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    Dreieck nach obenZusätzliche Materialien  
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    _Ulm Gruppe  
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_ Inhalt
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_ _ Brottradition in Seissen
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_ Erzählcafe Brot
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Erzählcafe Brot

Stand:


Was bedeutet Brot in ihrem Leben? Frau Straub berichtet:

Ich bin 77 Jahre alt, stamme von der Schwäbischen Alb und kann deshalb erzählen, wie es vor dem 2. Weltkrieg war mit dem Brot. Wir waren arm und mussten das Brot sogar sparen. Einmal wöchentlich wurde gebacken. Am Abend vorher kochten wir einen großen Kessel Kartoffeln. Sie mussten einen Tag alt sein, damit man sie am folgenden Tag mit dem Brotmehl mischen konnte, um Mehl zu sparen, bzw. es zu "strecken". Die Kartoffeln wurden durch den Fleischwolf getrieben. 1/3 Kartoffeln, 2/3 Mehl aus Roggen und Weizen war das Rezept. In sehr schlechten Zeiten mischte man noch Gerstenmehl dazu. Es gab damals vorwiegend große Familien. Man füllte das Mehl in einen großen Holztrog, machte einen "Vorteig" aus Sauerteig, der stammte vom letzten Backvorgang, war also eine Woche alt. Dann stellte man den Trog mit Mehl und "Hefel" ( = Vorteig), am Abend vorher warm, z.B. an den Altdeutschen Ofen in der Wohnstube. Für den Hefel füllte man immer dasselbe Schüsselchen mit Teig und stellte es im Keller immer an denselben Platz. Länger als eine Woche durfte der Vorteig dort allerdings nicht stehen, sonst war er unbrauchbar. Fast jeder Bauer hatte eine Magd, die den Teig am nächsten Morgen machen musste. Die Bäuerin stand neben dem Backtrog und gab Salz, Kartoffeln, Sauerteig und warmes Wasser aus einem großen Eimer hinzu. Die Magd musste die schwere Knetarbeit übernehmen. 12 Laibe gab es etwa. Waren sie fertig geformt, ritzte man ein Kreuz ein. Alle Laibe deckte man mit einem Leintuch zu, um die "Haut" zu vermeiden. Eine andere weibliche Person vom Hof musste vorher im Gemeindebackhaus den Ofen anheizen. Dort konnte man 30 bis 35 Laibe auf einmal ausbacken. Zwei oder drei Familien mussten also gemeinsam backen. Eingeheizt wurde mit großen Reisigbüscheln aus Baumreis mit dicken Ästen dazwischen, das eineinhalb bis zwei Stunden lang brannte und den Ofen erhitzte. Alle halbe Stunde musste man nachschauen und die Glut gleichmäßig auf dem Ofenstein verteilen. Hatte man "Backen" in der ersten Runde am Morgen , musste man fast drei Stunden lang anheizen. Montags war Lostag, da zog man eine Nummer. Wollten 15 Familien backen, gab es 15 Lose, an einem Tag konnten drei Partien backen. Beim Sauerteig war es so, man hat nicht grundsätzlich seinen eigenen Teig gesäuert, sondern einen von der Bäckerin am letzten Backtag bekommen. Der Sauerteig wurde dann nicht so alt und das Brot ging schöner auf. Fürs Schwarzbrot nahm man keine Hefe.

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