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Ergebnisse VicenzaStand:Forschendes Lernen in SeniorengruppenForschendes Lernen existiert an verschiedenen Universitäten Vicenzas seit sieben Jahren. Für unsere Umfragen interessieren sich jeweils zwischen 10 bis 15 KursteilnehmerInnen an verschiedenen Orten. Wir bereiten den leitenden Dozenten auf die Methodik und die zu erreichende Zielsetzungen vor, ermitteln die Richtlinien, schlagen den KursteilnehmerInnen im Oktober jeden Jahres ein Forschungsthema vor, und von Mitte November bis im April des darauffolgenden Jahres treffen sich KursteilnehmerInnen und DozentIn einmal wöchentlich für je 2 Stunden. Ein/e KoordinatorIn leitet die Gruppen von Vicenza aus und tauscht sich monatlich mit den anderen 14 DozentInnen aus. Das in der Gruppe entstandene Forschungsmaterial ist bereits korrigiert und wird dann für die (jährliche) Veröffentlichung nach Abschluss der Forschungsarbeiten aufbereitet.ArbeitsmodalitätenJede Gruppe trifft sich, überprüft eingehend das Thema, legt die Prioritäten fest und trägt das Material zusammen. Jede/r KursteilnehmerIn erläutert, was er/sie gefunden hat, warum, und welche Erinnerungen er/sie hat. Die anderen ergänzen den Bericht. Zu Hause schreiben sie ihre Eindrücke auf, welche dann beim nächsten Treffen vorgelesen und gemeinsam korrigiert werden Der/die DozentIn nimmt dann die Endkorrektur vor. Eine/r schreibt diesen Bericht auf dem Computer, eine/r wählt die Fotos aus, ein anderer scannt sie ein, jede/r je nach Kompetenz und Können. Der Verweis auf schriftliche und mündliche Quellen ist Plicht.Die Anwesenheit wird registriert. Zielsetzung ist, den Zeitaufwand und die Lernmethoden des Forschenden Lernens von älteren Menschen zu erkennen, wobei der/die leitende DozentIn nicht nur die Weiterbildung, die Anleitung und die wissenschaftliche Supervision der Forschungsarbeit und des Studienprozesses garantiert, sondern auch die Interaktion der einzelnen GruppenmitgliederInnen beobachtet. Forschendes Lernen zum Thema Brot von Oktober 2000 bis Juli 2001Ich habe eine Forschungsgruppe über den Lebensstil und den Gebrauch des Brotes ins Leben gerufen, um Erkenntnisse über die Motivation, den Forschungsaufwand und die Verfahren zu gewinnen und nicht so sehr die Forschung im eigentlichen Sinne in den Vordergund zu stellen. Wir Dozenten arbeiten daran, die Modalitäten des Lernens im Erwachsenenalter zu erfassen. In Italien gibt es diesbezüglich keine Studien. Wir werden unser Forschungsergebnis an alle Universitäten Italiens weiterreichen. Der zugehörige Fragebogen besteht aus zwei Teilen: Brot, Eßgewohnheiten und das Brot im Leben der Italiener ( mit persönlicher Befragung).Der Forschung sind Grenzen gesetztEs gibt zwei gleichwertige methodische Ansätze in der sozialen Forschung. Die quantitative Forschung, die numerisch auflistet, und die qualitative Forschung, die im Vergleich zur quantitativen Forschen vorwissenschaftlich eingesetzt werden kann. Je nach Forschungserkenntnissen zieht man die eine Methodik der anderen vor.Da das Brot und dessen Gebrauch sowie die Variablen, welche die Gebräuche beinflussen untersucht werden mußten und verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und Gebiete gegenübergestellt wurden, hat man den quantitativen methodischen Ansatz gewählt und ein repräsentatives Muster von dem zu untersuchenden Bereich erstellt, die verschiedenen abhängigen und unabhängigen Variablen aufgeführt und einen Fragebogen mit Auswahlantworten und freigegeben Antworten etc erarbeitet. Gleichzeitig wurde eine quantitative Studie erstellt, welche aus eingehenden Interviews besteht, die Lebensgeschichten Gebräuche und Sitten aufzeichnen. Eines muss jedoch klar sein: egal welches Forschungsobjekt man auswählt, egal welche Methodik man anwendet, man wird nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit im Gegensatz zur zwar stichhaltigen jedoch unvollständigen Perspektive erforschen können. Tausend andere wären in der Lage die Kenntnisse über dieses kleine Stück Wahrheit anzureichern. Vom hausgemachten zum industriellen Brot."Ein Tisch ohne Brot ist nackt", haben alle Frauen der Umfrage geantwortet. Bis in die 30er Jahre stellten fast alle Haushalte ihr eigenes Brot her, und alle hatten das beste Rezept, mit dem besten Geschmack, der besten Konsistenz......Außerhalb der Stadt hatte fast jedes Gut einen eigenen Ofen und dem gemeinen Volk standen die Dorföfen zur Verfügung. Dort konnten sie ihr Brot backen, indem sie als Bezahlung einen "Krümel" (mica) hinterließen, in Anbetracht der riesigen Brote (mindestens 1 Kilo) von denen sie zwischen 20 und 30 Stück, je nach Fassungsvermögens, in den Ofen schoben (es reichte ungefähr für einen Monat).Die Frauen warteten den Sonnenaufgang ab, um ihren Teig herzustellen, weil sie sagten, dass mit dem Aufgang der Sonne auch der Teig besser aufgeht (ein sympathischer Aberglaube). Das Korn musste im August gemahlen werden, damit es während der heißen Jahreszeit nicht verderben konnte und weil man sagte, je trockener das Getreide, desto besser wurde das Mehl. Anders als das reine Mehl verwendeten auch manche Frauen eine Mischung aus Mehl und gekochten Kartoffeln; gekonnt gemacht, wurde es sehr saftig, locker und köstlich. Andere Sorten wurden aus einer Mischung aus Getreide und Bohnen gebacken; sehr geschmackvoll, jedoch teilweise etwas schwer zu verdauen. Diese Sorte wurde vorzugsweise von den Landbauern gegessen. Sie backten auch das sogenannte "pan de mistüra", aus Getreidemehl und türkischem Korn, oder auch mit Kleie oder Roggenmehl. Wenn die Hausfrauen, meist monatlich, den Teig zubereiteten, backten sie außerdem zur Freude der Kinder oder aus Tradition die sogenannte "Focaccia" (Brotfladen), indem sie dem Brotteig ein bisschen Öl oder Butter, Zucker und Rosinen beimischten. Ein anderes Mal hingegen machten sie zusätzlich zum Brot Brötchen aus türkischem Korn mit Zucker und Butter; und manchmal Brötchen mit Öl. Nachdem sie das Brot zum Backofen gebracht hatten, von denen es in den kleineren Dörfern nur einen einzigen gab, ( damals ein Privatbesitz des Lehensherrn) bezahlten sie die bereits genannte "mica". An einer Seite des Ofens befand sich eine kleine Öffnung, welche man geöffnet ließ während das Brot backte, um die Feuchtigkeit entweichen zu lassen. An den ausströmenden Duft erinnert sich ein jeder von den Befragten. Die Qualität des Brotes hängt tatsächlich von der Zubereitung des Teiges und dem richtigen Backen ab. Das gebackene Brot bewahrte man in Körben mit Henkeln auf, welche man an die Zimmerdecke hängte, um es vor Mäusen zu schützen; eine Kordel diente zum Rauf- und Runterlassen des Korbes. Das Brot musste mehrere Tage ausreichen. Diese Art der Vorratshaltung lässt auf den Brauch ganze Körbe von Weihnachtsgebäck zuzubereiten schließen, welche bis nach Dreikönig verzehrt wurden. Zu späteren Zeiten und in der Stadt wurde das Brot in Leinensäcken aufbewahrt. Das "schissoela" oder auch "chisso" kam vom Land und wurde aus gelbem Mehl, einem Ei , Weintrauben und Fett, besser gesagt Schweineschmalz zubereitet. Sie fetteten es mit Öl ein, zeichneten mit dem Fingern ein Kreuz darauf, dann nachdem er mit Holz angeheizt war, gaben sie es zum Backen in den Ofen. Man sagte, dass jedes Mädchen welches die Fähigkeit hatte die "schissoela" zuzubereiten, heiratsfähig war. Das Brot wurde als etwas Heiliges betrachtet, und fiel ein Krümel auf den Boden, so wurde er aufgehoben; und die Mutter wies ihr Kind an es ihr nachzutun, indem sie ihm erzählte, dass selbst Jesus Christus vom Pferd steigen würde, um ein Stück Brot aufzuheben. Dieses Gleichnis wurde als Mittel eingesetzt, um Sparsamkeit zu lehren. Aß man es warm, so sagte man, dass einem die Zähne ausfallen würden. Der Brauch, jedes Mal gleichzeitig mit dem Zubereiten des Brotes auch die "Foccaccia" zu backen war in allen Haushalten der Gleiche: und auch die Bäcker haben diesen Brauch bis heute übernommen, indem sie immer auch zusammen mit dem Brot die Foccaccia zubereiten. Der Bauer, wenn er keine Zukost zum Brot hat, röstet das Brot mit einer Knoblauchzehe an, gibt etwas Salz darüber und verwandelt es somit in ein geschmackvolles und appetitliches Mahl, welches vielen Leuten schmeckt. Sein Mahl bestand des Öfteren aus Brotstücken, welche er in Wein eintunkte. Die Landarbeiter und Tagelöhner aßen Nudelgerichte mit Brot oder Brot mit Salami als Vorspeise und im Anschluss Brot mit Wein. Das Brot wurde als vollwertige Mahlzeit angesehen und man sagte, dass es jeder Zukost entbehre. Die Qualität Brotes teilt sich in festen und weichen Teig. Aus dem festen Teig bereitet man die länglichen, die zum Knoten geformten Brote, das pane arriciato (arriciato = gelockt, gekringelt und die Grissini zu; der weiche Teig wird zur Verwendung von halbmondförmigem Brot und zur Zubereitung der "Foccaccia" verwendet. Die Bauern konsumierten ,neben dem bereits genannten gerösteten Brot auch große Mengen von Polenta, welche sie auf ganz einfache Art zubereiteten. Entweder mit Kohl oder mit Bohnen. Die Qualität der aus einer Mischung hergestellten erwähnten Brotteige war die gleiche, welche die Bauern noch im Jahre 800 aßen; dieses Brot war schlecht zubereitet und wurde nach einigen Tagen so hart, dass man es mit besonderen Messern zerteilen musste. Weißbrot wurde nur an sehr kranke Menschen verabreicht. Wohlhabende aßen Brot aus Bohnen und Getreidebrot nur die sehr reichen Leute. In einigen Regionen Italiens bäckt man noch die "schiacciata", einen großen Brotkuchen, der in der Glut gebacken wird. Als Beispiel hierfür könne das auf der "sciapa dar carmen" aus Brotteig hergestellte "ciope" oder das "fugassen" aus der Region um Voghera genannt werden. Die NachkriegszeitIn den Befragungen wird immer wieder an die Rationierung während des Krieges und an die Lebensmittelmarken für Brot erinnert. Brot zu besitzen war ein Traum, den zu träumen nur wenige sich leisten konnten. Eine alte Lehrerin erinnert sich an den verzweifelten Versuch einer Mutter den Sohn versetzen zu lassen, indem sie ihr ein Stück Brot versprach.Während der Nachkriegszeit und seiner zunehmenden Anzahl an Küchen mit Backöfen, wurde das Brot zu Hause wöchentlich gebacken; die Bräuche wurden zunehmend von den Elektrobacköfen verdrängt. Von Region zu Region entstanden verschieden Brotsorten. Die Brotreste wurden niemals fortgeworfen: auf dem Land bereitete man daraus das Futter für die Haustiere, aber auch in den Städten wurde es vorwiegend zum Backen von Keksen und kleinen Süßspeisen oder zum Einbrocken in den Milchkaffee oder in die Suppe verwertet. Die Befragung ergab, dass Männer keine besonderen Erinnerungen zum Thema Brot haben. Sie erinnern sich mehr oder weniger daran, dass sie von ihren Müttern geschickt wurden, das Brot beim Bäcker einzukaufen, dass der Betrag in ein Spesenbuch eingetragen wurde (man bezahlte alle 14 Tage oder monatlich) und an die Brotsorte. Die älteren befragten Frauen hingegen erinnern sich noch sehr gut an das Brotbacken zu Hause und an die verschiedenen Sprichworte zum Thema Brot (siehe Anhang). Die Jüngeren (Gymnasiastinnen) haben jedoch, ähnlich wie bei den Männern, keine genauen Erinnerungen. Von den bisher zurückgekommenen Fragebögen (51,61% Frauen und 48,39% Männer) in den Altersgruppen von 41 -50 Jahren (14,52%), 51 - 60 Jahren (22,58%), 61 - 70 Jahren (27,42%), über 70 Jahren (14.52%), wird Essen als etwas Genussvolles (60,66%) oder Nötiges (39,34%) bezeichnet; die meisten essen zu festen Zeiten (87,10%) gemessen an den familiären Gewohnheiten, an liebevoll gedeckten (88,71%), aber auch an eilig gedeckten Tischen (11,29%), sich unterhaltend (54,10%) oder beim Fernsehen (39,34%). Die Einkaufsgewohnheiten richten sich heutzutage nach den Medien und der Werbung (17,74%) und an von den Eltern übernommenen Gepflogenheiten (14,52%). 3,23% der Befragten sind Vegetarier. Zu 96,72% wird zu Hause gegessen und das Mahl von 48,39% der Befragten selbst zubereitet ( rund 45,16 % der Befragten sind Männer!), die dazu benötigten Lebensmittel werden im Supermarkt eingekauft (63,33%), entweder zweimal die Woche (30,65%) oder je nach Bedarf (48,39%). Die meisten nehmen ihre 3 Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) zu Hause ein (81,97%) zu denen sie im Durchschnitt 2 Stücke Brot oder mehr (35,48%), ein Stück Brot (35,48%) essen. 54,10 % legen Wert auf Geschmack und 61,02% auf gesundes Essen. Davon ausgehend, dass die Mehrzahl der ItalienerInnen zu Hause isst, ist der Verzehr von Brot relativ gering, auch wenn das Brot von allen geschätzt wird und vom Esstisch nicht wegzudenken ist. Anmerkung:1. Es wurden folgende Gruppen befragt:Rentner: 38,72% Arbeiter: 43,55% Grundschulausbildung: 16,13% Realschule:25,81% Gymnasium: 50% Hochschulabschluss: 8,6% In einer Familie lebend: 77,42% Allein lebend:9,68% Schaut im Durchschnitt 2 Std. täglich fern und geht jeden Tag aus: 69,35% Fährt in die Sommerferien: 82,26% Trifft sich mit anderen:62,91% |