Slowenien - Über das geliebte Brot
Stand:
Betrachtung rund ums Brot
Immer wenn ich das Wort "Brot" hoere, ueberkommt mich ein
angenehmes Gefuehl. Brot bedeutet Zufriedenheit und Sattheit. Viele Menschen
aber sehen es lediglich als Grundnahrungsmittel, welches den Hunger nimmt. Doch
Brot ist viel mehr.
Slowenische Schriftquellen erwaehnen das Brot bereits im 13. Jahrhundert. In
Staedten und Maerkten begann sich im Zusammenhang mit der Zubereitung und dem
Backen von Brot auch das Baeckereigewerbe zu entwickeln. Heute sollte uns das
Brot - wie auch anderen Voelkern - einen der bedeutendsten Anteile in unserem
Kulturerbe bedeuten. Durch das Brot und mit dem Brot kennzeichneten sich die
Leute, ja oftmals bedeutete es auch den entscheidenden Wert für die Gliederung
der Menschen eines bestimmtenGebietes in eine Gesellschaftsstufe. Mit dem Brot
haengen gute und schlechte Zeiten ebenso wie gute und schlechte Ernten zusammen.
Und war die Ernte auch schlecht, die Leute wussten immer irgendwie Brot
zuzubereiten. Gerade deswegen kennen wir in Slowenien so viele Brotsorten aus:
Bohnen, Maiskolben, Bucheckern und Eicheleckern, Flachskapseln, Traubentreber
und aus weiteren Naturprodukten. Eine bedeutende Rolle hatte Brot bei
verschiedenen Feiern, wo es oft im Mittelpunkt stand. Leider verliert es
zunehmend an Bedeutung; der Umgang mit ihm ist oftmals katastrophal, ja es
landet als regelmaessiger "Gast" auf dem Muellhaufen. (J. Bogataj:
Kruh, kultura, dedišcina, hrana, simbol).
Infolge seines Naehrwertes und seiner bedeutenden Rolle in der Ernaehrung,
war das Brot nicht nur Nahrungsmittel, sondern bedeutete immer mehr. Wir koennen
sagen, es war ein Symbol des Lebens. Aeltere Leute brauchen es auch als
Hausheilmittel. Brotumschlaege waren wirksam bei verschiedenen Wunden,
Augenentzuendungen, aber auch bei Rueckenschmerzen. Brot gehoert zwar nicht zu
den aeltesten Nahrungsmitteln in Slowenien, zumindest nicht im taeglichen Leben.
Meist wurde es zu besonderen Gelegenheiten gebacken. Interessant ist auch, wie
sich die Art des Brotbackens entwickelte. Anfaenglich buk man es unter einem
Holzdeckel, der mit Glut bedeckt war, spaeter im Holzofen. Brot aus dem Holzofen
war sehr geschaetzt im Bauernhaushalt. Der Backtag wurde allgemein als Feiertag
angesehen (Mihelj, 1996).
Im Zusammenhang mit Brot sind viele Sitten entstanden, welche ihm noch mehr
Bedeutung im Leben der Menschen geben. Brot war seit jeher irgendwie
"tabu". "Ein Laib Brot darf nicht mit der Rückseite auf dem
Tisch liegen. Anschneiden durfte ihn der Hausherr, was auf seinen privilegierten
Stand im Haus und der Familie hinweist. Fiel ein Stueckchen auf den Boden,
musste es aufgehoben und gekuesst werden" (Mihelj, 1996, Seite 25). Diese
ungeschriebenen Gesetze verweisen auf die hohe Achtung, die die Menschen dem
Brot entgegenbrachten. Leider ist es heute nicht mehr so.
Brot war gegenwaertig bei Hochzeiten und sogar bei Begraebnissen. Die
Schwiegermutter empfing normalerweise am Hochzeitstag ihre junge
Schwiegertochter mit einem Laib Brot. Das Teilen des Brotes bedeutete auch das
Teilen der Hausarbeit. Am Todestag des Hausherrn verteilten die Angehoerigen
Brot im Dorf, damit ihm "die Erde etwas leichter" werde.
Zu besonderen Gelegenheiten wurde normalerweise besonderes, besseres Brot
gebacken. Zu Weihnachten wurde ein besonderes Brot mit eigenem Namen gebacken.
In der Steiermark nennen sie es "Božicnik" (Christbrot), in
Unterkrain wird das Weihnachtsbrot "Župnik" (Pfarrer) genannt, in der
Bela Krajina "Hadnjak" (...), in Oberkrain und in der Dolenska nennen
sie es "Poprtnik" oder "Poprtnjak" (Weihnachtsbrot). Jedes
Gebiet kennt seine eigenen Sitten im Zusammenhang mit Brot (Mihelj, 1996). Die
Wertschaetzung des Brotes und sein besonderer Wert entstanden in jener Zeit des
Brotmangels. Dies war letztes Mal nach dem zweiten Weltkrieg, wo es schwer war,
Mehl fuer Brot zu erhalten, der Fall. Auch heute kennen wir in Slowenien viele
verschieden Brotarten. Die haeufigsten Sorten sind: Bauernbrot aus dem Holzofen,
Weissbrot, Halbweissbrot, Schwarzbrot, Buchweizenbrot, Roggenbrot, Maisbrot,
usw. (Mihelj, 1996, Seite 39).
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