Ausdrucken

Zusammenfassung der Arbeitsraum-Texte zu Hedwig Dom - Werde wie du bist(1894)

Zunächst hat die Erzählung der Kämpferin für die Frauenbewegung in der Einschätzung der LeserInnen des Projektes das gesamte Spektrum subjektiver Bewertung erfahren. Von einer "Erzählung ohne Wert" bis hin zu "beeindruckend" und "immer noch emotional" berührend. Auch die Lesbarkeit wurde entsprechend empfunden Der geistige Hintergrund der Erzählung wird zwar als anschaulich und entsprechend der Zeit von vor 100 Jahren geschildert, doch wird er nicht von allen LeserInnen als durchaus noch relevant für die Gegenwart gewertet. Beeindruckt hat er aber alle in seiner Deutlichkeit der Beschreibung des Aufbegehrens, des neu gefundenen Lebens im fortgeschrittenen Lebensalter. Das Alter bzw. das Altern hat alle LeserInnen angesprochen. Danach wird die Beschreibung des Lebens der A.S. als durch Kon-ventionen und geschlechtsspezifisches Rollenverhalten bestimmter Lebensverlauf interpre-tiert, der im Alter zur Bürde wird, und auch von den LeserInnen so nachempfunden wird. Daran ändert auch die zuweilen als theorielastig und demagogisch befundene Schreibweise nichts. Nicht selten wurde ein Mitgefühl, ein Nachempfinden der Situation spürbar, welches eine gewisse Relevanz dieses schon alten Textes für uns heutige Menschen belegt. Dass dabei die Autorin dennoch von einigen LeserInnen kritisiert wird für ihr teilweises Unverständnis der damaligen Zeit, mag an der Zeit selbst gelegen haben, wie von einzelnen LeserInnen auch angemerkt. Trotz aller Kritik an dem Text hat er nicht selten zu anregender und anhaltender Diskussion in den einzelnen Lesegruppen aufgefordert, manchmal sogar erstaunlicherweise, da unerwartet von den LeserInnen, z.B. in Lübeck, selbst. Besonders schön zu verfolgen ist in der Diskussi-on die sich entwickelnde Veränderung in dem Verständnis des Textes: "...Schilderung der Vorurteile und Regeln mit denen Frauen und Mädchen zu dieser Zeit leben mussten", und der Erkenntnis aus den Veröffentlichungen des Arbeitsamtes. Die Folgerung daraus lautet dann: "So wird die Berufswahl tatsächlich nicht nach rationalen Kriterien wie Eignung, Neigung und Chancenstrukturen bestimmt, sondern eher davon, was für Mädchen als passend angenommen wird. Dazu passt die Schlussfolgerung einer LeserIn, die da lautet: Der Text selbst erscheint mir doch überhöht dargestellt und bleibt mir etwas fremd. Aber eine Frage bleibt: Wo stehe ich selbst? - Was kann ich heute tun?"