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Eine kommentierte Inhaltsangabe von Christa Böger


Milan Kundera, Die Unwissenheit (L'ignorance)

Fremde überall

Als 1969 der Prager Frühling niedergeschlagen wird, folgt Irena ihrem Mann nach Frankreich ins Exil. Dieser stirbt kurz darauf und Irena muss sich mit ihren Töchtern mit harter Arbeit in der Fremde allein durchschlagen. 1989 fällt der Eiserne Vorhang. Sylvie, ihre revolutionsbegeisterte französische Freundin drängt sie zu einem Besuch in der alten Heimat, zur "großen Rückkehr". Aber wo ist ihr Zuhause? "Ich lebe seit zwanzig Jahren hier. Mein Leben ist hier!" Irena weiß jedoch auch, dass "die Franzosen sich nicht dafür interessieren, was die Exilanten denken. Sie interessieren sich nur für uns als lebende Beweise für das, was sie denken."
Irena fährt ins freie Prag und trifft alte Freundinnen. Alle sind mit sich selbst beschäftigt, mit ihren Leiden während der kommunistischen Herrschaft. Niemand will wissen, wie es ihr in den zwanzig Jahren ergangen ist, niemand sagt "Erzähle!". Sie fragen, ob sie sich erinnert, ob sie kennt, was sie kennen. Sie versuchen "ihre frühe Vergangenheit und ihre gegenwärtiges Leben aneinander zunähen". Das ist der Preis, den sie zahlen muss, damit sie akzeptiert wird, wieder eine der Ihren wird.
Josef kehrt ist 1969 nach Dänemark emigriert.. 1989 besucht er seinen Bruder und seine Schwägerin in Prag. Sie nehmen ihm übel , dass er die Heimat verlassen hat. Sie wollen nichts von seinem Leben in Dänemark wissen, nichts von seiner dänischen Frau. So sagt er ihnen nicht, dass sie kurz vor seiner Reise gestorben ist und dass sie ihn trotzdem begleitet. Sie, die ehemaligen Parteigenossen, werfen ihm vor, dass er sich nicht hat einschüchtern lassen. Sie wollen verhindern, dass er seinen Teil des väterlichen Erbes verlangt. Resigniert macht er sich auf zu den alten Stätten, wo er lange gelebt hat. Sie sind ihm fremd geworden.
Er trifft sich mit Irena, die ihn auf dem Pariser Flughafen wieder erkannt hatte. Sie hatten vor zwanzig ein unvollendetes Abenteuer in Prag. Sie lieben sich so als "wollten sie alles, was sie versäumt haben und noch versäumen werden, in einem einzigen Nachmittag zusammendrängen." Irena bricht zusammen, als sie erkennen muss, dass er sich nicht an sie erinnert, dass er mit einer Fremden geschlafen hat. Befremdet verlässt er sie und kehrt nach Dänemark zurück.
Die Unwissenheit, auf Französisch geschrieben, ist ein "Romanessay" oder "Essayroman" über Emigration und Exil. Ein allwissender Erzähler philosophiert über Heimat, Fremdheit, über die Nostalgie, die große Rückkehr. Odysseus, der größte Abenteurer, aber auch der größte Nostalgiker, dient als Bezugspunkt. Ein leicht zu lesendes Buch, nicht immer gut übersetzt, das zum Nachdenken anregt.