Ausdrucken

LernCafe 34 vom 1. Juni 2006: "Alter(n), eine Herausforderung"
Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
http://www.lerncafe.de

Potenziale des Alters

(Druckversion)


Ellen Salverius-Krökel
E-Mail: ellen.salverius-kroekel@uni-ulm.de

Wie die Kirche es sieht
Alle reden über den demographischen Wandel, alle in Politik und Gesellschaft wollen, dass dies ausreichend beachtet wird. Aber was passiert? Am ehesten geschieht dort etwas, und das zeigt auch diese LernCafe-Ausgabe, wo die Älteren sich selber engagieren. Und der Möglichkeiten gibt es viele. Eine ist bei der Evangelischen Kirche zu finden. Selbstverständlich, wird mancher sagen, dass ist ja eine der Aufgaben der Kirchen. Dass dies aber auch noch ganz anders, unerwarteter aussehen kann, beweist die Evangelische Kirche, und hier die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EafA).

Chancen
"Die Stellung und das Bild älterer Menschen in unserer Gesellschaft ist von Ungleichzeitigkeit und Widersprüchen gekennzeichnet. So beschäftigen nur 60% der Betriebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die älter als 50 Jahre sind. Gleichzeitig wird die "Produktivität des Alters" entdeckt und ein größerer gesellschaftlicher Beitrag der Älteren eingefordert." So sagt auch die EKD auf den Webseiten der EAfA. Sie sagt aber auch, dass viele ältere Menschen nach Aktivitätsfeldern suchen, in denen sie ihre Kompetenzen und Erfahrungen einbringen können. Und dies, so hat die Kirche richtig erkannt, ist eine große Chance für die Kirche - und für die älteren Menschen. Dennoch fehlen auch hier noch die Strukturen und Gestaltungsfreiräume, um die unverzichtbaren Potenziale der Älteren zu integrieren. Dies gilt es zu ändern.

Symposion
Was also steckt hinter diesen Einsichten, was sind ihre Konsequenzen daraus für die Evangelische Kirche? Welche Aufgaben ergeben sich daraus für sie? Aufhänger dieses Artikels war eigentlich die Ankündigung eines Symposions für den 7. Juni in Hannover mit dem Titel "Platz für Potenziale? Partizipation im Alter zwischen alten Strukturen und neuen Erfordernissen." Bei den weiteren Recherchen ergab sich dann, dass diese Veranstaltung schon die zweite zum Thema ist. Im ersten Symposion wurde über die "unverzichtbaren Potenziale des Alters" diskutiert. Nun geht es darum auszuloten, welchen Platz diese Potenziale in der Kirche haben und wie sich Gestaltungsspielräume und neue Beteiligungsformen entwickeln können. Ein spannendes Thema erscheint hier. Nicht nur für die "alten" Kirchgänger".

EAfA
Ausrichter des Symposions ist die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA). Die EAfA ist die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit, ein Zusammenschluss von achtzehn Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und von bundesweit in der offenen Altenarbeit tätigen Werken und Verbänden. Sie wurde 1992 gegründet. Ihre Aufgabe ist es, bei der kontinuierlichen Neuorientierung evangelischer Altenarbeit gestaltend mitzuwirken. "Wenn alles im Umbruch ist, bleibt auch im Alter nicht alles "beim Alten"." So die EAfA.

Verantwortung
"Verantwortung kennt keinen Ruhestand", auf diesen Aspekt fokussierte Monika Bauer, die Vorsitzende der EAfA, ihren Vortrag zu den Potentialen des Alters. Auch die Bibel kenne keine Entpflichtung im Alter - alle Menschen seien verpflichtet, die Erde zu bebauen und zu bewahren. Ein neuer Blick auf das Alter sei erforderlich, die altbekannten Leitbilder Aktivität und selbstbestimmte Freiheit seien nicht ausreichend. Strukturelle Neuorganisationen in Kirche und Gesellschaft müssten der Verantwortung und den Potentialen des Alters Raum geben. Die Potentiale des Alters seien keine Privatangelegenheit, sondern Chance und Aufgabe für die Öffentlichkeit.

Alter hat Zukunft
Weiter heißt es dort in den Zielen der EAfA: "Demografische Veränderungen durch gestiegene Lebenserwartung und niedrige Geburtenraten, der Wandel in der Arbeitswelt mit häufig frühem "Ruhestand" oder veränderte Familienstrukturen haben "Alt-sein" in unserer Gesellschaft zu einer Lebensphase mit neuen Möglichkeiten und neuen Begrenzungen gemacht." Kirchliche Altenarbeit will alle möglichen Phasen und Umstände des Alters aufgreifen und aus dem christlichen Glauben heraus Antworten geben auf die existentiellen Fragen nach Lebensdeutung und Lebenssinn. Und sie sieht eben hier auch eine Chance und Aufgabe für die alten Menschen, die Kirchen und die Gesellschaft. Was fehlt ist noch der neue Blick auf das Alter.

Potentiale?
Die altbekannten Leitbilder Aktivität und selbstbestimmte Freiheit seien, so Monika Bauer, nicht ausreichend. Strukturelle Neuorganisationen in Kirche und Gesellschaft müssten der Verantwortung und den Potentialen des Alters Raum geben. Keine Gesellschaft kann auf Dauer ohne Schaden auf die Potenziale und die Produktivität der Altersgeneration verzichten. Wie kann das gehen? Im Juni wird versucht erneut eine Antwort darauf zu geben. Das erste Symposion vom März 2004 scheint auch wohl dies zum Ergebnis gehabt zu haben. Wer mehr darüber wissen will, der sei auf untenstehende Broschüre verwiesen.

Partizipation
Ein Ziel der Evangelischen Kirche, im Allgemeinen wie im Besonderen hier auf dem in Kürze stattfindenden Symposion, ist aufzuzeigen, wie Partizipation und Potenziale der Älteren im Rahmen der Kirche aussehen können. So gehört das "Priestertum aller Glaubenden" seit der Reformationszeit zum theologischen Grundverständnis. Und das gilt auch für die neue Altersgeneration, die mehr denn je bereit ist sich zu engagieren. Dieses Engagement soll aber nicht bei Beteiligung stehen bleiben, sondern soll Partizipation auf Augenhöhe sein. Also auch Verantwortung und Selbstgestaltung. Fokus des Symposions daher: Was bedeutet der Alterswandel für Partizipation in der Kirche? Wo können die Potenziale der "neuen Alten" in der Evangelischen Kirche ihren Platz finden? Wie können neue Verantwortungsrollen entstehen? Sind Lebensaltersgrenzen für freiwilliges Engagement noch zeitgemäß?

Ausblick
Auch die Kirchen, so will dieser Artikel zeigen, haben schon seit längerem die Zeichen der Zeit gelesen und in ihrer Arbeit umgesetzt. Für manchen älteren Menschen mag dies neu sein, hat doch auch hier ein Generationenwechsel eingesetzt - es gehen auch nicht mehr so viel ältere Menschen in die Kirche. Blickt man des weiteren auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die auch eine Suche nach spirituellen Erfahrungen verzeichnen, so haben die Kirchen hier sicherlich eine gute Möglichkeit Menschen Raum und Aufgaben für eine sinnvolle Gestaltung der nachberuflichen Lebensphase zu bieten. Antworten auf Fragen zu Lebenssinn und Lebensdeutung hat Konjunktur - übrigens bei Alt und Jung.

Links
Mehr zur Evangelischen Kirche
www.ekd.de/index.html
Mehr zu Senioren und Altenarbeit in der EKD
www.ekd.de/senioren/senioren.html
Zur Broschüre findet man die erforderlichen Angaben hier
www.ekd.de/senioren/altenarbeit_materialien.html
Ein Bericht zum ersten Symposion
www.ekd.de/senioren/pm_44_2004_alterspotentiale.html