_
  [ Online-Journal "LernCafe" ] [ZAWiW] [ SoLiLL ] [ Chat ]
_ _ _
  Dreieck nach obenGemeinsamLernen  
_ _ _
  Dreieck nach obenLerngruppen Logo ZAWiW
_ _
  Dreieck nach obenGemeinsam Lesen
_ _ _
    Dreieck nach obenWebseiten  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenLeserunden  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenAlte Leserunden  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenLeserunde 1  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenArbeitsraum  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenAutoren  
_ _ _ _
    Dreieck nach obenBöll  
_ _ _ _
    _Nürnberger Gruppe  
_ _ _ _
_
_  
_
_ Zurück - Inhalt
_ _
_ _
_ _
_ Kommentar 1
_ _
_ _ Jutta Döpfer
_ _
_ _
_

Druckversion

Heinrich Böll: Nicht nur zur Weihnachtszeit



Unsere Gruppe empfindet diese Erzählung als eine Satire auf die sinnentleerte Art, wie wir gemeinhin Weihnachten feiern. Der Konsum herrscht vor, heute wie zur Entstehungszeit von Bölls Erzählung in den 50er Jahren. Bei uns in Nürnberg zieht beispielsweise bereits im Juni Lebkuchenduft durch die Stadt, was wir als geradezu überdeutliche Aufforderung ansehen, an Weihnachtseinkäufe zu denken. Wie können wir uns von diesen Zwängen frei machen, ist eine Frage, die wir uns jedes Jahr wieder neu stellen sollten.

In Bölls Erzählung kann Tante Milla nicht auf die tägliche Weihnachtsfeier verzichten. Wir haben uns gefragt, inwieweit wir bereit sind zum Verzicht, der mit zunehmendem Älterwerden immer stärker von uns gefordert wird. Eindeutige Antworten haben wir hierzu nicht gefunden - ein Verzicht fällt nur dann leicht, wenn ein annähernd gleichwertiger Ersatz gefunden wird.

Wir haben überlegt, ob sich der Familienkreis so massiv Tante Millas Tyrannei hätte ausliefern müssen. Denn sicher wäre der Familienverband nicht auseinander gebrochen, wenn Tante Milla in ein Heim für psychisch Kranke gekommen wäre. Allerdings waren diese Heime in den 50er Jahren keineswegs gerüstet, für die Bedürfnisse solcher Patienten zu sorgen. Einige aus unserer Gruppe haben Umgang mit geistig behinderten Menschen im Familien-. bzw. Freundeskreis. Wir haben in unseren Gesprächen darüber festgestellt, dass heute die Betreuung dieser Menschen im Einzelfall gelöst werden muss - eine Betreuung kann im Heim ebenso gut und richtig sein wie in der Familie.

Dass die Erzählung mit leichter Hand geschrieben ist, geradezu amüsant wirkt in einzelnen Passagen, haben wir alle empfunden, doch auch, dass einem das Schmunzeln darüber mit zunehmendem Fortgang der Geschichte nicht mehr gelingen will.