Eine Bank hart am Ufer, hinter mir der Park, voraus die Spree. An einer Scheidelinie zwischen Land und Wasser, zwischen Verharren und Fließen - und zwischen zwei Elementen. Zu meinen Füßen das sattgrüne Gras will noch nicht vergilben, die Parkbäume in meinem Rücken haben schon die sonoren Farben des Herbstes übergestreift. Auch eine Scheidelinie, dieser Herbst. Es ist schnell gegangen, der Altweibersommer hat es so gemacht. Über das Wasser auf der Stralauer Halbinsel erweist ihm ein flammender Ahorn seine Reverenz. Am Friedhofsufer dümpeln angekettet zwei alte Kähne, die Dorfkirche auf dem Totenacker zwinkert mir derweil mit ihrer schiefen Turmhaube verschmitzt zu. Die Blässrallen zwischen den Ufern tauchen nur selten unter, genießen die wärmende Sonne. Oder wollen sie die Liebfrauenfäden nicht verpassen? Die hängen vielleicht noch am Müggelsee fest, nach Osten zu. Von dorther kommen sie nämlich, wie die Spree auch. Ich sitze und warte. Allmählich dringt Kühle von der Bank in meinen Körper. Wann, um Himmels Willen, kommen die Spinnfäden des Altweibersommers vorbeigeflogen? - Ich will mich an sie hängen.