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LernCafe 34 vom 1. Juni 2006: "Alter(n), eine Herausforderung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Die Leihgroßeltern

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Beatrix Fiechtner-Heitz
E-Mail: beafiehei@web.de

Die Idee
Die Idee der geliehenen Großeltern hat in manchen Ländern schon eine lange Tradition. In Deutschland gibt es sie seit etwa 20 Jahren.Zwar leben die älteren Menschen heutzutage länger, aber nur noch in Ausnahmefällen innerhalb einer Großfamilie. Die steigende berufsbedingte Mobilität hat oft zur Folge, dass viele Kinder ohne Oma und Opa aufwachsen. Aber besonders für junge Familien und für Alleinerziehende, sind Leihomas/-opas ein Gewinn für beide Seiten.
Diese Art der Kinderbetreuung ist eine sehr familiennahe Aufsichtform, die vor allem zwischen den Generationen vermittelt. Die Eltern werden entlastet und ältere Menschen können so den Kontakt zur Jugend aufrechterhalten, ihre Erfahrungen weitergeben und bleiben körperlich und geistig fit.

Die Aufgaben
Leihgroßeltern sind keine Babysitter. Sie sollten auch nicht als Putzfrau/-mann missbraucht werden. Sie teilen sich mit den Eltern zu bestimmen, festgelegten Zeiten die Verantwortung für eines oder mehrerer Kinder. Oder sie springen ein, wenn ein Elternteil oder das Kind krank ist. Sie spielen mit den Kindern, holen sie von der Schule ab, helfen bei Hausaufgaben und sind einfach für sie da.Die Motivation der Senioren, sich fremde Kinder anzunehmen, spielt vor allem eine große Rolle und die Beziehung zwischen den Leihgroßeltern und den Kindern sollte längerfristig sein, ohne dass eine Konkurrenz zu den leiblichen Großeltern entsteht.

Voraussetzungen
Die Familienmitglieder sollten Rahmenbedingungen mit den Leihgroßeltern vereinbaren. Wie soll die Betreuung aussehen? Wann und wie viel Zeit sollen die Leihomas/-opas mit den Kindern verbringen?
Bei vielen organisierten Vermittlungen werden Fragebögen ausgefüllt, um abzuklären ob die Wünsche und Vorstellungen beider Seiten auch zueinander passen. Die Freude am Umgang mit Kindern, aber auch Geduld und Zuverlässigkeit sind sehr wichtig. Da Vertrauen und Sympathie auch oberste Priorität haben, müssen vor allem die Kinder mit den neuen Großeltern einverstanden sein.

Wie?
In vielen Großstädten gibt es Organisationen wie Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt, die die Vermittlerrolle übernehmen. Kindergärten, Mütterzentren oder ein Seniorenbüro sind ebenfalls oft genutzte Anlaufstellen. Sehr viele Eltern und Leihgroßeltern finden sich auch über private Initiativen (Anzeigen, Bekannte). Leider gibt es fast nur Leihomas und obwohl viele Familien sich einen Leihopa wünschen, sind bis jetzt wenige Großväter bereit diese Aufgabe zu übernehmen.
Leihgroßeltern sind überwiegend ehrenamtlich tätig. Manche Projektgruppen bekommen für die Vermittlung eine geringe Gebühr und das Fahrgeld wird in der Regel erstattet.

Wo?
Die Internetseite der Leihomas/-opas, die vom Förderverein Patenschaften-Aktiv e.V. in München initiiert wurde, hat sich diesem Thema besonders intensiv angenommen und steht den Senioren und den Eltern hilfreich zur Seite.Auf unterhaltsame Weise werden die Erwartungen und Vorstellungen der Eltern und Leihgroßeltern dargestellt. Motto dieser Website ist: der Umgang mit Kindern macht jung und zuversichtlich. Die Senioren erfahren, dass sie gebraucht werden und oft gewinnen sie eine Familie dazu. Die vermittelten Verbindungen sollen ja erfolgreich und von Dauer sein und später für beide Seiten in guter Erinnerung bleiben.

Empfehlenswert
Berichte dieser Website wie "Wir über uns" oder "Leihomas und Eltern berichten" geben die Möglichkeit, sich selbst einzubringen und interessante sowie lustige Vorkommnisse zu erzählen.
Wichtig ist auch, dass Kontaktstellen zu den Lokalorganisationen mittels einer Datenbank gesucht werden können.
Wer immer sich für dieses Thema interessiert, findet hier Lesenswertes und vor allem gute Anregungen um sich den Zugang zur Jugend zu bewahren.

Die Zukunft
Es bleibt zu hoffen, dass die Idee der Leihomas/-opas weiterhin Früchte trägt und viel mehr Senioren sich bereit erklären, einen Teil ihrer Zeit in diese sinnvolle und dankbare Aufgabe einzubringen.
Für viele ältere Menschen, die sich als Leihoma/-opa einbringen, hat das Leben nach Rentenbeginn wieder einen Sinn bekommen und die anwachsende Ressource gut ausgebildeter Arbeitskräfte, unsere Rentner, ist prädestiniert für diese Aufgaben. Die neue "Großfamilie" könnte zum Brückenschlag für Alt und Jung werden und zu einer neuen Verständigung zwischen den Generationen beitragen. Auch die Vereinbarkeit "Familie und Beruf" sollte unter diesem Aspekt gesehen werden und jungen Leuten wieder Mut zu mehr Kindern machen.

Links
Netzwerk von Kinder und Jungendpatenschaften sowie Liste lokaler Projekte
Internet: www.encymo.org
www.leihomas-leihopas.de/7303.html
Unter diesem Link ist der Gedanke der Leihgroßeltern sehr gut dargestellt.
www.seni-online.de/high/Service/leiholdies.htm
Hier kann ein Leihoma/-opa-Anmeldeformular herunter geladen werden.
Eine Oma zum Ausleihen, Artikel von Antonia Loick
Erschienen in der WAMS am 23.10.2005