihrem Bekanntenkreis. Diskutieren Sie mit ihnen daraus resultierende neue Fragen, Handlungsmöglichkeiten und Vorgehensweisen. Auch die "Lese Briefe" hier im LernCafe bieten sich an, um Stellungnahmen abzugeben.

Lernvorschlag 2
Das Wuppertal Institut bietet nicht nur das das o.a. Projekt "Welche Globalisierung ist zukunftsfähig" an, sondern hat unter der Rubrik "Das WI" noch weitere Forschungseinheiten, die sich mit "Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik", "Zukünftigen Energie- und Mobilitätsstrukturen", "Stoffströmen und Ressourcenmanagement" sowie mit "Nachhaltigem Produzieren und Konsumieren" befassen. So bietet sich dem Leser ein insgesamt abgerundetes Portal, um sich weiterführend mit Globalisierung- und Umweltproblemen zu beschäftigen. Auch hier bietet sich Ihnen an, verschiedenen Fragestellungen nachzugehen. Nutzen Sie auch die neuen Medien zum Austausch mit anderen über deren Ergebnisse, gründen Sie eine virtuelle Lerngruppe. Vielleicht finden sich über die "Lese Briefe" weitere Interessierte?

Link und Quellen
Über diesen Link ist das Wuppertal Institut erreichbar:
www.wupperinst.org
Buch "Fair Future" des Wuppertal Instituts, Verlag C.H.Beck, München Mai 2005Die Bilder des Wuppertal Instituts wurden freundlicherweise von Dr. Wolfgang Sachs vom WI zur Veröffentlichung freigegeben.