AusdruckenLernCafe 34 vom 1. Juni 2006: "Alter(n), eine Herausforderung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.deWhat a feeling!
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Manfred Mätzke
E-Mail: dmmaetzke@t-online.de
Menschen bewegen
Vor einiger Zeit bin ich beim "Zappen" am Fernsehsender 3sat hängen geblieben. Unter dem Titel "What a feeling" lief in der Sendung Kulturzeit ein Bericht über ein Tanzprojekt mit vier Tänzerinnen und Tänzern. Das allein war es nicht, was mich aufmerksam machte. Es waren die beteiligten Menschen: Allesamt bereits seit einigen Jahren im Ruhestand. Und es war ein Satz der verantwortlichen Choreographin: "Was ist mit der Energie und Persönlichkeit, wenn man nicht mehr tanzt?" Ich bin selbst im Ruhestand, 62 Jahre, und interessiere mich sehr für Projekte, die ehemals berufstätige Menschen wach und aktiv halten, sie bewegen. So blieb ich fasziniert bei dem kurzen Bericht, der von der Arbeit an dem Vorhaben erzählte, vom Inhalt des Tanzes, von den Menschen und ihrer Gestimmtheit.
"What a feeling"
Ein Stück mit Tänzern über 60 macht Furore." So lautete der Titel der Reportage. In der Anmoderation hieß es, wer will heute eigentlich noch alt sein? Zu Zeiten der Rede von der Überalterung der Gesellschaft, von der Übertragung der Lasten der Alten auf die Jungen, vom Supergau der Sozial- und Sicherungsgesetze. Und weiter: Ab welchem Alter ist man überhaupt alt? Warum schaffen wir es nicht, das Schöne im Alter zu sehen! Die Poetik!
Doch worüber reden wir häufig, wenn wir über das Alter reden? Über Krankheit, Unfähigkeit, Ruhestand. Vier Tänzer zwischen 63 und 78 Jahren stellen sich dem entgegen. Horst Dittmann, Ursula Cain, Christa Franze und Siegfried Prölß. Mit ihrem einzigartigen Projekt zeigen sie: Tanzen als Ausdruck von Anmut, Schönheit und Würde ist nicht an ein bestimmtes Lebensalter gebunden.
"ZEIT - tanzen seit 1927"
Die 40-jährige Choreographin Heike Hennig gewann die vier Tänzer, - ehemalige Mitglieder des Ballett-Ensembles der Oper Leipzig - für ihr Stück "Zeit - tanzen seit 1927" Darunter die vor 50 Jahren gefeierte Primaballerina Ursula Cain. Alle sagen: es ist ein großer Gewinn, dies noch einmal gewagt zu haben. Natürlich war es nicht einfach, Tänzer zu finden, die bereit waren, sich auf dieses Projekt einzulassen. Heike Hennig hat viele ältere Tänzer gefragt. Die meisten sagten ab - aus Angst, sich lächerlich zu machen. Wer will schon alternde Körper sehen, mein Hüftgelenk macht mir zu schaffen, ich bin doch nicht mehr so schön wie früher - so deren Argumente. "So ein Plus, noch mal tanzen zu können", sagt Ursula Cain. Wenn die Proben vorbei sind, "schleichen" die vier nach Hause, aber "wenn wir arbeiten, da geht´s uns gut", freut sich Ursula Cain.
Getanzte Erfahrung
In "Zeit - tanzen seit 1927" geht es um die individuellen Lebenserfahrungen der vier Tänzer. Wie sie zum Tanz kamen, wie ihr Leben nach der Tanzkarriere weiter ging und wie ihr Leben heute aussieht. Aus diesen Erfahrungen erarbeitete Heike Hennig das Stück mit den Tänzern. Es geht nicht um Schnelligkeit, nicht um Perfektion, und es muss auch nicht jeder Körperteil perfekt funktionieren. Hier soll nichts Vergangenes aufgewärmt werden, sagt Tänzer Horst Dittmann (63), sondern man will etwas Neues beginnen. Und das sei auf ganz spielerische Weise wieder gekommen. Am Ende gab es begeisterten Beifall "für vier Tänzer, von denen man dachte, dass sie eigentlich nur Tänzer sind."
Links
www.3sat.de/3sat.php?/kulturzeit/tips/90143/index.html
www.mdr.de/artour/2592289.html
Natürlich muss man zum Tanzen früher nicht beim Ballet gewesen sein:
www.seniorentanz.de