AusdruckenLernCafe 33 vom 1. März 2006: "Globalisierung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deDie Megalithkultur
(Druckversion)
Anne Poettgen
E-Mail: annepoettgen@web.de
Einführung
Globalisierung ist ein viel zitiertes Schlag- und Streitwort. Das LernCafe hat es mit dieser Ausgabe aufgegriffen und stellt unterschiedliche Gesichtspunkte dar.
Die Globalisierung ist ein verhältnismäßig neues Phänomen oder doch nicht? Gab es nicht auch in der Vergangenheit etwas, das den gesamten Erdball miteinander verband? Meine Antwort: Die Megalithkultur. Ist es nicht erstaunlich, dass in Europa, Asien, Afrika und Amerika vor tausenden von Jahren fast identische Bauten aus großen Steinen errichtet wurden? Was hat die Menschen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit dazu veranlasst? Wozu dienten diese Bauten? Auf vielen Internetseiten wird versucht, darauf eine Antwort zu geben. Dazu unsere Links.
Veränderungen
Von einer einheitlichen Megalith"kultur" kann man sprechen, weil die Menschen zur gleichen Zeit und aus den gleichen Gründen die großen Steine zu Bauten aufgetürmt haben. Der Übergang von der Sammler- und Jägerphase der Menschheit zur Sesshaftigkeit war eine gewaltige Umwälzung auch der Ideenwelt. Für die Sicherung der Fruchtbarkeit bedurfte man der Unterstützung der Ahnen. Man baute ihnen gewaltige Ruhestätten, die auch dazu dienten, die Macht der Sippe zu repräsentieren.
Gleichzeitig errichtete man weltweit Observatorien, die einerseits praktischen Zwecken dienten, aber auch Kultstätten waren, an denen zur rechten Zeit die richtigen Opfer gebracht wurden. Die Grabbeigaben in den großen Gräbern der unmittelbaren Nachbarschaft deuten auf einen Totenkult mit der Hoffnung auf ein Leben im Jenseits.
Stonehenge
Das bekannteste Bauwerk der Megalithkultur ist Stonehenge in Südengland. Altersbestimmungen durch die Radiokarbondatierung haben ergeben, dass die Anlage fast 2000 Jahre lang genutzt wurde. Bereits vor 5000 Jahren wurde die erste Rundanlage mit Wall und Graben und einem Durchmesser von etwa 100 Metern errichtet. Schon in dieser frühen Zeit nahm man astronomische Bestimmungen vor.
Die Rundform blieb bis heute erhalten, in mehreren Bauphasen entstanden große Veränderungen durch die Aufstellung weiterer Megalithen. Der wuchtige letzte Bau, dessen Reste wir heute sehen, stammt aus der Bronzezeit. Immer wieder muss man sich vergegenwärtigen, dass den Menschen jener Zeit weder Stahl- noch Eisenwerkzeuge zur Verfügung standen.
Astronomie
Eine der frühen großen Kulturleistungen weltweit ist die Beobachtung von Sonnen- und Mondlauf. Die Zeiten der Sommer- und Wintersonnenwenden wurden präzise bestimmt, ebenso die Tag- und Nachtgleichen. Die Tatsache, dass noch unsere höchsten Feste in der Nähe dieser Ereignisse liegen, deutet darauf hin, dass es nicht nur um profane Hinweise für Bauern ging.
Auch den Bewegungen des Mondes wurde Wichtigkeit beigemessen. Die Beobachtungen machten es erforderlich, die Orte der Auf- und Untergänge über viele Jahre festzuhalten. Eine schwierige Aufgabe für Menschen, die noch keine Schrift kannten. Steinritzungen werden als Symbole für Mondläufe gedeutet. Natürlich hatte jeder Ort seine eigene Zeit. Atomuhren wurden erst in Zeiten der wirtschaftlichen Globalisierung erforderlich.
Ein Link auf die Archäoastrologie im letzten Abschnitt.
Malta
Die als Tempel bezeichneten Megalithbauten auf Malta sind einzigartig in ihrer Größe und ihrer Gestaltung, der Kleeblattform.
Die älteste dieser Tempelanlagen ist das Doppelheiligtum Gigantija. Sie trägt ihren Namen zu Recht: Ihre einzelnen Kammern sind bis zu zehn Meter lang und fast genauso breit. Sie waren mit einer Balkendecke überdacht, wie ein kleines Tempelmodell vermuten lässt, das in einem der Tempel Maltas gefunden wurde.
Auch über das Alter der Bauten auf Malta herrschen unterschiedliche Ansichten, bei der Gi-gantija geht man von einem Baubeginn vor 5.500 Jahren aus. Hinweise auf das Alter geben Keramikreste. Detaillierte Informationen über die Tempel auf der Website svenwaghals, siehe wiederum Linkliste im letzten Abschnitt.
Religionen
Die Funde zahlreicher weiblicher Skulpturen in den Tempeln auf Malta geben Hinweise auf die Verehrung einer Muttergöttin. Auch in der Bretagne wurden weibliche Formen in Stein geritzt. Schalen und Näpfchen dienten der Aufnahme von Opfergaben.
Für die frühen Ackerbauern war die Fruchtbarkeit ihrer Sippe, ihrer Äcker und Haustiere von größter Bedeutung. Um sie durch die Hilfe von Göttinnen oder Ahnen zu erlangen, war keine Anstrengung zu groß. So baute man ihnen Tempel und Grabstätten.
Sagen und Legenden, die sich an die Steine heften, deuten auf Fruchtbarkeitsriten hin: tanzende junge Frauen, Hochzeitsgesellschaften, die zu Steinen werden. Das Online-Märchenlexikon enthält den Beitrag "Märchen und Megalithreligion". (Siehe letzter Abschnitt) Zum Thema Religionen auch die beiden unten genannten Bücher.
Dolmen, Menhire
Die bekanntesten Megalithbauten sind die Dolmen, keltisch: Tisch. Sie bestehen aus mehreren aufgerichteten Felsblöcken, die von Decksteinen überdacht sind. Sie sind oder waren begehbar, was Spekulationen über ihren Sinn oder Zweck zulässt: Sind es nur Gräber oder auch Kultstätten zur Verehrung der Ahnen?
Daneben findet man Menhire, keltisch: aufgerichteter Stein. Der größte Menhir der Bretagne, der Feenstein, war 20 Meter hoch und im unteren Teil vier Meter breit.
Im nordeuropäischen Raum finden wir überlange Dolmen, die von noch längeren Steinreihen eingerahmt werden, den sogenannten Hünenbetten. Sie sind in einigen Fällen mehr als 100 Meter lang. Die Ästhetik der Megalithen wird auf den Fotos der Website ur-bild sichtbar.
Ausbreitung
In England und in der Bretagne finden wir die imponierendsten Bauten der Megalithkultur, aber auch an den Ufern der Ost- und Nordsee, des Atlantik und des Mittelmeers; besonders in Palästina sind zahlreiche Megalithbauten erhalten. Es gab Ballungszentren, vergleichbar unseren Heutigen.
Sogar im Süden Ägyptens, westlich des Nassersees, wurde am Rand eines ausgetrockneten Sees ein Steinkreis gefunden, der nach astronomischen Gesichtspunkten angeordnet wurde. So berichtet Wissenschaft-Online. Eine Besonderheit des Ortes in der Nähe zum Wendekreis des Krebses ist die, dass die Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende sechs Wochen lang im Zenit steht. Diese Zeitspanne wurde mit Hilfe von fünf Reihen von Menhiren dokumentiert, vor 6000 Jahren.
Asien
Im Bereich der Hafenstadt Malakka (heute Melaka), an einer der befahrendsten Wasserstraßen der Welt finden sich auf einer Fläche von vielen Quadratkilometern Megalithbauten. Vielleicht fand die Verbreitung der Megalithkultur auch über Seewege statt?
In Chinas Nordprovinz Shanxi wurde bei Taosi vor kurzem eine Megalithanlage von drei großen Kreisen entdeckt, die ähnlich den Anlagen in Europa der Beobachtung der jahreszeitlichen Sonnenstände diente. Die Ausgräber sind sich sicher, dass die Anlage auch für kultische Zwecke erbaut wurde.
In Japan und vor allem in Korea gibt es zahlreiche Fundstellen. Seit 2000 sind die Dolmenstätten von Gochang, Hwasun und Ganghwa in Südkorea als Weltkulturerbe anerkannt.
Links
Einstieg ins Thema:
www.wisoveg.de/wingarden2/atlantis/atlantis02.html
Allgemeine Annäherung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Megalithkultur
Archäoastronomie:
www.astro.ruhr-uni-bochum.de/huette/himmel/k2-col.pdf
(leider lange Ladezeiten ohne DSL)
Versuch einer Erklärung zur Religion:
www.maerchenlexikon.de/archiv/archiv/huth02.htm
Schöne Fotos:
www.ur-bild.de
Malta:
www.svenwaghals.de/fotos/malta
Fundstätten in Afrika:
www.wissenschaft-online.de/abo/ticker/340680
Weltkulturerbe Korea:
www.worldheritagesite.org/sites/dolmen.html
Bücher zum Thema Religionen der Vorzeit:
Die Megalith-Kulturen - Zeugnisse einer verschollenen Urreligion, Sibylle von Reden, Du-MontBuchverlag Köln, 1978.
Die Sprache der Göttin, Marija Gimbutas, Zweitausendeins, 1995