_
 
[ EuCoNet ]   [ ZAWiW ]   [ SoLiLL ]   [ LiLL ]    [ Gemeinsamlernen ]I
_ _ _
  Dreieck nach obenTownStories  
_ _ _
  Dreieck nach oben---- Texte ---- Logo ZAWiW
_ _
  _Berlin
_ _ _
_
_ < Seite 9 von 11 >
_
_ Zurück - Inhalt
_ _
_ _
_ _
_ _ Sich wohlfühlen
_ _
_ _ Mein Berlin
_ _
_ _ Flüsse
_ _
_ _ Mein Viertel
_ _
_ _ Begegnungen
_ _
_ _ Plätze
_ _
_ Geschichte
_ _
_ _ Texte von anderen
_ _
_ _ Freizeit
_ _
_ _ Kuriositäten
_ _
_ _
_ _ _ _ _ _

Townstories

Stand:


Familie Blohm

Gisela Stange


Jeden Montag erschien der Zöllner Blohm, der an der Glienicker Brücke 1953 Dienst tat, in der Jugendherberge Louise Schroeder und kontrollierte unsere Kaffeespende der Amerikaner. Die Jugendgruppenleiter mussten mir vorher auf einer Liste unterschreiben, wie viele Nescafe Büchsen sie für wie viele Gruppenmitglieder von mir erhalten hatten.
Dabei fragte Herr Blohm eines Tages, ob er mit seiner Familie ab und an ein Wochenende in der Jugendherberge verbringen dürfe. Ich nannte ihm den Weg wie er zu einem Familienherbergsausweis kam. Danach bat er mich für ihn einen Zivilanzug aufzubewahren, seine Kinder in Kleinmachnow dürften nicht wissen, das er beim Berliner Zoll tätig sei. Nach Kriegsende habe er sich als ehemaliger Feuerwerker aus der Gefangenschaft nach Berlin zu seiner Mutter entlassen lassen. Diese lebe mit ihm in einer 1 Zimmerwohnung. Seine Ehefrau mit den drei Kindern sei in der sowjetisch besetzten Zone immer näher nach Berlin umgezogen und wohne nun in Kleinmachnow. Eine Familienzusammenführung war bereits seit 1946 beantragt. Ich stimmte zu und folgender Ritus entwickelte sich bei den Besuchen.
Nahm er im Dienst wahr, das seine Familie kam und auf der anderen Grenzseite kontrolliert wurde, meldete er sich bei den Kollegen ab und lief mit einem schnellen Spurt in die Jugendherberge. Er zog schnell den Zivilanzug an, gab mir die Uniform in Verwahrung und spurtete zurück, um seine Familie an der westlichen Kontrolle zu begrüßen. So nahm ich an dem „Wochenendfamilienleben“, mit dem gebührenden Abstand, teil. Als Vater Blohm eines Tages mir die Genehmigung der Familienzusammenführung nach Westberlin zeigte, war die Freude groß. Er hatte eine Wohnung in der Schützenstr. in Steglitz zugewiesen bekommen und die Zusammenführung der Familie sollte über die Glienicker Brücke an einem Montag erfolgen. Mit seiner Frau hatte er die ihm zugewiesene stark verwohnte Wohnung bereits angesehen. Sie hatte dazu nur erklärt:“ Wir werden es schon schaffen, Zimmer für Zimmer nacheinander zu renovieren.