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Townstories

Stand:


"Begegnung in Berlin"

von Margot Gruner

Ich bin jetzt 70 Jahre alt geworden und denke oft über mein Leben nach. Ich kann es akzeptieren, wie ich es gelebt habe und freue mich, daß ich an vielen Aktivitäten auch heute noch teilnehmen kann. An manchen Aktionen, von denen ich früher nicht gedacht hätte, daß ich je so etwas unternehmen würde.

Zum Beispiel; meine Reise nach Amerika.

Da ich in der DDR, in Ostberlin gelebt habe, war für mich Amerika so etwa ein Land, wie "Alices Wunderland" und überhaupt nicht in die Wirklichkeit einbezogen.

Dann kam die Wende und die Welt stand offen! Noch war ich berufstätig, hatte ein Einkommen, Auskommen und Reisewünsche konnten erfüllt werden. Mit meiner Senioren-Sportgruppe wurde für 1996 eine Teilnahme an den World-Senior-Games, in St. George, Utah in Amerika geplant und durchgeführt. Mit 3500 Senioren aus 35 Ländern aus aller Welt hatte ich mit meinen Sportfreunden ein unglaubliches Erlebnis an menschlichen Begegnungen, an sportlichen Erfolgen, immerhin für mich persönlich der Gewinn der Silbermedaille im Kugelstoßen. Die wunderbare Begegnung mit der einmaligen Natur Amerikas, die jahrelang in der Erinnerung meinen Herzschlag zum schnelleren Schlag beflügelte.

Es war einmalig. Dort lernte ich auch die Bonner Truppe um Sisu Steinschulte kennen. Sisu Steinschulte leitet den Klub "Sechzig-na und?" und gibt das gleichnamige Magazin heraus. Eine wunderschöne Zeitung für alle Junggebliebenen. Sie hatte mich in der Folgezeit zu sich nach Bonn eingeladen, ich lernte ihre Familie und ihr Heim kennen. Sie bereitete eine Lesung in Ihrem Verlag vor und begleitete mich mit einigen Klubfreunden zu einer anderen offiziellen Lesung in Köln.

Unsere Kontakte ließen später nach, aber es blieb eine Verbindung und wir gaben uns ab und zu telefonische Lebenszeichen. Später, als ich Rentnerin war, waren derartig großartige Reisen, wie die Teilnahme an den World-Senior-Games, finanziell dann nicht mehr möglich.

Dann kam ein Anruf von Sisu, sie würde mit einigen Klubmitgliedern nach Berlin kommen, sie würden sich die "MOMA" anschauen, die "Blue Man Groupe" und ansonsten Berlin unsicher machen. Sie würde mich und 2 andere Berliner gerne treffen wollen.

Ich war begeistert. Wir verabredeten uns um 18.00 Uhr am Lustgarten um weiter zu bummeln und mal wieder miteinander zu schwatzen. Um Himmelswillen, ich erkannte mein Berlin nicht wieder! An diesem heißen August-Spätnachmittag schien alle Welt im Stadtzentrum unterwegs zu sein.

Wie, um alles in der Welt sollte ich da die Bonner Truppe finden? Womöglich hatte Sisu sich verändert und die anderen kannte ich sowieso alle nicht, aber Chuck, den würde ich sicher wieder erkennen. Chuck ist der amerikanische Lebenspartner von Sisu.

Aber, pünktlich um 18.00 Uhr liefen wir uns in die Arme! Auch die beiden anderen Berliner waren gekommen. Wir entschlossen uns zu den "Hackischen Höfen" zu spazieren, wir haben das nicht bereut. Dort haben wir zusammen gegessen und geschwatzt. Ich bin zwar Berlinerin, aber auf die Frage: "Wie groß ist Berlin und wie viele Einwohner hat die Stadt?" Da war ich mir nicht mal sicher, ob ich mit 3,5 Millionen Einwohnern auch richtig liege.

Sisu rückte natürlich mit ihrem Anliegen an uns 3 Berliner bald heraus, hier soll eine aktive "Snuc"-Gruppe aufgebaut werden.

Wie das funktionieren soll, ist mir noch nicht klar, denn Berlin ist groß. Man könnte höchstens in jedem Stadtbezirk eine Gruppe gründen. Nun gut - kommt Zeit, kommt Rat! Also, werde ich auch hier wieder in neue Aktivitäten stolpern, mehr oder weniger erfolgreich.

Hurra, ich lebe noch! Hurra, ich lerne noch! Hurra ich erlebe Begegnungen mit meiner Stadt und in meiner Stadt.

Berlin, wenn ich den geschundenen "Palast der Republik" sehe, wird mir schwer ums Herz; aber das war schon immer so, altes muß weg, wenn Veränderungen eintreten. Der Palast hätte ein Denkmal bleiben können, aber nun wird er abgerissen.

Ändern kann ich es sowieso nicht, aber ich kann meine Meinung sagen, ich kann Neues, Anderes kennen lernen und kann mich mit der Idee eines großen Europas vertraut machen. Hurra, ich lebe noch!