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Überblick

Stand:


Das Modellprojekt "Gemeinsam lernen übers Netz" des ZAWiW ist seit März 2005 abgeschlossen. Die Idee des Projekts und das Angebot wird vom ViLE-Netzwerk weitergeführt.www.vile-netzwerk.de

Gemeinsamlernen - virtuelle Selbstlerngruppen für alt und jung


Carmen Stadelhofer / Christian Carls

Einführung

"www.gemeinsamlernen.de" ist eine internetbasierte Lernplattform im Internet, auf der sich Menschen mit gleichen Interessen finden, gemeinsam an Themen arbeiten und Gedanken austauschen. Bislang wurden in Vorbereitung und Verlauf dieses Modellprojekts 13 Lerngruppen initiiert. Insgesamt beteiligten sich rund 300 Personen - in allen Projekten ältere Menschen und in manchen auch jüngere Erwachsene und Jugendliche, beispielsweise StudentInnen und SchülerInnen. Das Projekt wird vom Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm durchgeführt und im Rahmen des Programms "Lebenslanges Lernen" der Bund-Länder-Kommission unter Beteiligung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds gefördert. "Gemeinsamlernen" wurde im April 2000 gestartet, die Förderung der Modellphase läuft bis März 2005. Die Teilnahme an Lerngruppen war in der Startphase des Modellprojekts kostenlos.

Beispiele

Das Spektrum der Lernprojekte soll an drei Beispielen deutlich gemacht werden, die sich - neben anderen Aspekten - durch einen unterschiedlichen Grad an Vorstrukturierung und Projektmoderation auszeichnen.

Heimat & Fremde

"Ein Mensch oder eine Familie kann zwei Heimaten haben: in die erste wird man hineingeboren, die zweite schafft man sich." Mit diesem Satz leitet ein Mitglied der Lerngruppe im Diskussionsforum seine Gedanken zum Thema "Heimat und Fremde" ein. Die Gruppe hatte sich auf einer Veranstaltung des ZAWiW im September 2000 zusammengefunden und arbeitete bis Mai 2002 an dem Projekt - weit länger, als je geplant und vorhersehbar war. Die 10 TeilnehmerInnen kamen aus verschiedenen Städten in Deutschland, eine Teilnehmerin kam aus Frankreich. Nach einer ersten, zweimonatigen "Brainstormingphase" wurde das Thema in 7 Einzelthemen unterteilt, die - bei abwechselnder Moderation durch Gruppenmitglieder - nach und nach gemeinsam bearbeitet wurden. Alle Vorlagen wurden auf der gemeinsamen Website zur Diskussion gestellt, wo dann später auch die Ergebnisse der Diskussionen (an denen sich manchmal auch "Externe" beteiligten) veröffentlicht wurden. Die Gestaltung der Website wurde schon nach kurzer Zeit von einem Teilnehmer der Gruppe übernommen. Nach 1 1/2 Jahren wurde die Arbeit mit der Erarbeitung eines gemeinsamen Erfahrungsberichts abgeschlossen (www.gemeinsamlernen.de/heimat).

Gestern war heute

Beim intergenerationellen Online-Projekt "Gestern war heute" diskutierte eine Gruppe älterer Menschen mit SchülerInnen über den gleichnamigen Roman von Ingeborg Drewitz, der an Gymnasien in Baden-Württemberg Pflichtlektüre ist. Es handelt sich um eine Familienchronik, die zugleich "Hundert Jahre Deutsche Geschichte" beschreibt. Für die SchülerInnen heute sind viele geschichtliche Ereignisse und Verhaltensweisen der ProtagonistInnen des Romans nicht leicht nachvollziehbar. Auf Initiative des ZAWiW schloss sich im Frühjahr 2000 eine Gruppe älterer Menschen aus verschiedenen Orten in Deutschland zu einer "virtuellen ZeitzeugInnengruppe" zusammen. Diese Zeitzeugen besprachen den Roman mit jeweils einem Deutsch-Grundkurs der 12. Klasse aus drei Gymnasien (aus Freiburg, Ulm und Stuttgart/Ostfildern) und erhellten hierdurch auf der Folie ihrer biographischen Erinnerungen den zeitgeschichtlichen Hintergrund. Die Gruppen wurden von der Projektleiterin beim ZAWiW sowie LehrerInnen der Schulklassen moderiert. Das ZAWiW übernahm auch die Gestaltung der Homepage (www.gemeinsamlernen.de/gesternwarheute).

E-Learning

"E - Learning - ein Thema für 50+?" war der Titel eines virtuellen Seminars, das von April bis Juli 2002 im Rahmen des Modellprojekts "Gemeinsamlernen" angeboten wurde. Daran nahmen neben den Seminarleitenden, Carmen Stadelhofer und Christian Carls, 20 Personen teil. Anders als bei den meisten zuvor durchgeführten virtuellen Lerngruppen, wurden hier das Thema, die Materialien und der Arbeitsplan von den Seminarleitenden recht detailliert vorstrukturiert. Für jedes Einzelthema wurde von Teilnehmenden in Einzel- oder Gruppenarbeit ein Referat vorbereitet, das für die entsprechende Woche als Diskussionsgrundlage diente.

Die Arbeit im Seminar folgte einem festen Rhythmus. Am Anfang der Woche wurde auf den Webseiten zum Kurs ein von Teilnehmenden erstelltes Referat zum Thema der Seminarwoche eingestellt. Über eine Mailingliste und einen Chat wurde dann zur weiteren Differenzierung des Themas ein erstes "Brainstorming" durchgeführt, in dem auch Fragen und Thesen formuliert wurden. Dazu fand im begleitenden Forum eine vertiefte Diskussion statt.

Die besonderen Möglichkeiten des E-Learnings in der allgemeinen Weiterbildung für Ältere wurden so in den Kurswochen Schritt für Schritt herausgearbeitet.

Lerngewinne

Die meist selbstgewählten Themen wurden in den Lerngruppen sehr intensiv bearbeitet - oft viel intensiver, als es von den Teilnehmenden am Anfang geplant oder vorausgesehen wurde. Dabei entwickelten sich viele Teilnehmende im Verlauf der Lernprojekte zu wirklichen "ExpertInnen" in ihren jeweiligen Themenfeldern.

Daneben läßt sich bei fast allen Teilnehmenden ein erheblicher Zugewinn an umfassender Medienkompetenz beobachten. Dazu trägt die Erfahrung bei, daß sich in virtuellen Lerngruppen der Umgang mit der Technik leicht, gewissermaßen "nebenbei", erlernen läßt. Das zum einen, weil in den meisten Gruppen untereinander viel technische Unterstützung geleistet wurde. Und zum anderen, weil beim gemeinsamen Lernen in der Gruppe erfahrbar wird, was an technischem Wissen wirklich wichtig ist und was nicht. Der Kompetenzgewinn im Bereich der Techniknutzung wird dementsprechend auch in Diskussionen und Befragungen von fast allen Teilnehmenden als besonders wichtiger Lernertrag angesehen. Neu waren für die Teilnehmenden speziell die kommunikativen Aspekte des gemeinsamen Lernens über das Netz. Selbst Teilnehmende, die sich mit den eingesetzten Techniken (Chat, Forum, Mailingliste) bereits auskannten, machten neue Erfahrungen mit dem Potential dieser Möglichkeiten in selbstorganisierter (und gut moderierter) Gruppenarbeit. Dazu noch ein Zitat aus einem gemeinsamen Beitrag einer Lerngruppe zu ihren Erfahrungen mit der Entwicklung des "richtigen" Kommunikationsmixes im Verlauf des Lernprozesses:

"Reale Treffen, Mailinglisten, Foren, Chat, das Telefon, sogar der Brief haben jeweils ihre eigenen Qualitäten. Wichtig ist es zu lernen, was womit am besten kommuniziert wird. Dazu gehört es, die Techniken zu erproben und Erfahrung zu sammeln." (Lerngruppe "Heimat & Fremde, in: www.lerncafe.de/lerncafe9, Rubrik "Lernprojekte").

Weiterentwicklung


Das Modellprojekt "Gemeinsamlernen" stößt bundesweit auf zunehmende Nachfrage bei SeniorInnen, die sich für die Idee selbstorganisierten Lernens über das Netz interessieren, weil sie nach alternativen Angeboten für ihre persönliche Weiterbildung suchen oder - von der "Technikseite" her - nach sinnvollen Einsatzmöglichkeiten der neu erlernten technischen Fertigkeiten Ausschau halten. Dieser steigenden Nachfrage stehen begrenzte Möglichkeiten des Modellversuchs "Gemeinsamlernen"- gegenüber, der nur über eine geringe Finanzierung verfügt.

Auf der Basis der Erfahrungen des Modellprojekts "Gemeinsamlernen" wurde deshalb auf Initiative des ZAWiW und einer Vorbereitungsgruppe aktiver SeniorInnen im Dezember 2002 der Verein "ViLE" gegründet - das "virtuelle und reale Lern- und Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener". Über den Verein "ViLE" soll begleitend zum virtuellen Austausch besonders die reale Zusammenarbeit vor Ort in lokalen und regionalen Gruppen gefördert werden (www.gemeinsamlernen.de/vile).

Literaturhinweise


Carls, Christian: Internet erschließen und sinnvoll nutzen. In: Daniel Hoffmann (Hg.): Mit Mausclick und Kaffeetasse: Internetcafés - Neue Lernorte und Treffpunkte für ältere Menschen. Köln, 2001.

Stadelhofer, Carmen: Selbstgesteuertes Lernen und neue Kommunikationstechnologien. Gutachten für das Bundesministerium für Bildung und Forschung. In: Dohmen, Günther (Hg.): Selbstgesteuertes Lernen und Neue Kommunikationstechnologien. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), 1999. Online unter www.uni-ulm.de/LiLL/gutachten1/.

Stadelhofer Carmen: "Forschendes Lernen" im dritten Lebensalter. In: Becker S, Veelken L, Wallraven KP (Hrsg) (1999) Handbuch Altenbildung. Theorien und Konzepte für Gegenwart und Zukunft, Opladen, S 255 - 267

Stadelhofer Carmen: Möglichkeiten und Chancen der Internetnutzung durch Ältere. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 33 (2000), S. 186 - 194.

Stadelhofer, Carmen: Gemeinsam lernen im und über das Netz. Hessische Blätter für Volksbildung: Neue Medien in der Weiterbildung, Heft 4 / 2000.

Stadelhofer, Carmen / Carls, Christian u.a. (Hg.): Internet sinnvoll nutzen - für Menschen ab 50 und davor. CD-Rom, 1999.

Stadelhofer, Carmen / Carls, Christian: Virtuelle Selbstlerngruppen: Weiterbildung für Ältere. Medienpraktisch 1/02, S. 19 - 22.