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Townstories

Stand:


Wo ich mich zu Hause fühle...

Margot Gruner

Über dieses Thema kann man recht lange nachdenken, denn es ist so leicht nicht zu beantworten. Es ist genauso schwierig wie die Frage: Was ist Liebe?
Jeder Mensch hat dazu seine ganz eigene Aussage, eben sein ganz eigenes Gefühl. Aber, ich bin gefragt, wo ich mich zu Hause fühle.

1934 wurde ich in der Großstadt Berlin, in einem Randbezirk, nämlich im heutigen Bezirk Treptow/Köpenick geboren. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe es nur zur Zeit der Evakuierung vor den Bombenangriffen, während des Zweiten Weltkrieges, verlassen. Ich bin Berlinerin und fühle mich hier zu Hause. Hier sind meine drei Kinder aufgewachsen, ist meine Mutter beerdigt. Hier ist das kleine Holzhaus, in dem ich heute lebe.

Ich bin immer sehr gerne verreist, aber auch immer wieder liebend gerne "nach Hause" gekommen.
Über 30 Jahre meines Lebens habe ich im Stadtbezirk Lichtenberg, in einer AWG-Wohnung (Arbeiter-Wohnungsbau-Genossenschaft "Vorwärts") verlebt. Dort sind meine Kinder groß geworden und von da aus sind wir auch kurz vor der Wende dann unsere eigenen Wege gegangen.

Ich bin wieder zurückgekehrt an den Ort meiner Kindheit, meine Kinder leben in anderen Stadtbezirken. Aber wir sind alle in Berlin geblieben.

Ich kenne Berlin, als es nach dem Krieg noch aus Trümmern bestand. Ich habe seinen Wiederaufbau erlebt. Ich habe erlebt, wie mithilfe der Berliner der "Berliner Tierpark" aufgebaut wurde. Eine Attraktion! Viele Sonntage habe ich mit meinen Kindern dort verbracht und die winzigen Perlhuhnkücken waren uns genau so interessant, wie die sibirischen Tiger oder die Menschenaffen und Krokodile.

Wir lieben unser Berlin.
Ich habe im Metropol-Theater die Berliner Symphoniker gehört, als das Konzerthaus am Gendarmenmarkt noch nicht wieder aufgebaut war.

Ich war im alten Friedrichsstadtpalast und habe dort "Schwanensee" vom Leningrader Ballett getanzt gesehen. Ich habe den neuen Friedrichstadtpalast besucht und bin auch von seiner Schönheit fasziniert. Ich habe den "Palast der Republik" gesehen im Bau und als er fertig war. Ich habe ihn besucht, habe bei einer Führung seine fantastische Technik kennen gelernt und habe mit Freunden dort Beethovens 9. Symphonie gehört.

Es war ein gepflegtes Haus, das seinen einfachen und prominenten Gästen immer ein freundlicher Gastgeber gewesen ist. Ich habe den Bau des Berliner Fernsehturmes erlebt und habe aus der Höhe, in seinem Turmrestaurant, unsere herrliche Stadt gesehen, wie sie aus der Asche und den Trümmern des Krieges wieder auferstanden ist. Auferstanden aus Ruinen...

Ich habe den Bau der Mauer miterlebt, der mich zwang, als nun wirklich Erwachsene, auch die Politik in mein persönliches Leben einzubeziehen. Die Politik hatte mich gezwungen mit offenen Augen über meinen eigenen Tellerrand zu schauen. Meine Großmutter starb in Westberlin und es war uns nicht möglich ihr die letzte Ehre zu erweisen. Die Freunde meiner Mutter lebten in der Überzahl im "Westen" und die Kontakte mussten sich auf Briefe beschränken. Für mich endete damals Berlin an der Mauer.

Ich durfte erleben, wie diese Mauer fiel. Die Gefühle schlugen damals, das ist heute wirklich schon fast 15 Jahre her, über allen Deutschen zusammen. Die Probleme, die sich aus der Wiedervereinigung ergaben waren seinerzeit noch nicht zu übersehen! Ich denke an Europa!

Hier, in Deutschland, handelte es sich um ein Land mit zwei unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Systemen und in 15 Jahren ist es noch nicht gelungen eine wirkliche Einheit herzustellen.
Und Europa? Wie lange wird es dauern?
Zurück, dorthin, wo ich mich zu Hause fühle!
Ich werde mich immer in dieser großen Stadt Berlin zu Hause fühlen, hier in der Nähe leben meine Kinder, hier habe ich Freunde, hier habe ich das Dach über dem Kopf, unter dem ich mich wohl und heimisch fühle, hier habe ich die Wiese am Haus, auf der ich im Sommer in der Sonne sitze.

Hier in Berlin ist meine Heimat, hier in Berlin fühle ich mich zu Hause. Ich durfte auf meinen Reisen viele interessante Länder und Menschen kennen lernen, vieles so Einmaliges anschauen, wie in Amerika den Bryce-Canon oder den Grand-Canon, die türkischen Altertümer oder die Naturschönheiten Kärntens und der Schweiz - Ich liebe Berlin und werde immer wieder hierher nach Hause kommen! .