Ausdrucken

 

Liane Rohn

E-Mail: liane.christa@t-online.de

 

Was ist die Zeit - aus der Sicht biografischer eitsprünge

Meine eigene Biografie hatte ich niedergeschrieben. Nach Redigieren und immer wieder Nachlesen des viele Jahrzehnte umfassenden Textes, blieb es nicht aus, über die Zeit an sich, Lebenszeit, vergangene, gegenwärtige und zukünftige Zeit zu philosophieren.

Wer zurück blickt, hat scheinbar schon verloren, als sei es Zeitverschwendung.

Was vergangen ist, Erlebnisse und all die Fehler, die entstanden, Erfolge gefeiert und genossen, haben Haltung, Geist und Seele geprägt, doch wie sagt Meister Eckard: die wichtigste Stunde ist die Gegenwart.

Nachlese, Aufrechnung, Vergleiche, Bedauern, sich die Haare raufen ob vermeintlich verpasster Chancen, all das bringt Ablenkung vom nahe Liegenden und Kraftverlust an künftigen Vorhaben, die im Heute den Samen für die Saat von Morgen bereiten, und die Ernte in der Zukunft sichern.

Und wenn der Mensch seine Mitte gefunden hat, dann aus der Summe aller gelebten Hochs und Tiefs, aus Siegen und Niederlagen, aus Verletzungen und Genesung, Trauer, Freude, Glück - lebt in Einklang von Güte und dem Glauben an die Instanz, die Gott heißt.

Vieles erscheint äußerst theoretisch, da der Mensch vom Intellekt her klarer denkt als handelt. Es ist die Diskrepanz zwischen geistiger Reife und realem Handeln. Nur Menschen verfügen über diese "Disharmonie". Tiere und Pflanzen leben geordnet, systematisch - instinktiv.

Manchmal wünscht man sich, ein Baum, eine Blume, ein Eichhörnchen oder ein Füchslein zu sein.

Hoffnungen, Wünsche, auch Träume - Tagträume, nicht diejenigen, die unsere Sinne nach Innen als fantastische Wirklichkeit unkontrollierbar Erlebtem im Unterbewusstsein verarbeiten, fordern und fördern Initiativen zum Handeln, dem das Denken voraus geht, das rational und routiniert geschieht - oder voller Fantasie und Illusionen.

Nun könnte eingewendet werden, dass Kulturen, nationales Bewusstsein, Biografien sich aus der Geschichte des Einzelnen und der Gesellschaft entwickeln, die Vergangenheit also doch kein Faktor für Zeitverschwendung oder Verlust ist. Logischerweise stimmt das. Nicht infrage gestellt wird die Folgerichtigkeit von Zeitläufen, sondern das Beharren und Verklären vergangener Abläufe und Entwicklungen. Nicht das, was war ist entscheidend, sondern was sich im Heute daraus entwickelt und bewährt, um es in den Morgen zu transportieren, spätestens dann wiederum als Vergangenheit apostrophiert und bewertet wird.
Wie der Blutkreislauf des menschlichen Körpers eben diesen am Leben hält - mit der Einschränkung der Endlichkeit - so bewegen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Rhythmus der Zeit - aber endlos.

Hinweis:
Unter "Lernprojekte extra" findet man einige autobiographische Texte.