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Haustiere und ihre Bedeutung für die Familie

Bearbeitungszeit 29.09.2003 bis 09.11.2003
Moderatorin Maria Burkard

Kurzreferat
Zusammenfassung

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Kurzreferat

So?

  • Mein Hund, mein bester Freund!
  • Wenn ich Kummer habe, hilft mir immer wieder meine Katze!
  • Krankenkassen finanzieren Hunde für gefährdete Jugendliche!
  • Das beste Mittel gegen Einsamkeit sind meine Vögel!
Oder so?

  • Bestie fiel zweijähriges Kind an!
  • Maulkorbzwang für Hunde gefordert!
  • Kind mußte wegen Papageienkrankheit ins Krankenhaus eingeliefert werden!
  • Schwangere Frau an Toxoplasmose erkrankt, Baby gefährdet!
Solche Zitate kann man zu hunderten finden.
Aus ihrer Widersprüchlichkeit läßt sich folgern, dass es durchaus verschiedene Meinungen zum Thema Haustier gibt.

Einige Argumente dafür:
Haustiere fördern die emotionale, geistige und soziale Entwicklung von Kindern, zum Beispiel das Mitgefühl oder die Rücksichtnahme - auch gegenüber Menschen.
Durch die Pflege des Haustieres lernen Kinder Verantwortung zu übernehmen. Ansonsten beschränken sich ihre Erfahrungen auf Plüschtiere, Tiere in Bilderbüchern, im Fernsehen oder im Zoo.
An Haustieren erleben viele Kinder ihre ersten Erfahrungen mit Krankheit und Tod.

Einige Argumente dagegen:
Haustiere kosten Geld und machen viel Arbeit.
Sie müssen auch im Urlaub versorgt werden.
Wenn sie sterben, wird das Kind sehr traurig sein.

Bei der Vorbereitung auf dieses Referat habe ich, wie man das bei einer virtuellen Gruppe erwarten kann, angefangen im Internet zu suchen, habe aber bald aufgegeben. Google bietet ungefähr 70.000 Adressen an. Immerhin hat mir dieses Ergebnis gezeigt, dass das Thema nicht so uninteressant sein kann.

Hier 2 Zitate.
Zweifellos sind die Deutschen tierlieb: In den meisten Haushalten gibt es mindestens ein Haustier. Besonders Paare ohne Kinder haben gerne ein Haustier um sich, bringen die Tiere doch Leben und Wärme ins Haus. (http://www.babywunder.de)

In einer dpa-Meldung von 18.10.2002 findet sich folgender Text:
Die meisten Deutschen sind der Ansicht, dass das Aufwachsen mit Haustieren wichtig für die Entwicklung von Kindern ist. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Emnid mit Sitz in Bielefeld in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Eltern for family" herausgefunden.
Demnach sagen 84 Prozent der 1000 Befragten, dass Kinder mit Tieren groß werden sollten. Davon, dass Haustiere im Familienleben insgesamt eine wichtige Rolle spielen, gehen 70 Prozent der Befragten aus. 63 Prozent meinen der Umfrage zufolge, Haustiere seien auch für Erwachsene wichtig.


Sicher bestätigen auch unsere eigenen Beobachtungen diese Entwicklungen:
In immer mehr Familien finden sich Haustiere.
Wer hat sich nicht schon beim Einkaufen über die vollen Regale mit Tiernahrung gewundert?
Wer kennt nicht die Fernsehwerbung, die das Beste für den vierbeinigen oder geflügelten Liebling anbietet?
Der Zeitungsstand am Kölner Bahnhof bietet über 50 Tierzeitschriften an.

Interessant finde ich, dass sich ohne Probleme Beiträge finden lassen, die sich positiv über Haustiere und ihren Einfluß auf die Familien äußern. Ich habe aber nur wenige wirklich negative Beispiele gefunden.
Häufiger sind Texte, die zwar auf Gefahren hinweisen, aber gleichzeitig auch zeigen, wie man sie vermeiden kann, wie etwa in einem Beitrag der AOK.
Hunde, Katzen, Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen und Vögel sind häufig in Haushalten mit Kindern anzutreffen. Doch so lieb und niedlich die kleinen Freunde sein mögen, kommt es doch immer wieder zu Biss- oder Kratzverletzungen, weil Kinder das Verhalten der Tiere falsch einschätzen. Eine andere Gefahr ist, dass Haustiere durch Würmer, Bakterien oder Viren Krankheiten auf den Menschen übertragen.
Und dann die einfache Lösung.
Lassen Sie Ihren Säugling oder Ihr Kleinkind nicht mit Hund oder Katze allein; lebendige Vierbeiner sind halt nicht so geduldig wie Stofftiere. Wenn das Kind alt genug ist, muss es den Umgang mit Tieren lernen, d.h. die Bedürfnisse und das Verhalten von Tieren verstehen.

Bei meinen Recherchen habe ich aber auch Artikel wie den folgenden gefunden. Er macht nachdenklich und gleichzeitig stellt sich die Frage, warum brauchen wir solche Vereine, sind wir vielleicht doch nicht so tierliebend, wie es auf den ersten Blick scheint?

50 tierische Jahre - "Bund gegen Missbrauch der Tiere" feiert Jubiläum
500.000 Haustiere betreut und vermittelt - Monatlich 52.500 Euro Kosten für die Betreuung der Gnadenhoftiere, darunter viele Exoten.
Die große, seriöse Tierschutzorganisation wurde 1952 als Nachfolger des von den Nationalsozialisten verbotenen "Bund gegen die Vivisektion" gegründet. Im Jubiläumsjahr 2002 blickt der "Bund gegen Missbrauch der Tiere" auf 50 bewegte Jahre zurück. Der Verband gehört heute mit über 23.000 Mitgliedern zu den großen, seriösen Tierschutzorganisationen in Deutschland.


Die Diskussion dieses Themas könnte auch für diejenigen interessant sein, die keine persönlichen Erfahrungen mit Haustieren haben.
Es soll darum gehen:      
  • Das Für und Wider näher zu beleuchten.
  •      
  • Die Gründe für diese Entwicklung aufzuzeigen.

  • Die Antworten könnte ich mir im ökonomischen, im soziologischen und im psychischen Bereich vorstellen.

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    Zusammenfassung der Diskussion
    Maria Burkard


    An diesem Thema beteiligten sich 12 Teilnehmer in 7 Chats sowie 11 mit 40 Diskussionsbeiträgen im Forum.

    Seit nur noch wenige Menschen mit der Landwirtschaft verbunden sind, gehören die Tiere nicht mehr zu unserem Alltag. Hier ist sicher einer der Gründe zu sehen, dass in Deutschland in jedem dritten Haushalt mindestens ein Tier lebt.
    Die Diskussion ging weit über die im Eingangsreferat gestellte Frage nach dem Für und Wider der Haustiere in einer Familie hinaus und sprach viele Aspekte der Beziehungen zwischen Mensch und Tier an.

    Nicht immer gelang es die anfänglichen Standpunkte zu verändern, so scheint sich der Satz zu bestätigen: "Entweder ist man ein Freund der Haustiere oder nicht".
    Klar wurde auch, dass nicht jeder Tierfreund jedes Tier mag. So kommt es oft vor dass Hundefreunde keine Beziehung zu Katzen haben und umgekehrt.

    Die zurückhaltenden, kritischen Beiträge waren in der Minderheit, sie kamen von Mitgliedern, die selbst keine oder kaum Erfahrung mit Haustieren hatten und dabei auch nichts vermisst haben. Oft spielten dabei die Wohnverhältnisse eine Rolle.
    Abgelehnt wurde die Vermenschlichung der "Kuscheltiere" die oft ein gesundes Gleich- gewicht zwischen Mensch und Tier vermissen läßt. Hierher gehört auch die Tendenz, Tiere als "Ersatz" für Kinder, Freunde, Partner usw. zu betrachten, genau so wie der Versuch, sie zur Demonstration der eigenen Macht zu missbrauchen. Die Problematik, dass man sich nicht binden will, spielt bei der Frage Haustier ja oder nein auch eine entscheidende Rolle.
    Die Hinweise auf die Verantwortung und die täglichen Verpflichtungen, die auf die Familien zukommen wurde auch von den "Befürwortern" gesehen, allerdings anders gewertet.

    Die zahlreichen Beiträge der Tierliebhaber zeigen, welche Bedeutung Hunde, Katzen, Vögel, Fische, Eichhörnchen u. a in den einzelnen Familien spielen und wie positiv die Erfahrungen sind.
    An erster Stelle stehen die pädagogischen Überlegungen.
    Ein Zitat, auf das sich mehrere Beiträge bezogen: "Wenn also ein Tier kein Spielzeug, sondern sozusagen Familienmitglied ist, halte ich eine solche Tierhaltung für pädagogisch wertvoll."
    Kinder können durch den Umgang mit Tieren sehr viel lernen, und zwar erheblich mehr als das immer wieder angeführte Pflicht- und Verantwortungsgefühl. Sie begreifen auch, dass Tiere Gefühle haben, die sie respektieren müssen und auch, dass sie ihre Gefühle ihnen gegenüber kontrollieren müssen. So kann ein Tier zwar trösten, aber es sollte nie "Blitzableiter" für Wutanfälle sein. Es wurde klar, dass ein Haustier eben ein Familienmitglied ist, auf das man Rücksicht nehmen muss, das seiner Familie auch sehr vieles zurückgibt. Hunde können ausgezeichnete "Babysitter" sein, sie können dem größeren Kind die Angst nehmen, wenn es allein zu Hause ist. Auch die Erwachsenen können viel profitieren. Die Hunde "zwingen" sie ihre Trägheit zu überwinden, geben ihnen die Möglichkeit in langen Spaziergängen die Natur zu genießen und sehr oft kommt es dabei zu Freundschaften zwischen Hundefreunden.

    Die weiterführenden Gedanken
    zum Thema Tiere sind so zahlreich, dass sie hier nicht alle behandelt werden können, sie zeigen aber, dass sich die Beziehung Mensch - Tier aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten läßt.
    Der Tod eines Tieres
    kann gerade für Kinder eine grundlegende Erfahrung sein. Abgesehen vom Trennungsschmerz stellt die Krankheit oder das Alter eines geliebten Tieres den Menschen vor oft schwierige Entscheidungen: Wie verhält er sich, wenn das Tier nicht mehr zu retten ist? Wartet man möglichst lange ab oder entscheidet man sich schnell, um weitere Schmerzen zu ersparen? Wer in der Familie trägt die Verantwortung?
    Oft wird die Trauer dadurch überwunden, dass man sich möglichst bald für ein neues Tier entscheidet.
    "Der Hund liegt da, vertrauensvoll wie immer. Er guckt einem an, ahnungslos ... . Schrecklich, wie man sich da als Mörder vorkommt." Die Teilnehmerin, die diesen Satz geschrieben hat, weiß aber auch, dass es keinen anderen Weg geben kann. Das Verhältnis Mensch - Tier ist, wie jede Beziehung, eine Beziehung auf Zeit.
    Allgemein begrüßt wurde die Möglichkeit, das Haustier auf einem Tierfriedhof zu begraben. In Deutschland existieren bereits 77 "Friedhöfe für Kuscheltiere", in München gibt es sogar ein Tierkrematorium.

    Einigkeit herrschte bei der Diskussion über die Bedeutung der Tiere als Helfer und Therapeuten. Allgemein bekannt sind Blindenhunde oder Spürhunde, die vielfältig eingesetzt werden. Seit einiger Zeit helfen Hunde auch bei der Betreuung behinderter Kinder, sie sind dann Seelentröster und Spielkameraden oder können sie bei ganz alltäglichen Verrichtungen unterstützen. "Tiere sind geduldige Zuhörer. Sie lassen psychischen Kontakt und Trauer zu. Hunde an der Leine sind Kontaktstifter."
    Auch die Delphintherapie für kontaktgestörte Kinder wird allmählich von der Medizin anerkannt.

    Obwohl die philosophische Begründung umstritten ist, war sich die Mehrheit der Teilnehmer darin einig, dass Tiere als Teile der Schöpfung "Würde" haben und dass der Mensch verpflichtet ist, diese zu respektieren. Die entsprechende Verankerung im Grundgesetz wurde als nicht ausreichend angesehen, es ist allerdings auch zweifelhaft, inwieweit sich solche Gesetze kontrollieren und durchsetzen lassen.
    Interessant ist sicher der Hinweis, dass Tierliebe nicht immer logisch zu erklären ist, dass sie in den Themenbereich "Gefühl und Verstand" gehört und auch in den des "Ganzheitlichen Denkens". "Wer sein Leben lang ohne direkten Kontakt mit der Tierwelt bleibt, ... kennt nur einen Teil des Lebens, seine Sicht ist unvollständig."

    Weitere Punkte, die angesprochen wurden, sind
  • Tiere in der Mythologie,
  • Tiere in der Literatur,
  • die enge Verbindung von Tier und Mensch, wie sie in vielen Märchen und Erzählungen sichtbar wird,
  • die unterschiedlichen Weltbilder bei Tier und Mensch,
  • Verständigungsmöglichkeiten - "Sprache" - zwischen Tier und Mensch,
  • Auswüchse der Tierliebe, die von der Industrie ausgenützt und beeinflußt werden.


  • Am Schluß dieser Zusammenfassung soll ein Zitat stehen, das sicher jeder, ob er nun Haustiere hat und liebt oder ob er eher reserviert ist, unterschreiben kann:
    Tiere sollen wir nicht nur schützen, sondern einfach als lebendige Wesen achten. Sie sind weder Plüschtiere noch Schmarotzer. Sie sind Erdbewohner wie wir. Sie sind nicht zum Spaß da. Sie leben.

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