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    _Zusätzliche Materialien  
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_ Inhalt
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_ _ Einführung
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_ _ Budweis Gruppe
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_ _ Granada Gruppe
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_ _ Lyon Gruppe
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_ _ Ulm Gruppe
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_ _ Vicenza Gruppe
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_ _ Eine Schottische Perspektive
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_ _ Brot in Erinnerungen
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_ Berches - Festtagsbrot der Juden
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_ _ Brot in Russland
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_ _ Brot und seine Bestandteile
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_ _ Brot in der Türkei
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_ _ Slowenien - Über das geliebte Brot
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_ _ Bratislava - Brot und Esskultur
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Berches - Festtagsbrot der Juden

Stand:


Der Berches früher und heute

Von den früher mehr als ein Dutzend Laupheimer Bäckereien, durften nur fünf den rituellen Berches herstellen. Es waren auf dem Judenberg die jüdische Bäckerei Weiler, in der Kapellenstraße die Bäckereien Burkert, Halder, sowie die Bäckereien Fetzer in der Rabenstraße und Fuchs in der Bahnhofstraße. Diese Bäckereien wurden durch einen Vertrag zur Einhaltung des Ritualgesetztes verpflichtet.

Die Zutaten des Berches sind auf helles Weizenmehl, Hefe, Backmalz, Salz und Wasser beschränkt. Das helle Weizenmehl war früher relativ teuer, zur Ehre des Schabbats wurde aber nur das beste verwendet. Es sind auch Rezepte bekannt in denen Öl, Eier und auch Milchprodukte verwendet werden. Jedoch wenn Milchprodukte im Berches verarbeitet werden, dann ist dieser nicht mehr "parve" bzw. neutral. Das heist, er darf nicht mehr mit fleischigen Speißen verzehrt werden. Nach dem Ritualgesetz darf auch eine andere der fünf Getreidearten verwendet werden. In Kriegszeiten, als Grundnahrungsmittel rationiert waren, ist bekannt, daß gekochte Kartoffeln zur Streckung des Getreideanteils im Teig verwendet wurden.

Da in Bad Buchau ebenfalls bis zum gewaltsamen Ende durch die Nazis eine jüdische Gemeinde bestand, findet man auch dort noch den Berches.

Allerdings wird er hier nur auf Bestellung von einer einzigen Bäckerei hergestellt. Der Buchauer Berches ähnelt in der Form dem Laupheimer Berches.

Im fernen USA, genauer gesagt im jüdischen Viertel von New-York, ist der Berches, wie wir ihn kennen nicht bekannt. In der traditionellen jüdischen Bäckerei in der Orchard-Street wurde mir berichtet, daß in der jüdischen Gemeinde in New-York eigentlich jedes Gebäck des jüdischen Bäckers für den Schabbat verwendet werden darf. Der Begriff Berches ist in New-York unbekannt, hier spricht man von der Challa.

Nach der gewaltsamen Zerstörung der ehemaligen Gemeinde in Laupheim durch die Nazis ist die Tradition dieses typischen jüdischen Brotes bis heute erhalten geblieben. Alle Berches, die heute in Laupheim zu kaufen sind, bestehen aus zwei aufeinandergesetzten Zöpfen. Teilweise wird für die Herstellung ein fünf Strangzopf unten und ein drei Strangzopf oben verwendet. Auch können zwei fünf Strangzöpfe verwendet werden. Vor dem Backen wird der Berches mit Wasser bestrichen und mit Mohn bestreut. Es gibt Traditionen in denen ein Berches mit Mohn und der andere mit Sesam bestreut wird.

Kein Weg ist den Laupheimern zu weit, um den Berches ihren Geschmackes zu bekommen. Viele gehen deshalb zu einer Bäckerei in der oberen Kapellenstraße.

Mögen wir uns in Laupheim des kulturellen Reichtums der ehemaligen jüdischen Gemeinde bewußt sein und sie und ihre Tradition in Ehre halten.