Ein Workshop zum Thema Märchen lockte mich einst in die wildromantische Gegend des Oderbruchs. Zur Vorbereitung sollte jeder Teilnehmer „sein“ Märchen mitbringen. Mein Märchen? Ich hatte keines.
Aus dem Bauch heraus entschied ich mich für „Das hässliche Entlein“ von Hans Christian Andersen. Warum? Ich wusste es damals nicht.
Erst nach und nach entdeckte mein Verstand, was meinem Bauch längst kein Geheimnis mehr war. Dass „entwurzelt sein und heimatlos“ und „das eigene Rudel finden“ meine Themen sind und schon lange Zeit waren.
Kennt Ihr das Gefühl, in der Familie, im Freundeskreis, am Ort, dem Job, …nicht richtig, sondern fehl am Platze zu sein, sozusagen fehlbesetzt?
Ein Kuckucksei, gelandet im fremden Nest?
So fühlte ich mich und begann mit 33 Jahren, mehr aus einem vagen Gefühl heraus, mich auf den Weg zu machen. Wohin mich mein Weg führen würde, wusste ich, ja, ahnte ich nicht. Es war gleichsam wie im Märchen. Irgendwo da draußen, musste es „die Meinen“ geben, ein zu Hause, Hafen und Heimat.
Heute nun, mit fast Vierzig, bin ich die, die ich sein sollte und kreuze vor meinem Heimathafen: In meinem Wahlberuf schreibe, erzähle und singe ich Märchen und märchenhafte Lieder.
Freunde fand und finde ich überall in der Welt, Menschen wie ich, die offen, kreativ und neugierig durchs Leben gehen.
Mit dem engen Freundes- und Familienkreis gründeten wir einen Verein und beschäftigen uns mit regionalen Bräuchen, mit Jahreszeiten und naturnahem Leben. Wir praktizieren dieses Wissen und integrieren es in den Alltag.
Und, ich fand einen Wohnort - grün, wasserreich und mitten in Berlin – mit einem ganz besonderen Flair, inspirierend und schöngeistig.
Hier wohnen Freunde „um die Ecke“, mit denen ich Gitarre spielen und singen, trommeln, Fahrrad fahren und wandern kann. Zum Jahreswechsel 2003/2004 zogen wir in Berlin - Köpenick ein.
Einst schrieb Christian Morgenstern: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“
Nun, ich bin glücklich und dankbar, Beruf und Freunde und Wohnort gefunden zu haben, wo ich daheim bin.
„Heimkommen, endlich, nach langer Irrfahrt auf dem Meer des Lebens“– so lautet auch der Titel eines meiner Gedichte.