Exkursion zu vier Steinbrüchen im Nördlinger Ries am 31.Oktober 2006

Bei unserm letzten Treffen am 10.Oktober 2006 hatte uns Günther Schreiber schon auf diesen Ausflug in den geologischen Untergrund des Nördlinger Rieses vorbereitet. Er zeigte uns auf der Landkarte (s. Bild 1) die genaue Lage unserer ersten drei Ziele bei Holheim und hatte auch einige Fotos der ausgewählten Steinbrüche dabei.

So konnten wir nachher am 31. Oktober die vorher am Bildschirm gesehenen Bilder in der Wirklichkeit erleben. So z.B. im aufgelassenen Steinbruch Altenbürg bei Utzmemmingen, den wir als ersten aufsuchten, als man dort wie in einem geologischen Bilderbuch die Wirkung des Meteoriteneinschlags auf sich wirken lassen konnte (s. Bild 2).

Hier hatten sich Kalkschollen teilweise senkrecht aufgeschoben und konnten nur dadurch stehen bleiben, weil sich der Zwischenraum von oben mit Suevit, dem Schwabenstein aus kristallinem, z.T. geschmolzenem Grundbebirge (nach Hüttner und Schmidt-Kaler „glashaltige polymikte Kristallinbreccie“), gefüllt hatte. Weil Suevit eine gewisse Ähnlichkeit mit vulkanischem Tuff hat, wurde diese vertikale Suevitfüllung früher als Vulkanschlot angesehen.

Interessant neben dem Suevit mit seinen kleinen und größeren glasartigen, eingebackenen „Flädle“ (s. Bild 3) sind aber auch die verschiedenen Formationen der anstehenden Kalkgesteine, links vom hellen Suevit (s. Bild 2) dunkler, zerrütteter Kalkstein („allochtoner, teilweise breccierter Schwammkalk“) und rechts vom Suevit (s. Bild 4) geschichteter Kalkstein („allochtone gebankte Malm-Gamma-Kalksteine“).

Da Günther sich von der Wirtin des nahe gelegenen Gasthauses „Alte Bürg“ den Schlüssel für die Schranke am Steinbruch geholt hatte, konnten wir die Gesteinsformationen recht gut von Nahen sehen. Außerdem hatten die Ziegen, die im eingezäunten Steinbruchgelände normalerweise weiden, die Büsche fein säuberlich weggefressen, die ansonsten den Blick versperrt hätten.

Übrigens ist der Steinbruch „Altenbürg“ seit langer Zeit nicht mehr in Betrieb, weil aller dazu geeigneter Suevit zum Bau der Georgskirche in Nördlingen und auch für andere Bauten im Ries abgebaut worden war. Am Zufahrtsweg zum Steinbruch kann man noch einige Suevitquader zur früheren Straßenbefestigung sehen (s. Bild 5). Der restliche verwitterte Suevit hat eine zu geringe Festigkeit und konnte nur noch als „Trass“, d.h. als Zuschlagsstoff für Zement eingesetzt werden.

Übrigens weist der Name „Alte Bürg“ oder „Altenbürg“ auf eine dort früher bestehende Burg aus dem 12. Jh. hin, von der aber heute nur noch eine kleine, dem Hl. Hyppolyt geweihte Kapelle übrig geblieben ist, die wir noch kurz besichtigt haben (s. Bild 6).

Das zweite Ziel war der große aufgelassene Steinbruch am Riegelberg, den wir entlang an seiner Umzäunung rund herum umwandern konnten und der herrliche Ausblicke in die Tiefe bot (s. Bild7,8, 9). Leider wird er von Hüttner und Schmidt-Kaler nicht beschrieben. Aber auch ohne geologische Expertise waren die verschiedenen Kalksteinformationen sehenswert mit ihren Schichtungen und verschiedenen Farbtönen. Außerdem hatten wir von dort oben einen schönen Blick ins Ries, auch wenn das herbstliche Wetter etwas dunstig war (s.Bild 10). Vom Aussichtspunkt wäre es nur ein kurzer Abstieg zu den Ofnet-Höhlen gewesen, die wir aber aus Zeitmangel nicht besucht haben.

Der dritte Steinbruch Arlt bei Holheim war nicht weit weg und ohne Schranke oder Zäune gut zugänglich. Wie auch schon am Riegelberg konnte man auch hier versuchen, sich die Bewegungen der Gesteine der Kraterrandzone durch ihre jetzigen Schichtungen vorzustellen (s. Bild 11, 12 und 13). Diese Schichtungen sollen durch gegenläufige Bewegungen entstanden sein, wobei Kraterrandschollen nach auswärts geworfen wurden, während andere am Kraterrand nach innen abgleiten konnten, was zu der verwirrenden Lagerung der Schichten führte. Durch den hohen Druck wurden die Gesteine z.T. zertrümmert oder ihre Schichtung verändert.

Nach diesen großen Steinbrüchen mit relativ hohen Wänden an den früheren Abbruchkanten besuchten wir noch die dagegen klein wirkenden Reste der alten Steinbrüche am Südrand des Goldbergs. Hier haben wir es mit jüngeren Gesteinen zu tun, denn der Goldberg besteht aus Riesseekalken, die auf einer allochtonen Malmkalkscholle aufliegen. Am Rand des Riessees, der sich nach dem Meteoriteneinschlag gebildet hatte, hatten sich nach und nach Algenkalke abgeschieden, nach Absinken des Sees bildeten sich Spalten, in denen später Fossilien von Wirbeltieren gefunden wurden.

Diese Riesseekalke wurden früher in mehreren kleinen Steinbrüchen abgebaut und als Baumaterial verwendet, so z.B an der Minderoffinger Kirche. An den jetzt übrig gebliebenen Abbrüchen sieht man ganz unterschiedliche Strukturen (s. Bilder 14 bis 19), die durch die Algenabscheidungen entstanden sind und durch den Abbau des Kalksteins auch Löcher und Höhlungen aufweisen. Bei der Wanderung an den bizarren Abbrüchen vorbei sahen wir sogar noch einige Skabiosen-Flockenblumen und Malven (s. Bild 20)in Blüte. Schließlich gelangten wir auf die Hochfläche des Goldbergs und konnten noch einen schönen Ausblick ins Ries genießen (s. Bild 21), bevor die Abenddämmerung mit einem eindrucksvollen Wolkenbild (s. Bild 22) unserem Ausflug in die Erdgeschichte des Rieses beendete.

Vielen Dank an Günther Schreiber für seine gut gelungene Exkursion! Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung mit neuen eindrucksvollen Steinbrüchen im Ries.

Literatur:

Hüttner, R. und Schmidt-Kaler, H.: Wanderungen in die Erdgeschichte (10) Meteoritenkrater Nördlinger Ries,
Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2003, 2. Auflage

Bilder:

Bild 1: Landkarte mit Steinbrüchen bei Holheim
Bild 2: Steinbruch Altenbürg, heller Suevit unter und neben dunklerem zerrüttetem Kalkstein
Bild 3: Dunkle „Flädle“ in einem Suevitbrocken
Bild 4: Heller Suevit und rechts daneben geschichteter Kalkstein
Bild 5: Suevitquader an der Zufahrtsstraße zum Steinbruch
Bild 6: Besichtigung der Kapelle bei „Altenbürg“
Bild 7: Steinbruch am Riegelberg mit Warntafel
Bild 8: Blick in den Steinbruch am Riegelberg
Bild 9: Blick in den Steinbruch am Riegelberg
Bild 10: Ausblick ins Ries vom Riegelberg
Bild 11: Steinbruch Arlt bei Holheim
Bild 12: Steinbruch Arlt bei Holheim
Bild 13: Diskusssion im Steinbruch Arlt
Bild 14: Aufsteig zum Goldberg
Bild 15: Weg entlang am Goldberg
Bild 16: Günther Schreiber an einer Grotte am Goldberg
Bild 17: Alte Steinbruchkanten am Goldberg
Bild 18: Alte Steinbruchkanten am Goldberg
Bild 19: Gruppenbild am Goldberg
Bild 20: Blühende Malve (Malva alcea) am Goldberg
Bild 21: Ausblick ins Ries vom Goldberg
Bild 22: Abenddämmerung am Goldberg

Text von Hannelore Fancelli
Bilder von Hannelore Fancelli und Günther Schreiber