|
|
Druckversion
Ingetraud Weber und Ruth Hattwig
Hier unsere Gedanken zu "Die unwürdige Greisin"
Die Geschichte ist aus dem Leben gegriffen. Die Frau war Hausmütterchen
und untertäniger Mittelpunkt der Familie. Sie war ständig bemüht, die
Familie zusammenzuhalten und die Interessen der Familienmitglieder zu
erfüllen. Nach dem Wegzug der Kinder, fühlte sie sich verpflichtet nur
für den Mann, der stets das Familienoberhaupt darstellte, zu sorgen.
Durch den Tod ihres Mannes hatte sie keine Pflichten mehr und versuchte
ihr Leben neu zu ordnen. Sie hatte ihre Aufgabe gegenüber der Familie
erfüllt und wollte sich nicht erneut unterordnen. Deshalb lehnte sie
auch den Einzug des Sohnes und seiner Familie in ihr Haus ab.
Gleichzeitig hielt sie Distanz zu den übrigen Familienmitgliedern.
Nach unserer Meinung ist ein zu enges Festhalten an den Kindern und
ihren Familien nur nachteilig. Es muss jeder den nötigen Freiraum haben,
der von beiden Seiten anerkannt werden muss. Wir haben unsere Kinder
erzogen, damit sie selbständig ihr Leben meistern können. Sie sammeln
ihre eigenen Erfahrungen und sichern sich damit ihr Bestehen in der
Gesellschaft.
Die Greisin suchte sich einen neuen Bezugskreis, wo sie anerkannt wurde
und wo sie mit Freude helfen konnte. Sie lehnte die Bevormundung der
Familie ab und lebte nach ihren eigenen Vorstellungen. Damit stellte
sich bei ihr eine innere Zufriedenheit ein. Trotzdem erfüllte sie
gewissenhaft ihre häuslichen Pflichten.
In Bescheidenheit und Würde ging sie von der Welt.
Diese Generationsprobleme treten in jeder Familie auf, die jede Familie
auf ihre Weise löst.
|