Ausdrucken

Zusammenfassung der Arbeitsraum-Texte zu Böll - Nicht nur zur Weihnachtszeit (1952)

Die Satire von Heinrich Böll, erschienen 1952, war für alle LeserInnen amüsant zu lesen, und trotz des nicht ganz leichten Themas, sogar anfangs als humorvoll empfunden worden. Allerdings wollte das Schmunzeln mit weiterem Fortgang der Geschichte nicht mehr gelingen.
Die Satire auf "leergelaufene bürgerliche Konventionen" wird allgemein als mehrschichtiger als der Brecht-Text erfahren. Im Vordergrund stand für alle LeserInnen die sinnentleerte Art Weihnachten zu feiern, und zwar grundsätzlich als fortgesetzter Prozess, zum anderen aber auch als Folge des 2. Weltkrieges. Der Krieg bringt nur "unerfreuliche Dinge" mit sich, der zum notgedrungenen Abschmücken des Weihnachtsbaumes führt. Das Leben kann nicht mehr seinen gewohnten Gang nehmen. Zynisch, verlogen, spöttisch und ratlos sind die Hauptpersonen, so die LeserInnen. Hervorgehoben wird die reiche Symbolik, mit der Böll es versteht den Krieg, die Kriegsereignisse in die Nachkriegszeit zu übertragen. Indem der Weihnachtsbaum wieder geschmückt wird, sollen die Dinge ungeschehen gemacht werden.
Ein anderes Schwergewicht haben die LeserInnen auf die Verfallserscheinungen der Familie gelegt. Rituale sollen die Familie vor dem Auseinanderbrechen retten, mit dem Ergebnis, dass dies tatsächlich passiert. Die Familie ist dem Druck, den Anforderungen durch die kranke Tante nicht gewachsen und versucht das Problem erst durch Nachgeben, später durch Verleugnung zu lösen. Hierher gehört für die LeserInnen auch die Frage nach der Rolle der älteren Frau, wiewohl durchgehend diese Frage nicht als die vorrangige von Böll angesprochenen Frage gilt. Dennoch sieht man auch die Möglichkeit, dies zu hinterfragen: die Ratlosigkeit einer Familie angesichts einer alten, geistig verstörten Frau, Alter und die scheinbare Notwendigkeit des Verzichts, Rituale als Hilfsmittel zum Umgang mit alten Menschen.
Letztlich ist natürlich auch die Gesellschaft und ihre Institutionen, hier z.B. die Kirche, den Veränderungen (Tante Milla) nicht gewachsen. Das Spiegelbild, das Böll der Nachkriegsgesellschaft vorhält, zeigt Opportunismus, konservative Haltung, Arroganz und Vorteilssuche.