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Mailen im Alter

Bearbeitungszeit 14.04.2003 bis 25.05.2003
Moderator Dieter Böckmann

Kurzreferat
Zusammenfassung

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Kurzreferat

Für mich bedeutet E-mailen:
Ständiger Kontakt/Austausch mit mehreren Partnerinnen und Partnern. Nur wenige meiner Verwandten, Freunde, Bekannten sind (noch) nicht im Internet.
Warum "im Alter"? Na ja, zunächst weil es, als ich jünger war, Internet und E-Mail noch nicht gab.
Und dann, weil E-Mailen so bequem ist. Keine Briefumschläge, keine Briefmarken, kein Weg zum Briefkasten. Und ein Brief (auf Internet-Englisch "snail-mail" = Schneckenpost) musste immer mindestens eine Seite lang sein. E-Mails sind es zwar oft auch, dürfen aber auch eine nur ganz kurze Mitteilung enthalten.

Meine Mailbox öffne ich jeden Tag - denn so wie ich, erwarten meine Partner stets regelmäßig und bald die Antwort. So werden Bekanntschaften zu Freundschaften.

Und E-Mails bieten viele Möglichkeiten:
Man kann
  • seine Antworten/Reaktionen direkt zwischen die Worte/Zeilen des Absenders
    schreiben,
  • eine E-Mail gleichzeitig an mehrere Adressaten senden,
  • eine empfangene E-Mail an einen oder mehrere andere Adressaten "weiterleiten";
    daraus entwickeln sich oft weitere Kontakte,
  • auch von anderen Internet-PC (z.B. auf Reisen) E-Mails senden, empfangen und
    beantworten,
  • sich URL schicken (da ist schnell drauf geklickt) - "...sieh' Dir das mal an ...",
    oder Texte im Anhänger anfügen,
  • mit lustigen Bildchen den Text anreichern und digitale Fotos mitsenden,
  • selbst "gemalte" Grafiken (Glückwünsche usw.) einfügen.
Bei mir kommt noch hinzu, dass ich mein Französisch üben kann - ob der Partner/die Partnerin in Frankreich oder Kanada wohnen.

Ich habe nur ein individuelles Problem: wegen meines Rückens darf ich nicht zu lange am PC "kleben".

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Zusammenfassung der Diskussion
Dieter Böckmann


An 35 Forums-Beiträgen und 6 Chats haben sich 11 Kolleg-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer beteiligt. Wegen der vereinbarten Begrenzung auf 2 Seiten sind nicht alle Aspekte und Bemerkungen wiedergegeben. Zitate sind kursiv gedruckt.

Warum mailen? Hier herrscht allgemeine Übereinstimmung. - Der Austausch von E-Mails ist für mich ein wunderbares Kommunikationsmittel und ich nutze es mit großer Selbstverständlichkeit - Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so eine ausgedehnte Korrespondenz wie heute, wo ich fast ausschließlich maile - Ich schreibe und erhalte täglich E-mails; für mich ist das eine einfache und schnelle Kommunikationsmöglichkeit. - Ein so enger Kontakt mit weit entfernten Verwandten/Bekannten war vor dem Zeitalter der virtuellen Kommunikation einfach noch nicht möglich. - Briefe schreiben hat mit dem Mailen einen neuen Aufschwung erlebt. - Eine Freundschaft ist entstanden, die mir sehr wichtig geworden ist und die ich nicht mehr missen möchte, und das fast nur über Mailkontakt. - Mailen eignet sich gut für die Zusammenarbeit in einer Lerngruppe. - Schon das rätselhafte Zeichen @ schien die Tür zum Gelobten Land zu öffnen. Ich ahnte, dass Mailen den gleichen Wendepunkt in der Geschichte der Kommunikation bedeutet wie einst Gutenberg und seine Buchdruckerkunst. - Telefonieren kann ich nicht zu jeder beliebigen Zeit, ich will ja das Familienleben nicht stören. Mails stören den Empfänger nicht; er liest sie, wenn Zeit dazu ist. - Vorteil ist, dass ich eine E-mail ohne großen Aufwand auf einmal an verschiedene Adressaten schicken kann.

Und warum "im Alter"? Weil es für uns früher die moderne Informationstechnologie noch nicht gab. - Wir nehmen deren Möglichkeiten viel bewusster wahr als die Kinder und Jugendlichen, die damit aufwachsen und für die die die Vorteile selbstverständlich sind. - Und zum Thema Einsamkeit : - Für Menschen, die wegen ihrer Behinderung ans Haus gebunden sind, ist der Computer ein Fenster zur Welt. Der einsame E-Mailer - dass ich nicht lache. Wenn ich einen Brief schreibe, sitze ich auch alleine an meinem Schreibtisch, deshalb bin ich doch nicht einsam.

PC und E-mailen können aber auch trennen. Bei vielen Paaren sitzt nur er oder sie am PC und mailt. - Der/die andere ist dann daran kaum beteiligt und die Erledigung der Post wird Sache desjenigen, den der PC nicht abschreckt. - Manche Paare haben zwei Computer, damit jede(r) unabhängig vom anderen mailen kann.

Stirbt der konventionelle Brief aus? Gehört bald das Papier in den Papierkorb und der Briefträger ins Postmuseum? Nein! Mit Verwandten und Freunden, die nicht im Internet sind, wechselt man nach wie vor Briefe. - Für manche Anlässe im Privatleben, z.B. Geburtstage, ist auch heute noch ein handgeschriebener Brief unerlässlich. Für mich entsteht dabei oft eine sehr große Nähe zum Empfänger. - Ich kann mir nicht vorstellen, einen Kondolenzbrief als E-Mail zu verschicken. - Schade ist es auch, dass die "Schönschrift" vielleicht verloren geht. Es steckt soviel "Gefühl" alleine schon in der Schrift. Merkt ihr auch, dass einem das manuelle Schreiben allmählich schwer fällt?

Unterschiede in Stil und Inhalt zwischen Mail und Brief? Da sind zunächst die Vorzüge des Schreibens mit dem PC: man kann nicht nur Schreibfehler sofort korrigieren, sondern ein Wort durch ein anderes ersetzen oder ganze Sätze oder Satzteile ausschneiden und an anderer Stelle einfügen. Das würde beim Schreiben eines Briefes u.U. mehrere Entwürfe erfordern. - Für eine wichtige persönliche E-Mail brauche ich genau so viel Zeit, wie für einen Brief der "altmodischen Art". Sie landet bei mir nämlich zunächst im "Entwurfordner". Und ich habe einen solchen Entwurf noch nie ohne Änderungen zum zweiten/dritten Mal gelesen. - Ich lagere E-mails grundsätzlich über Nacht ab. - Stil und Verwendung bestimmter Worte und Ausdrücke in Mails unterscheiden sich teilweise stark von denen handgeschriebener Briefe. - Aber auch Mails können sehr persönlich sein und in Form und Inhalt dem früheren Brief entsprechen. - Die Sätze sollen nicht holpern, nicht zu lang sein, übersichtlich bleiben. Meine Gedanken sollen klar sein, nachvollziehbar. Und ich will, dass den Lesenden Spaß macht, was ich da von mir gebe. Es soll immer so eine Art, na sagen wir ruhig "Kunstwerk", sein.

Antworten zwischen den Zeilen? Contra: - Herausschneiden von Textschnipseln aus meiner Mail und danach einen Kommentar dazu, das mag ich nicht. Für mich ist das wie das Schreiben zwischen die Zeilen meines Briefes - Nicht gerade guter Stil. - Mich stört es, dass meine Sätze in der Antwort wiederholt werden. - - Pro: Es ist durchaus angebracht und effektiv, wenn es um Termine oder die Beantwortung präziser Fragen geht. - Schnipsel-Methode JA ! Antworten mit Teilen einer Mail zu bestimmten Sachverhalten empfinden wir als besonders zeitsparend und praktisch, weil es zu sehr gezielten Antworten führt. - Ich habe mit meinen PartnerInnen seit langem die Angewohnheit, auf Teile des ursprünglichen Textes direkt zu antworten, mit unterschiedlichen Schriften und Farben.

E-mailen von unterwegs, ab einem Internet-Café oder irgendeinem Internet-PC? - Als Eltern standen wir mit unserem Sohn und seiner Freundin auf ihrer Weltreise durch E-Mails in Verbindung und haben die ganze Reise mit Tagebuch und Bildern miterlebt. - Aber nur wenige benutzen diese Möglichkeit. Die meisten wollen es entweder gar nicht oder kennen das "Verfahren" nicht (es wurde inzwischen für T-Online präzise mitgeteilt). - Postkarten, namentlich an Partner, die nicht im Internet sind, sind persönlicher. - Allerdings ist dann auch die Mailbox, wenn man wieder zu Hause ist, voll, evtl. sogar übergelaufen.

URLs in E-Mails versenden? Volkmar hat uns vorgemacht, wozu URLs verwendet werden können. Es wurde auch erklärt, was URL heißt. - Nach "Leipzig" wird sicherlich das Versenden von URLs öfter benutzt werden.

Animationen (Grafiken/Bilder in E-Mails)? Viele lehnen sie ab: Ich habe einfach mehr Freude an einem guten Schreibstil als an bunten Bildchen. Sie sind ja ganz witzig, aber auch kitschig und ablenkend und eben vorgefertigt - nichts persönliches dran. Es ist eine Typfrage: Wer auf Illustrationen steht, dem gefallen die bunten Bildchen; wer eher sachlich ist, mag lieber nur Text. - Aber auch: Ich persönlich freue mich über Animationen; wenn sie genau den Punkt treffen, können sie schon eine echte Pointe sein und aufmuntern. - Ich kann E-Mails schnell mit Bildern und verschiedenfarbigen Schriften schmücken. - Auf Reisen stört die lange Übertragungszeit. Viel hängt auch vom E-Mail-Programm ab. Die verschiedenen Techniken für Bilder/Grafiken und auch Fotos werden ausführlich erklärt.

Was macht man mit "alten" (versandten/empfangenen) E-Mails? Hier kam ein bunter Strauß von Antworten. - Manche speichern sie in Ordnern, wo man sie nach Betreff, Datum oder Absender/Empfänger leicht wiederfinden kann. Manche löschen sie, wenn es zu viel wird, oder wenn man sie nicht mehr braucht. - Ich mache regelmäßig "Frühjahrshausputz". - Ich habe einen extra Ordner für alte Mails an/von Freundinnen/Freunden, die lese ich von Zeit zu Zeit wie ein Tagebuch.. - Ich ziehe oft "alte" heran - das belebt den Kontakt. - Nach Abschluss eines Projektes brenne ich alle betreffenden Mails auf CD und hebe sie noch eine Weile auf.

Anfangs war ich als Moderator überrascht (und natürlich erfreut) über die rege Beteiligung. Jetzt weiß ich, warum: zu "Mailen im Alter" hat jede(r) etwas zu sagen, weil es uns Senioren eine neue Welt des Austauschs und der Kontakte eröffnet hat.

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