Carola Stern "Doppelleben"

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Marlis Beutel
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Re: Carola Stern "Doppelleben"

Beitrag von Marlis Beutel »

Liebe Hildegard und liebe Erna,

es freut mich immer, Eure Kommentare zu lesen. Danke!
Carola Stern ist vermutlich in manches hineingeschlittert, denn wer konnte schon nach dem Krieg sein Leben planen? Das Leben, das die Menschen führen, hat stets einen engen Bezug zu den schicksalhaften Lebensumständen, zu der Zeit und dem Ort, in denen man lebt. Natürlich gibt es immer auch Helfer, also Menschen, die schon etwas erfahrener sind und einem beistehen.

Was Du über H. Mann und seine gedruckten Tagebücher schreibst, liebe Erna, ist so amüsant, dass ich herzlich lachen musste. Ob H. Mann später auch darüber lachte, als er sie las? Es ist schon erstaunlich, was überlebt oder wieder vergessen wird.

Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
Erna
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Re: Carola Stern "Doppelleben"

Beitrag von Erna »

Liebe Marlis,
ich glaube nicht, dass H. Mann über seine Tagebuchaufzeichnungen gelacht hat. Er hat sie ja im Bewußtsein geschrieben, dass die Nachwelt alles über ihn wird wissen wollen. Wenn ich nicht irre, sind sie auch erst kürzlich gedruckt worden. Er hat sogar seine Magenverstimmung angeführt.
Die letzten Seiten des Buches "Doppelleben" haben mir Carola Stern als Menschen wieder näher gebracht, vielleicht deswegen, weil ihre Biographie sich wieder dem Leben normaler Bürger annäherte.
Gruß
Erna
Marlis Beutel
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Re: Carola Stern "Doppelleben"

Beitrag von Marlis Beutel »

"Liebe gemeinsam lesende Leserinnen,
von Marlis Beutel wurde ich auf Eure Lesegemeinschaft aufmerksam gemacht,
einige kennen mich vielleicht noch vom Kurs Ulm, und grüße ganz herzlich von
der Ostseeküste.
„Doppelleben“ von Carola Stern ist das erste Buch, welches ich von dieser
Autorin lese. Nach den ersten Seiten kam mir der Gedanke: ein verrücktes
Huhn. Sie sprang von links nach rechts, nach vorn, nach hinten, fing vieles
an, brachte manches nicht zu Ende. Die von ihr beschriebenen Zeiten habe ich
miterlebt, wenn auch weniger in der Öffentlichkeit, und kann ihren
Zeitsprüngen deshalb ohne Probleme folgen.
Auf Seite 43 kam mir ein Gedanke, der nach meiner Ansicht nicht unberechtigt
ist, den ich aber gleich wieder verworfen habe. Sie schreibt: „Lehrer wurden
gebraucht, das wusste ich, denn im Winter 1945/46 waren alle, die der NSDAP
angehört hatten, sowie auch frühere Offiziere aus dem Schuldienst in der
Sowjetischen Besatzungszone entlassen und durch unzulänglich ausgebildete
Neulehrer ersetzt worden.“ Mein Gedanke: „Was wäre wohl passiert, wenn in
dieser Zeit in allen Besatzungszonen alle Richter, die sich mit dem
NS-Regime verbandelt hatten, entlassen worden wären?“ Ich denke manchmal die
Justiz in der heutigen BRD krankt manchmal noch daran, dass dies nicht
geschehen ist.
Ich selbst habe von September 1946 bis Juli 1949 eine Grundschule in
Sachsen-Anhalt von der 6. bis zur 8. Klasse besucht. An zwei Lehrer, sie
mögen damals Mitte fünfzig gewesen sein, erinnere ich mich sehr gut. Es
waren Lehrer, denen der Beruf gleichzeitig Berufung war. Ob sie der NSDAP
angehört hatten, weiß ich nicht.
Ansonsten Schreibt Frau Stern flüssig und leicht lesbar. Mir fällt noch ihre
Zusage an verschiedene Redaktionen ein, Reiseberichte aus den USA zu
schicken. Sie gibt ein solches Versprechen und versteht nur ganz wenig
englisch. Dazu sage ich nur: „Verrücktes Huhn.“
Einen angenehmen Leseabend wünscht
Winfried"

Liebe Mitleserinnen,
hier ist eine Stellungnahme von Winfried, der sich im Augenblick selbst noch nicht einloggen kann. Er hat aber unser gemeinsames Buch gelesen und mir diesen Text geschickt.
Viele Grüße von der Bergstraße, Marlis
Marlis Beutel
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