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Ganzheitliches Denken

Bearbeitungszeit 07.07.2003 bis 17.08.2003
Moderator Peter Schieweck

Kurzreferat
Zusammenfassung

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Kurzreferat

Was ist darunter zu verstehen?

"Gemeint ist damit ein integrierendes, zusammenfügendes Denken, das auf einem breiteren Horizont beruht, von größeren Zusammenhängen ausgeht, viele Einflussfaktoren berücksichtigt und das weniger isolierend und zerlegend ist als das übliche Vorgehen. Es ist ein umfassenderes, generalistisch orientiertes Denken, das auch eine andere Gestaltungs- und Lenkungsphilosophie verlangt. Es wird nicht auf das System eingewirkt, sondern mit dem System gearbeitet."  (PROBST/GOMEZ, 1991).
  • In allen Bereichen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung werden die Problemstellungen zunehmend komplexer.
  • Das traditionelle Ursache-Wirkungs-Denken reicht nicht aus, um die Auswirkungen von Veränderungen, unbeabsichtigte Nebenwirkungen bzw. Rückkopplungseffekte erkennbar zu machen und zu berücksichtigen.
  • Das Erfassen der vielfältigen Zusammenhänge im Wirkungsnetz ist die Voraussetzung für adäquate Lösungen und tragfähige Entscheidungen. (So wird z.B. beim "St. Galler Management-Modell" eine ganzheitliche, "systemorientierte Managementlehre" berücksichtigt.)
  • Ganzheitliches, vernetztes Denken ist eine Methode, die Probleme als dynamisches Netz aus Einflussfaktoren, Zielgrößen und Wirkungen zu begreifen.

Meine Denkansätze:

  1. Zu kurze (Zeit)-Horizonte führen letztlich zu falscher FÜHRUNG (und das galt schon zu der Zeit, als die Welt noch eine Scheibe sein sollte.) Der Blick auf das GANZE eröffnet neue Horizonte - auch ein Sichtwechsel kann schon hilfreich sein.
  2. Die fortschreitende "hyperaktive" Zerstörung des menschlichen Gemeinwesens, des Zusammenlebens, der Kulturen, der Erkennbarkeit und der natürlichen Kreisläufe der Natur erfordert konsequenterweise ganzheitliche Ansätze. Das ist eine neue Chance.
  3. Das zur Macht und Gier "unbrauchbare" Individuum ist in Anlehnung an Hermann Hesse WERTVOLL für die Gestaltung einer Zukunft unter ganzheitlichen Gesichtspunkten.
  4. Das Strategische und das GLOBALE benötigt das Korrektiv des Fühlens, des Denkens und des Handelns im Rahmen der Eigenarten bürgernaher und überschaubarer Regionen.
  5. Eine auf neue ganzheitliche Chancen ausgerichtete Erziehung und Bildung (Projekttage im Unterricht - Planspiele - Konfrontation mit der realen Arbeitswelt - Kontaktpflege zu Kulturen - einfach mehr als nur Fachwissen - Lebenswissen und Methodenwissen) kann das derzeit wieder wachsende chauvinistische, egoistische, nationale Denken ablösen, kann zu ganzheitlichem Tun anregen und NUTZEN erbringen.
  6. "...vom praktisch Machbaren darf nur das für Menschen und Umwelt vernünftig Wünschbare gemacht werden und davon wiederum nur der zu den ... Gesamt- zusammenhängen verantwortbare Teil." (Robert Baur, 28.03.00, Referat zum Buch "Welt-Unternehmer gefordert")
  7. Das ist der "Weisheit letzter Schluss" ... dass letztlich alles vergehen muss. Beharren ist tödlich. Der ewige Wandel erfordert stets neue Sichtweisen. Das ist das Leben. Ganzheitliche eben. "Weisheit bedeutet ganzheitliches Verstehen, tiefe Selbst- erkenntnis, eine langfristige Perspektive, gesunden Menschenverstand und gutes Urteilsvermögen." (Brücken in die Zukunft, Kofi Annan)
  8. Dennoch behaupte ich, wenn die ACHT fällt wird sie UNENDLICH - Kann es wirklich kein Ganzheitliches Denken geben? Suche nach Lösungen der Probleme ist stets unsere lebensnotwendige Pflicht. Leben und mit Veränderung leben, gestalten, Neues schaffen, Grenzen überwinden und erleben, wie alles zusammenwirkt.
Auf zu neuen Denkansätzen!

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Vorbemerkungen
Die nachstehende Zusammenfassung hat vor der Veröffentlichung allen Mitgliedern des Kollegs im Entwurf vorgelegen. Eine Reihe von ihnen vermisst das Eingehen auf die kritische, teilweise kontroverse Diskussion im Forum und in den Chats. Auch einige Formulierungen im Text fanden keine allgemeine Zustimmung. Wir veröffentlichen die von Peter Schieweck verfasste Zusammenfassung trotzdem ohne Änderungen.

Zusammenfassung
der Diskussion
Peter Schieweck


Zum Thema beteiligten sich 15 Teilnehmer in 5 Chats sowie 10 mit 30 Diskussionsbeiträgen im Forum.

In den Forumsbeiträgen wurden 36 Fragestellungen aufgeworfen, die aber in der begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit nicht vollständig erörtert werden konnten. Damit bleibt für die Zukunft noch viel Gedankenstoff für weitere offene Diskussion, um zum Baum der Erkenntnis gelangen zu können.

Zur Erörterung und Bereicherung des Erkenntniswissens gingen wir von o.g. Definition und Denkansätzen aus.
In der Diskussion kam zum Ausdruck, dass diese Fragestellung nicht für jedermann leicht zu verstehen ist, da ja unsere Denkgewohnheiten häufig linear und nicht komplex-vernetzt geprägt sind.

Sowohl in der Esoterik, der Astrologie und durch rechte und linke politische Strömungen wurde in der Geschichte ganzheitliches Denken missbraucht. Die Besetzung von Begriffen ist und bleibt eine politische Aufgabe.

Unsere Fragestellung richtete sich nur auf einen Bereich ganzheitlichen Denkens der Natur in Wirtschaft, Gesellschaft und Erziehung - zugleich aber auf den "Jahrhunderttraum" der Menschheit und Vision für die Zukunft.

Besonders schwierig zu verstehen war: Wie Besinnung auf das Ganze, das Ganzheitliche im Verhältnis zum Einzelnen? In den Diskussionen erfolgten zu dieser Problematik hilfreiche Erklärungen.

Besinnung auf das Ganze erfordert Toleranz und Kooperation und nicht Entfremdung vom "Mitsein" - mit dieser unserer Welt. Es verpflichtet also den Erfinder und Denker, Politiker und Ökonomen, Pädagogen und Philosophen zur "Verantwortung" des Einzelnen gegenüber dem Ganzen, dem Ganzheitlichen.

Unter Ganzheitlichem Denken verstehen wir Ganzheit und Teil, Vernetztheit, Offenheit, Komplexität, Ordnung, Lenkung und Entwicklung. Mit diesen Bausteinen kann es gelingen, umfassende komplexe und soziale Probleme zu lösen.

Wie sich zeigte, ist Ganzheitliches Denken in Deutschland schon seit Jahrhunderten bekannt. Aktuell aber sind u.a. die Schweiz und Österreich mit der Nutzung der Chancen, die sich aus dem ganzheitlichen Denkansatz ergeben, uns jedoch weit voraus.

Um die Möglichkeiten des Ganzheitlichen Denkens in allen Lebensbereichen wirkungsvoll zu nutzen, ist die Rolle des Menschen - des Einzelnen - von hervorragender Dominanz.

Das gilt besonders für jene, die gesellschaftliche Prozesse und Wirtschaftsabläufe leiten und lenken wollen.
Besonders hervorhebenswert erscheint uns das St. Gallener Modell.

Die Rolle des Menschen in Wirtschaftssystemen, die Gestaltung soziotechnischer Systeme, die Zukunftsforschung und u.a. die Bionik ist wesentlich. Die Frage steht, ob wir mit der Natur und ihrer Entwicklung gehen oder untergehen. Ganzheitliches Denken ist ökologisches, und auf Nachhaltigkeit gerichtetes Zukunftsdenken.

Den Menschen vor sich selbst zu schützen, ist die Herausforderung des neuen Jahrtausends.

Ausblick:

Die Erhaltung des Ökosystems Erde, der natürlichen Lebensgrundlagen für alle, und die Bekämpfung der Armut sind unmittelbar mit ganzheitlichen Denken verknüpft.

Aktuell ist die Feststellung des "Club of Rome" (1991):
"Wir sind reich an Wissen, aber arm an Weisheit, und wir suchen (immer noch) nach dem Schlüssel zum Überleben".
Und wir suchen nicht (mehr) nach dem Schlüssel eines (sozialen) "Perpetuum Mobile".
Hoffentlich!

"Armut schafft Demut;
Demut schafft Fleiß;
Fleiß schafft Reichtum;
Reichtum schafft Übermut;
Übermut schafft Krieg;
Krieg schafft Armut."

(W. Ostwald Gedenkstätte Großbothen)

"Alles wandelt sich.
Neu beginnen kannst Du mit dem letzten Atemzug."

[...] (B. Brecht)


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