Tagesausflug nach Wangen im Allgäu
am 27. August 2008


Liane Rohn, Fotos Hannelore Fancelli
Gerade überschaubare Orte mit interessanter und abwechslungsreicher Geschichte ziehen Besucher an.

Räumlich konzentrierte Kleinodien einer landschaftlich anheimelnden Umgebung weckten das Interesse, die ehemals Freie Reichsstadt Wangen im Allgäu
kennen zu lernen.

All das war ausschlaggebend, eine Tagesexkursion der Mitglieder des SENET und Gäste, gut vorbereitet von Walter Scherer, in diese Stadt zu unternehmen.

Bereits die Geste, am Bahnhof von Herrn Steinhauser empfangen zu werden, versprach, von einem sehr persönlichen und professionellen Ortskundigen geführt zu werden.
Bis in die kleinsten Details der Stadtgeschichte, wichtigen Personen, das religiöse Leben, Gemarkungen und geschichtlichen Veränderungen, wurde uns in wohltemperierter Kompetenz Wissenswertes vermittelt.

Beginn der Stadtführung und Turm der Evangelische Stadtpfarrkirche

Vorbei an der 1893 eingeweihten evangelischen Stadtkirche ging es zum Weberzunftviertel mit Resten der Stadtmauer zur Eselmühle, die eine ganze Museumslandschaft beherbergt.

Räume im Museum Eselmühle
Die historische Badstube mit allen in frühester Vorgeschichte gebotenen Badhauseinrichtungen und Verwendungen wurde uns auf recht humorvolle aber auch mit Blick auf die Moderne nachdenkliche Weise nahe gebracht. Badstube
Badstube im Museum Eselmühle
Zur “Badkultur” zählten auch Haar- und Bartschneiden, der Aderlass, sprich Schröpfen. Ein Bader war also fast ein Medicus!
Nach einer Mittagspause im Gasthaus Zum Lamm wurde gegen 14 Uhr die Stadtführung fortgesetzt.
Über den Saumarkt mit Messing-Skulpturen ging es zum Postplatz, über den bereits die Postlinie von Thurn und Taxis verkehrte. Vom Getreidemarkt führte der Weg zum Stadt- bzw. Ratsturm mit dem Passionsbild Jesu und Pilatus
Entlang dem Argenufer, Wangens Fluß am äußeren Stadtgebiet, gelangten wir zum Badstubengäßle, vorbei am Gerberhaus. Der erste von zahlreichen Brunnen war der Badstubenbrunnen, einer von acht noch existierenden gusseisernen Brunnen und vom Pulverturm, früher Färberturm genannt.
Badstubenbrunnen und Pulverturm („Färberturm“)
Nicht nur die Skulptur Eichendorffs und der Hinweis auf seinen “Taugenichts”, jene zerrissene Romanfigur, war beeindruckend, sondern die Ausführungen über den heimatvertriebenen Schriftsteller W. Köhler, die in seiner Heimatstadt Neisse zerstörte Eichendorff Gedenkstätte wieder in Wangen aufgebaut zu haben. (Foto fehlt)
Vorbei am Geburtshaus des Kunstmalers Franz Joseph Spiegler, erfuhren wir am Eselbrunnen eine Geschichte aus Aisopos Fabeln (keine Prämissen!), die ich am Ende des Berichtes nach meiner eigenen Recherche wiedergebe.
Details des Eselbrunnens
In der Schmiedgasse wurden wir an einer Häuserwand auf die Malerei aufmerksam gemacht, die die Durchfahrt einer vielspännigen Pferdekutsche mit Marie-Luise darstellt, nachdem sie Napoleon verlassen hatte und auf der Rückreise nach Wien war.
Malerei an einem Haus in der Schmiedgasse
Der Weg zur Herrenstraße, auch die Straße der Kaufleute genannt, führte am Ende zum Frauentor mit der Muttergottes.
           
Herrenstraße mit Frauentor, Detail des „Allgäuerbrunnens“ und Figur des „Wahrheitssuchers“
Von den Brunnen-Skulpturen sei besonders der mit den “verdruckten Allgäuern” zu erwähnen, wobei der Sinn der aufgeführten Sprüche besser erfasst wird, wenn sie laut und im Dialekt gelesen werden. Und der lebensgroß dargestellte “Wahrheitssucher” am Eingang der Bücherei, die im Kornhaus untergebracht ist, wirkt wie “ein Wink mit dem Zaunspfahl” für den Besucher, sein Wissen immer wieder zu ergänzen.
Unser Stadtrundgang wurde würdig mit dem Besuch des Rathauses beendet, von dem gerade ein Künstler eine Skizze entwarf. Die restaurierte Fassadenbemalung des barocken Baus weist im Inneren die verschiedenen Perioden der Romantik über Gotik bis Barock auf.
Vorderansicht des Rathauses      Detail aus dem Trauraum
Der Ratssaal, das Treppenhaus und der winzige Trauraum im Pfaffenturm beeindruckten uns zum Schluss ganz besonders.

An dieser Stelle verabschiedete sich Herr Steinhauser von unserer Gruppe, und Walter Scherer dankte in unser aller Namen für eine umfangreiche, besonders ansprechende Führung und Information zur Geschichte und Entwicklung Wangens, einem städtischen Kleinod im schönen Allgäu.

Mit Kaffee, Kuchen, Eis und kühlen Getränken in den zahlreichen Straßencafes eingenommen, ging die Exkursion zu Ende, und je nach Beförderungsmittel wurde die Heimfahrt wohlversorgt mit neuem oder aufgefrischtem Wissen angetreten. (Foto fehlt)

Die Fabel vom Esel und dem Salz . . . Ein mit Salz beladener Esel musste durch einen Fluss, fiel ins Wasser, blieb eine Weile behaglich liegen, fühlte beim Aufstehen sich von einer Last erleichtert, das Salz hatte sich im Wasser aufgelöst. Als er am nächsten Tag mit Schwämmen beladen war, wieder durch den Fluss musste, erinnerte er sich jenes Vorteils, fiel absichtlich nieder und sah sich - arg enttäuscht. Die Schwämme hatten das Wasser aufgesogen, die Last war riesengroß, so schwer, dass er erlag.

Merke: sei vorsichtig mit Mitteln, das eine dient nicht für jeden Fall.