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SeniorInnen als Reiseveranstalter
(Druckversion)
Margit Huber M.A.
E-Mail: Margit.E.Huber@t-online.de
Das Projekt
"Senioren organisieren Busreisen für Senioren" ("SOBS"): Senioren-Selbsthilfeprojekte wie SOBS vom Alten- und Service-Zentrum Allach-Untermenzing sind nachahmenswert und verdienen Beachtung. Mit der Abkürzung SOBS verbinden die Kenner dieser Initiative gut durchdachte, abwechslungsreiche Busreisen, gesellige Höhepunkte im Alltagseinerlei.
Hintergründe
Entstanden ist das Selbsthilfeprojekt als Reaktion auf eine städtische Sparmaßnahme, die Abschaffung der monatlichen Seniorenfahrten. Diese Einrichtung war zwar sehr beliebt, wurde aber leider als zu teuer eingestuft. Ein Team von vier engagierten Seniorinnen zwischen 50 und 75 Jahren ergriff daraufhin die Initiative und begann, zurückgreifend auf eigene Kenntnisse und Erfahrungen als Mitreisende, beraten und unterstützt vom Team des Alten- und Servicezentrums, selbst einen Besichtigungsausflug für Senioren zu planen. Seit der Jungfernfahrt nach Bad Wörishofen im Herbst 1995 gibt es jedes Vierteljahr eine organisierte Busreise, die bis zu 50 Seniorinnen und Senioren einen anregend gestalteten Tagesausflug mit Erläuterungen zu Kunst, Kultur und Natur des Reiseziels ermöglicht.
Voraussetzungen
Was ein Team mitbringen muss, um erfolgreiche Ausflugsfahrten zu verwirklichen, lässt Elfriede Mayr, eine der Verantwortlichen ganz nebenbei ins Gespräch einfließen: Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse von älteren Menschen, im Lauf des eigenen Lebens gewachsene Erfahrungen im Umgang mit Anbietern und Unternehmen, Organisations-, Planungs- und Verhandlungstalent, selbsterworbenes Wissen über Natur und Kultur, die Liebe zu Land und Leuten, nicht zuletzt auch Kontaktfreudigkeit Kompromissbereitschaft und Lernfähigkeit. Eine spezielle Fortbildung habe sie nicht gebraucht, um individuell auf die Zielgruppe ausgerichtete Stadt- oder Naturführungen vorzubereiten; das Interesse an Büchern, ihr Vorwissen und ihre Erfahrung mit Seniorenfahrten haben ausgereicht, um innerhalb der vergangenen sechs Jahre einen treuen Stammkundenkreis zu gewinnen.
Arbeitsteilung
Das Vierer-Team teilt sich je nach Neigung und Können die Aufgaben, sinnvoll geordnet in vier Bereiche: Finanzielles, Organisatorisches, Planung und Durchführung. Die Öffentlichkeitsarbeit (Programm und Werbung), unterstützende Beratung und Schirmherrschaft übernimmt das Alten- und Service-Zentrum des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.
Planung / Organisation
Jeder Busfahrt geht ein langer, sorgfältiger Planungsprozess voraus: Das Team einigt sich auf ein bestimmtes Reisevorhaben, das für die Zielgruppe attraktiv erscheint. Elfriede Mayr unternimmt eine Erkundungsfahrt, um die Gegebenheiten vor Ort nach ihren besonderen Möglichkeiten für die Programmgestaltung zu prüfen und Ansprechpartner zu kontaktieren. Beispielsweise vereinbarte sie in Weyarn eine Kirchenführung, bei der die Seniorenreisenden vom Pfarrer höchstpersönlich die Werke von Ignaz Günther erklärt bekamen. Auch die Gaststätten, das Mittagessen und der Nachmittagskaffee werden mit Rücksicht auf die Bedürfnisse älterer Menschen gewählt und bestellt und möglichst preisgünstig ausgehandelt.
Verwirklichung
Sehr viel Wert legt das Vorbereitungsteam auch auf thematisch an die Jahreszeit angepasste Reisevorhaben. So gab es in der Osterzeit eine Fahrt in den fränkischen Jura, um die mit bunten Eiern kunstvoll geschmückten Dorfbrunnen zu besichtigen; in der Adventszeit stehen Christkindlmarkt- und Konzertbesuche auf dem Programm.
Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, vertrauen die Seniorinnen seit Jahren auf ein und dasselbe zuverlässige Busunternehmen: Der kundige Fahrer hat schon manche Situation gerettet, indem er beispielsweise bei einem überraschenden Gewitterschauer eine Alternative zum Schönwetterplan aus seinem Adressbuch zauberte, die von der Reisegesellschaft dankbar angenommen wurde.
Ergebnis
Dank der Treue des Stammpublikums ist es kein großes Problem, die Busse rentabel zu füllen. Allerdings muss auf gewisse Risikozeiten geachtet werden: Der Herbst ist die Lieblingsurlaubssaison für viele Rentner, in der mit vielen Stammkunden nicht zu rechnen ist. Aus diesem Grund musste sogar einmal eine Fahrt abgesagt werden, die einzige seit Bestehen des Projekts. Die Verhandlungen mit den Kooperationspartnern gestaltet sich nicht immer einfach, wenn man wie Elfriede Mayr, zäh die Interessen der eigenen Kundschaft verficht. Umso dankbarer ist sie, wenn alle Reisenden zufrieden auf die gelungene Fahrt zurückblicken oder sich voller Vorfreude schon zur nächsten anmelden: "Rund um den Wilden Kaiser" geht es am 19. Juli, zu traumhaften Fahrtkosten à DM 24,-- , bei hoffentlich ebenso traumhaftem Sonnenschein!
Kontakt
Alten- und Service-Zentrum Allach-Untermenzing
Manzostr. 105
80997 München
Magda Stangl
Elfriede Mayr
Tel./Fax: 089/144638