NÖRDLINGER  RIES
Natur und Landschaft
Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung

Das Nördlinger Ries ist eine besondere Landschaft, augenfällig auf dem Satellitenbild oder der Landkarte erkennbar, eingebettet mit seinen weiten Fluren, gleich einer Schüssel, zwischen der Schwäbischen und Fränkischen Alb.

Seine Entstehung im Juragebirge blieb lange ungeklärt. Forscher beschäftigten sich nahezu 200 Jahre lang damit, sie stritten noch vor 60 Jahren, als amerikanische Wissenschaftler zu dem Ergebnis kamen, dass es sich um einen Meteoriteneinschlag handeln muss. Das Ries ist einer der größten Meteoritenkrater mit über 25 Kilometer Durchmesser, die Folge einer Naturkatastrophe. Vor etwa 15 Millionen Jahren, im Miozän, kam ein Meteorit vermutlich aus dem Asteroidengürtel zwischen der Mars- und Jupiterbahn mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 100 000 km/Stunde, schlug auf mit unvorstellbarer Energie (Sprengkraft von 250 000 Atombomben oder 50 x 100-Megatonnen Wasserstoffbomben), drang etwa 1 000 Meter tief in den Boden ein und verdampfte in Bruchteilen von Millisekunden. Krater
Relief des Rieses und seiner Randgebiete entnommen aus Meteoritenkrater Ries.
Julius Kawasch

Ein Glutstrom zog über das Land, löschte im Umkreis von über 100 km alles pflanzliche und tierische Leben aus. Bis zu 60 Kilometer weit flogen tonnenschwere Gesteinblöcke, noch in Tschechien werden kleinere Gesteine als "Glastropfen" gefunden. Das ausgesprengte Gestein bildet heute den unverkennbaren Ringwall des Kraters.

Mondgestein
Mondgestein der Apollo-16-Mission April 1972
Sintflutartige Regenfälle folgten der Naturkatastrophe, füllten den mit Geröll zugeschütteten, abflusslosen Krater bis zum Rand mit Wasser. Es entstand der Riessee, der heute mit etwa 400 km² Wasserfläche der drittgrößte See Europas wäre. Rund um den See entstand Leben. Am Ende des Terziär, als sich nach rd. 2 Millionen Jahren die Alb hob, wurde der See zur Donau entwässert und verlandete. Erosion und Sedimentation folgten. Nur harte Riesseekalke blieben als Hügel erhalten, wie der Innere Wall, eine Kette von Bergen und Felsen aus aufgeschobenen und aufgeworfenen Schollen kristallinen Gesteins (Impakttrümmerreste).
Am Ende der Eiszeit wehte Löss in den Krater, Lehm- und Tongebiete wurden zum Teil von Sand überschwemmt. Es entstand der flache Kessel im Juragebirge, gleich einer Schale mit fruchtbarem Bauernboden, Siedlungen und Städten - das heutige Nördlinger Ries
Diese Landschaft prägt auch ein besonderes Klima. Die Durchschnittstemperatur von rund 8°C ist in Nördlingen spürbar höher als auf den angrenzenden Albhochflächen. Als Jahresniederschlag fällt im Zentral-Ries durchschnittlich nur 580 mm, am Riesrand bereits 700 mm und im Großraum des Jura zwischen 650 und 750 mm Regen. Das Ries gilt als niederschlagsarmes Gebiet in Süddeutschland. Diese geringe Wasserzufuhr, ohne weiteren Zufluss aus dem Gebiet der verkarsteten Alb, führt zu einer natürlichen Wasserarmut. Blick vom Kapf
Blik vom Kapf, eine abgerutschte Weißjurakalkscholle, im Hintergrund der Ipf, ein Zeugenberg,zeigt die ursprünglichen Lagerungsverhältnisse der Gesteine vor dem Einschlag
Relief, Boden und Klima schufen eine einzigartige Naturlandschaft: eine fruchtbare Kraterlandschaft, die eine intensive Landwirtschaft begünstigt und von einer besonderen Kultur prägt ist - das Nördlinger Ries.

Nur wenige Krater sind heute so gut erhalten und zugänglich wie das Ries. Es lockt noch immer Wissenschaftler wie Interessierte an, einst auch die Apollo-14-Astronauten, die in den Rieser Steinbrüchen trainierten, da sich nur hier Gestein findet, wie es auf dem Mond vorkommt.

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