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"Arnes Nachlass" von Siegfried Lenz

Betrachtung von Ewald Ristow


Die Erzählung befasst sich mit der Schilderung einer Familie , die im Hamburger Hafen auf einer Abwrackwerft lebt. Mit Eintreffen des Waisen Arne Hellmer im Alter von 12 Jahren einziger Überlebender aus einer Selbstmordkatastrophe seiner Familie ,dem Eigners des Kümos A L B A T R O S , bekommt die Familie des Werftbesitzers mit Vater Harald , Mutter Elsa , Tochter Wiebke-14Jahre-, und den Söhnen Lars und Hans-17 Jahre- mit, wie die Vergangenheit und deren Ereignisse auf die Entwicklung und die Verhaltensweise des nun 4.Kindes in der neuen Familie wirkt und Einfluss zu nehmen scheinen.
Arne, mit seinen 12 Jahren hoch sensibel, überdurchschnittlich intelligent, sympathisch und vorsichtig, begegnet als junger Mensch in der neuen Familie den unterschiedlichsten Mentalitäten und Charakteren: Vater Harald, dem nüchternen, fahrtenerfahrenen Praktiker, Chef der Abwrackwerft, Mutter Elsa, der feinfühligen umsichtigen, verantwortlichen Mutter und Hausfrau, Tochter Wiebke ,einer etwas oberflächlichen, kecken, pubertierenden und auf ihren Vorteil bedachten Person, Sohn Lars, dem umtriebigen , etwas schlitzohrigen jüngeren Bruder von Hans, dem ältesten Sohn, der mit viel Toleranz, Geduld, Zuneigung und brüderlicher Hilfe und Treue seinen neuen Zimmergenossen aufnimmt und gegen alle Angriffe verteidigt und Mut macht, und damit ein permanenter Dialogpartner mit Geborgenheit ist.
Kalluk , das Faktotum auf der Werft von Vater Harald, wird für Arne eine Vertrauensperson, mit der er ohne viele Worte Gedanken und Verstehen austauscht. Der Missbrauch dieses Vertrauens durch Arne führt vermutlich zu seinem Freitod .
Die Handlung ist permanent damit beschäftigt, Bruchstücke der Vergangenheit über den Handlungsrahmen hinaus an Erinnerungen von Arne und Stücken der Erinnerung mit der Gegenwart zu reflektieren. Die Sammelstücke von Arne könnten die Stützen und Stachel seiner permanenten Unsicherheit des „Ausgeschlossenen“ sein. Sein Wunsch mit dazuzugehören wird in seiner Hilfsbereitschaft gegenüber der ihn ausschließenden Gruppe von Wibke, Lars und Brunswiek zum tödlichen Verhängnis. Mit dem Verrat an seinem Vertrauten Kalluk wird seine Verzweiflung zur Katastrophe.
Die Gedanken von Hans, Lars, Wiebke und Vater Harald zum Tode Arnes lassen den Schluss zu:
---Erst der Verlust lässt uns begreifen ,was das Verlorene uns bedeutete.---